Imster LLA: Mit Ökologisierung dem Klimawandel begegnen
Thomas Moritz, der neue Direktor der Imster Landwirtschaftsschule, möchte das 100 Jahre alte Haus auch dem städtischen Bereich öffnen. Ein besonderes Anliegen ist ihm die Ökologisierung.
Von Alexander Paschinger
Imst – Mit 100 Jahren darf man sie auch schon einmal altehrwürdig nennen – die Landwirtschaftliche Lehranstalt (LLA) Imst. Sie war heuer durch Corona gleich mehrfach gebeutelt. Erstens war und ist der Unterricht gestört, zweitens fiel das vom scheidenden Direktor Josef „Pepi“ Gstrein (er nimmt dieses Schuljahr sein Sabbatical) sorgsam vorbereitete Jubiläumsjahr ins Wasser. Und so fand – drittens – auch die Schlüsselübergabe an den neuen Direktor Thomas Moritz recht ruhig statt. Umso mehr heißt es für diesen, „nach vorne zu schauen“. Und da möchte er das Thema Ökologisierung der Landwirtschaft stärker in die Schule einwirken lassen, denn „nur wenn wir das den jungen Leuten erklären, schaffen wir auch den Klimawandel“.
Prinzipiell stützt sich die LLA auf drei Schulbereiche: die Landwirtschaftsschule, die Haushaltungs- und Betriebsschule sowie die Erwachsenenschule. Alleine in diesen drei Zweigen zählt man 330 Schüler aus dem Oberland und Außerfern. Daneben gibt es freilich auch die Imkerschule oder die Webschule. Bei den Nachwuchs-Bienenzüchtern gibt es einen großen Andrang für die Kurse. „Es wird nicht jeder Imker, aber es entsteht eine nicht zu unterschätzende Bewusstseinsbildung“, so Moritz.
Schule auf für den städtischen Bereich öffnen
„Ich will die Schule weiter – auch für den städtischen Bereich – öffnen“, betont der 46-Jährige, denn man sei „nicht mehr nur die klassische Landwirtschaftsschule. Du bekommst bei uns eine ökologische Grundausbildung und Spezialisierungen im handwerklichen, kreativen, sozialen und touristischen Bereich.“ Da müsse man nicht mehr eine Bauernschaft mit 20 Hektar zuhause haben. Heuer gibt es übrigens erstmals auch einen Schüler aus Innsbruck, bewerben möchte Moritz die Schule bis in den süddeutschen Raum. Green-Care und Urban Gardening sind nicht nur Schlagworte, sondern neue Modelle. Und als solches gehe es für ihn in der Schule nicht nur um Unterricht und Produktion, sondern auch um Beratung – im Zentrum des Oberlandes in Sachen landwirtschaftlicher Ausbildung.
Was Ökologie betrifft, ist für Moritz der Einsatz von Effektiven Mikroorganismen ein wichtiges Thema, etwa bei der Behandlung von Gülle. Es geht dabei darum, die Kreisläufe und deren Auswirkungen im Auge zu behalten. Besonders skeptisch steht er dem Einsatz von Hormonen und Antibiotika in der Viehzucht gegenüber. Er sieht die Zukunft in langlebigen, fruchtbaren Tieren – „beim Grauvieh sind wir nach wie vor auf einem guten Weg“. Skeptisch sieht er die Entwicklungen in der Milchwirtschaft: „Wenn man an einem Liter Milch nichts verdient, dann wird man es mit einer Million Kilo auch nicht.“
Die größten Herausforderungen ortet der neue LLA-Direktor aber im Klimawandel, dem damit einhergehenden Wasserproblem, dem Bodenverbrauch und im Preis für die Produkte, denn „die Schere bei den Preisen für die Maschinen und dem Preis für das bäuerliche Produkt geht immer weiter auseinander“. Die Lösung sei Direktvermarktung. Und das Problem, dass „der kleine Direktvermarkter dem großen Industriebetrieb bei Hygieneauflagen und Vorschriften gleichgesetzt wird“.