"Als gäbe es kein Virus": Entsetzen und Ärger bei Tiroler Kirchenbesuchern
Die Beschwerden über nicht eingehaltene Corona-Maßnahmen in Tirols Kirchen mehren sich. "Die Feiern werden abgehalten, als gäbe es kein Virus“, beschreibt etwa ein Gläubiger aus dem Zillertal.
Zell a. Z. – Nach mehreren Messbesuchen in der Pfarrkirche Zell am Ziller zeigte sich ein Tiroler erschüttert. „Als verantwortungsvoller Bürger und gläubiger Katholik bin ich entsetzt, verärgert und frustriert. Die kirchlichen Feiern werden abgehalten, als gäbe es kein Virus“, beschreibt Andreas A. im TT-Gespräch. Laut ihm gebe es keine Besucherbeschränkung, keine gekennzeichneten Sitzplätze, kaum jemand trage Maske und Abstände würden auch nicht eingehalten. „Und es gibt Mundkommunion en masse. Ich weiß, es ist nicht ausdrücklich verboten – aber sicher ideal zum Verbreiten des Virus“, sagt er.
Entsetzt haben ihn aber vor allem die Worte des Dekans Ignaz Steinwender: „Bei der Predigt meinte er, dass wir uns nicht fürchten sollen, wir müssten ja alle sterben.“ Andreas A. findet, dass der Seelsorger unverantwortlich agiert und eher das Bild vermittelt, er sei immun gegen das Virus. Das bemängeln zunehmend aber auch andere Kirchenbesucher in ganz Tirol. Die Beschwerden nehmen zu. Andreas A. hat sich nun an die Bezirkshauptmannschaft Schwaz, die Diözese und den Zeller Dekan gewandt. „Bisher hat sich aber nur die BH gemeldet und erklärt, dass man das untersuchen werde“, sagt er.
In den Augen von Dekan Steinwender laufe alles nach Vorschrift. Auf TT-Anfrage erklärt er, dass man Abstand halte und mehrere Messtermine anbiete, damit sich die Kirchgänger besser verteilen. „Ich sage die Maßnahmen auch einmal an, wenn mehr los ist. Aber wir haben ja eine große Kirche“, meint der Seelsorger. Bei den Masken gibt er zu, dass die nur selten getragen wurden. In Sachen Mundkommunion besteht Steinwender auf der „Freiheit der Gläubigen“. Das könne sich jeder aussuchen. Dazu schneide er die großen Hostien in längliche Streifen. „Da kommt es zu keiner Berührung“, sagt er.
Seitens des Landes Tirol heißt es, dass bisher nirgends gesundheitsbehördliche Kontrollen durch die Polizei „notwendig“ gewesen seien. Bei Beschwerden habe man eindringliche Appelle an die Pfarrer gerichtet. (emf)