Der Abflug ins Ungewisse: Saab-105-Jets werden eingestellt
Verteidigungsministerin Tanner verabschiedet nach 50 Jahren die Saab-105-Jets. Für Fliegertruppe und Luftraumüberwachung bleiben viele Fragen offen.
Von Wolfgang Sablatnig
Wien – Die Pandemie lässt nur einen virtuellen Festakt im Internet zu: Am Flughafen Hörsching bei Linz schickt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) heute die 50 Jahre alten Saab-105-Jets offiziell in den Ruhestand. Spätestens am 31. Dezember ist der letzte Einsatzflug geplant.
Von den einst 40 Maschinen, die das Bundesheer seit 1970 in Schweden kaufte, waren zuletzt noch zwölf im Bestand der Fliegertruppe. Sieben bis acht Flugzeuge waren tatsächlich flugtauglich. Zwölf stürzten ab, zuletzt 2003. Die anderen dienten als Ersatzteillager.
Die Luftstreitkräfte wollten die alten Jets dennoch nicht missen: bei der Luftraumüberwachung als Ergänzung zu oder als Ersatz für die Eurofighter, die im Betrieb um ein Vielfaches teurer sind; im laufenden Übungsbetrieb als Zieldarsteller; bei der Ausbildung der künftigen Überschall-Piloten.
Probleme schon jetzt offensichtlich
Ab Jänner ist es damit vorbei. Luftraumüberwachung findet dann nur noch mit dem Eurofighter statt. Für die Ausbildung wird die Zusammenarbeit mit der italienischen Luftwaffe verstärkt. Statt zwei Stützpunkten – Zeltweg in der Steiermark für die Eurofighter und Hörsching für die Saab 105 – bleibt der Fliegertruppe nur noch einer.
Insider befürchten, dass bald Leistungsgrenzen erreicht sind. „Die Leute vom Geschwader fragen, wie lang das gut gehen kann. Zwei Jahre? Drei Jahre?“, sagt der auf Militärluftfahrt spezialisierte Journalist Georg Mader.
Schon jetzt sind die Probleme offensichtlich. Ohne Überstunden von Technikern, Fluglotsen und Bodenpersonal wäre der Betrieb in Zeltweg nicht aufrechtzuerhalten. Erst am vergangenen Wochenende musste der Fliegerhorst dennoch zusperren: Corona hatte die Flughafenfeuerwehr lahmgelegt.
Für Mader zeigt dieser Vorfall, wie problematisch es ist, sich nur auf einen Standort zu verlassen. Zeitweise sollen Eurofighter künftig daher auch von Hörsching starten. Dafür fehlen aber noch Investitionen in die Infrastruktur.
Möglicher Deal mit Indonesien
Dazu stellt sich die Frage, wie lange die Eurofighter noch in Österreich fliegen. Auf rechtlichem Weg scheint Tanner die Flugzeuge nicht loszuwerden. Jetzt setzt sie darauf, die Eurofighter nach Indonesien zu verkaufen.
Über den Stand dieser Verhandlungen ist öffentlich nichts bekannt. Im Heer ist nur zu hören, dass die Ministerin über einen raschen Abschluss froh wäre.
Kommt dieser Deal zustande, stellt sich aber erst recht die Frage einer Nachfolge – und damit die Frage der Finanzierung einer in jedem Fall teuren Investition.
Zumindest die verbliebenen Saab-105-Piloten bekommen vom Bundesheer eine Perspektive geboten: Sie sollen künftig Hubschrauber fliegen – dort fehlt Personal, weil viele Piloten sich mit lukrativen Angeboten abwerben lassen. Bis die Jet-Flieger am Steuer der Helis volleinsatzfähig sind, haben sie aber mehr als drei Jahre Ausbildung vor sich.