Positiv, aber nicht infektiös: „PCR-Test braucht Differenzierung"
Das Klinikmanagement lässt nicht auf sich sitzen, schlecht für den Corona-Herbst gerüstet zu sein. OPs werden verschoben. Bei den PCR-Tests brauche es endlich eine Differenzierung.
Von Anita Heubacher
Innsbruck – Positiv getestet bedeutet, dass der PCR-Test ein Virusfragment nachweist. "Ein Restl", wie es die ärztliche Leiterin an der Klinik Innsbruck, Alexandra Kofler, nennt. Positiv getestet heißt nicht, dass jemand infiziert, infektiös oder erkrankt ist. Der Test ist nicht zur Diagnostik zugelassen. Ein deutscher Rechtsanwalt will den "Erfinder" des im Jänner 2020 patentierten Tests, den deutschen Virologen Christian Drosten, auf Milliarden, wenn nicht Billionen Euro Schadenersatz klagen.
Dessen ungeachtet springt bei einem positiven Test die Behörden-Maschinerie an. Quarantäne wird verhängt, Kontaktpersonen werden, solange es die Behörden noch schaffen, ausfindig gemacht und sogar unabhängig vom Testergebnis abgesondert. "K1", also Kontaktperson der Kategorie 1, ist inzwischen fast jedem ein Begriff. Er bedeutet zehn Tage isoliert zu Hause zu sitzen, unabhängig davon, ob man erkrankt ist oder nicht. Das legt den Schulbetrieb, die Wirtschaft, aber zusehends auch die Spitäler und vor allem die Altenheime lahm. Alexandra Kofler bleibt dabei, das Personal sei der Knackpunkt in der Corona-Krise, nicht so sehr die Anzahl der Intensivbetten. Die Corona-Zahlen steigen und deshalb muss das Management nun Operationen verschieben, um Pflegepersonal freizuspielen.
Der CT-Wert gilt als Maßstab für die Infektiosität
"Ein positiv Getesteter soll mit Auflagen arbeiten dürfen, wenn der CT-Wert über 30 liegt", sagt Kofler. Der CT-Wert gilt als Maßstab für die Infektiosität. Je höher der Wert, desto mehr Kettenreaktionen hat es gebraucht, damit der PCR-Test überhaupt positiv anschlägt. "Man weist ?Restln? des Virus nach. Der Getestete ist aber nicht mehr ansteckend, weil die Infektion schon Wochen zurückliegt." Man solle endlich beim PCR-Test differenzieren, sagt sie, und sie ist damit nicht allein. Jetzt sorgt das behördliche Prozedere dafür, dass alte Menschen, deren Tests zwar positiv ausfallen, aber deren CT-Werte über 30 liegen, nicht von Altenheimen zurückgenommen werden. Das alles bindet Kapazität in Tirols Krankenhäusern.
Kofler ist besorgt. "Wir haben im Vergleich zur ersten Welle viel mehr Erkrankte in den Spitälern." Sie hofft, dass der Lockdown die Zahlen eindämmen wird.
Eine Idee, mehr Personal zu rekrutieren, hat gestern bei einer Pressekonferenz in Innsbruck die Klubobfrau der Liste Fritz, Andrea Haselwanter-Schneider serviert. Sie rät, einen Personalpool aus Pflegern in Pension oder Karenz anzulegen.