Regierung berät Massentests mit Landeshauptleuten

Vertreter der Bundesregierung beraten Montagabend mit Landeshauptleuten und Gemeindevertretern das weitere Vorgehen bei den Corona-Massentests. An der Videokonferenz nehmen neben Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Bildungsminister Heinz Faßmann und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) teil. Ziel der Abstimmung mit den Ländern ist ein koordiniertes Vorgehen mit den jeweiligen Gesundheitsbehörden.

Am späten Dienstagnachmittag soll es dann eine Videokonferenz auf Büroleiter-Ebene mit den Ländern geben, in denen es bereits um die operative Umsetzung gehen soll, wurde der APA von mehreren Seiten bestätigt. Eingebunden sollen dabei auch die Kommunen werden.

Im Vorfeld der Gespräche gibt es immer mehr Kritik daran, dass die Zeit zu knapp ist und man zwölf Tage vor Beginn des Tests noch gar nichts wisse. Zuletzt hatten sich die Gesundheitsreferenten am Freitag mit Anschober zu den Antigen-Massentests beraten. Sie forderten dabei rasch ein entsprechendes Konzept und den parallelen Ausbau der Infrastruktur. „Mit der aktuellen, extrem belasteten Struktur von Personal über Logistik bis hin zu IT wird das nicht machbar sein“, sagte der Salzburger Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP), derzeit Vorsitzender der Gesundheitsreferenten.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) betonte, dass die für die Massentests vorgesehenen Antigentests vor allem bei einem negativen Ergebnis eine gute Aussagekraft hätten. „Aber wir wissen, dass sie einen nicht zu vernachlässigbaren Anteil an falsch positiven Ergebnissen haben.“ Auch für die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) stellten sich noch viele Fragen. Man habe zwar ein paar Infos bekommen, wie es ablaufen könnte. „Aber wir müssen mehr wissen, um das gut koordinieren zu können.“

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) wollte den Gesprächen nicht vorgreifen, sah Massentests grundsätzlich aber als ein „positives, mögliches Werkzeug“, um Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie andere Betriebe sicher öffnen zu können und „damit schlussendlich möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern“. Vor der Umsetzung seien noch Abstimmungen und Vorbereitungen notwendig, was in den Gesprächen unter anderem auch diskutiert werden soll.

Auch das Land Vorarlberg begrüßt die Durchführung von Corona-Massentests. Sie seien eine „Chance, um eine Bestandsaufnahme über das aktive Infektionsgeschehen im Land zu bekommen und dieses besser einzudämmen“, hieß es am Montag auf APA-Anfrage aus dem Büro von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Im Land seien bereits operative Vorbereitungen zu den Massentests aufgenommen worden. Die Details freilich seien zunächst am Abend in der Videokonferenz zu besprechen.

Das Bundesheer, das die Logistik und die Organisation der geplanten Massentests übernimmt, befindet sich derzeit in der Planungsphase. Man habe erst seit einigen Tagen den konkreten Auftrag und daher gebe es noch Abstimmungsbedarf, hieß es aus dem Ressort auf APA-Anfrage am Montag. Derzeit finden laufend Planungsgespräche statt und zwar auf mehreren Ebenen: Im Ressort bis auf Militärkommandoebene sowie mit den jeweiligen Organisationen wie Rotes Kreuz und Feuerwehr, die ebenfalls eingebunden werden.

Beginnen sollen die Corona-Massentestungen am Wochenende vom 5./6. Dezember und somit zum Ende des harten Lockdowns mit den 200.000 Lehrern und Kindergartenbetreuern. Am Montag und Dienstag (7./8.) folgen dann die 40.000 Polizisten. Kurz vor Weihnachten ist eine breit angelegte Testreihe für die gesamte Bevölkerung geplant. Die Teilnahme an all diesen Tests ist freiwillig.

Gerald Schimpf, einer der Einsatzleiter des Corona-Krisenstabs im Gesundheitsministerium, hat unterdessen die SARS-CoV-2-Massentests in Südtirol am vergangenen Wochenende an Ort und Stelle mitverfolgt. Er habe „so eine Art Schulterschluss“ beobachtet, Bevölkerung, Freiwilligenorganisationen, Gemeinden - „wirklich alle“ hätte die Aktion unterstützt, sagte er im Ö1-Morgenjournal. „Es hat ein sehr gutes Commitment der Bevölkerung gegeben. Das heißt, es haben wirklich sehr viele auch wirklich teilnehmen wollen“, berichtete Schimpf.

Auf organisatorischer Seite müsse man „den Prozess von vorne bis hinten betrachten. Das heißt, einerseits das Logistisch-Operative, wo man sieht, ist genug Ausrüstung vorhanden, sind die Testkits vor Ort“, andererseits die digitalen Prozesse bis hin zur wichtigen Frage, ob die Daten gut genug aufbereitet werden, um sie für das jeweilige epidemiologische Meldesystem zu verwenden, ebenso für das Contact-Tracing, „für die Behörden, für das Nachtesten“. Hier dürfe es „wirklich keinen Bruch“ geben und das Vorgehen im Anschluss an das Testen müsse entsprechend gut und machbar gestaltet sein.

Südtirol habe ein teils digitales, teils analoges „Hybridsystem“ gewählt. „Man konnte sich, also um ein konkretes Beispiel zu nennen, digital auf einer Homepage sehr niederschwellig für das Testangebot anmelden, hat einen Timeslot zugewiesen bekommen, hat sich das ausdrucken können, mit dem in die Teststraße, vor Ort hat man mit Papier gearbeitet, da wurden die Daten erfasst, mit dem Testergebnis verknüpft und dann auch so wieder in die Datenbank eingegeben.“

Am Ende erhielten die Testpersonen das Ergebnis per SMS oder E-Mail zugestellt, schilderte Schimpf. Teilweise hätten allerdings Mail-Adressen oder Telefonnummern gefehlt: „Das heißt, man konnte die Person zwar kontaktieren und über ihr Ergebnis informieren, aber diese Zwei-Faktor-Authentifizierung und das Zertifikat über den Test zu bekommen, war nicht immer wirklich zeitnah gewährleistet“, berichtete er von den Erfahrungen der Südtiroler Behörden. Insgesamt hätten die Abläufe dort aber sehr gut funktioniert.

Verwandte Themen