Corona-Krise

„In dieser Situation mussten wir handeln": Südtirol setzt harte Maßnahmen

"Wir müssen jetzt handeln! Wenn wir uns alle gemeinsam an die Regeln halten, können wir die Infektionswelle brechen", lautete der gemeinsame Appell von Vettorato, Kompatscher und Widmann.
© LPA/Guido Steinegger

Ab heute gilt zwischen 22 und 5 Uhr eine Ausgangssperre, Restaurants schließen um 18 Uhr. Die Grenze zu Tirol soll allerdings offen bleiben.

Bozen, Innsbruck – In Südtirol waren gestern 4561 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, 350 mehr als noch am Vortag. 163 Covid-Patienten werden auf den Normalstationen der öffentlichen Krankenanstalten behandelt, 70 in Privatkliniken, 42 in einer Quarantäne-Einrichtung in Gossensaß. 19 Männer und Frauen brauchen intensivmedizinische Betreuung. Die Situation spitzt sich zu, weshalb sich die autonome Provinz zum Handeln gezwungen sah. Ab heute gelten strenge Regeln, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Arno Kompatscher (LH Südtirol): „Die Maßnahmen sind äußerst unangenehm, aber in dieser Situation mussten wir handeln.“
© Foto TT/Rudy De Moor

„Die Maßnahmen sind äußerst unangenehm“, sagte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher gestern bei einer Pressekonferenz in Bozen. „Sie bringen ökonomische Nachteile mit sich, tun auch persönlich weh, weil sie soziale Kontakte einschränken, aber in dieser Situation mussten wir handeln.“ Deshalb wurde, bis vorerst 24. November, eine Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr verhängt, Restaurants und Geschäfte schließen bereits um 18 Uhr – von dieser Regelung ausgenommen sind Lebensmittelläden und Apotheken. Bars, Konditoreien und Eisdielen müssen werktags um 18 Uhr zusperren, an Wochenenden und Feiertagen überhaupt nicht öffnen. Private Feste und Feiern werden verboten, Ki. Die von der Südtiroler Landesregierung beschlossenen Regeln sind strenger als jene, die der Staat Italien vorgeben würde.

Ein „rasanter Anstieg bei den Zahlen“ sei in den vergangenen zwei Wochen zu beobachten gewesen, betonte der Südtiroler Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Dass diese Entwicklung bereits jetzt, Ende Oktober, einsetzt, habe ihn und auch viele Experten überraschend. „Ganz Europa hat es sich nicht so früh erwartet, aber dass es so kommt, was klar.“ Sorgen bereitet Widmann die Tatsache, dass viele der neu positiv Getesteten auf keine bereits bekannte Cluster zurückgeführt werden können. „Wir haben derzeit rund 100 nicht zuordenbare Infektionen pro Tag und sehr viele symptomatische Fälle.“ Allein vom 23. bis zum 30. Oktober wurden laut dem Landesrat zwölf Tote im Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnet, seit Beginn der Pandemie starben in Südtirol 308 Menschen.

Thema war die angespannte Lage gestern Nachmittag auch bei einer Videokonferenz der Landeshauptleute der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), sein Südtiroler Amtskollege Arno Kompatscher und der Trentiner Landeschef Maurizio Fugatti betonten im Anschluss daran, einander im Falle einer Überlastung des Gesundheitssystems mit freien Kapazitäten auszuhelfen. Gerade in schwierigen Zeiten sei diese Form der Solidarität äußerst wichtig. „Unser oberstes Ziel ist, die Grenzen offen zu halten, um die Mobilität in der Europaregion zu gewährleisten“, erklärte Platter als derzeit amtierender Euregio-Präsident. (bfk)

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