Nationalbank in letzter Pressekonferenz: „Rasche Erholung ohne 3. Lockdown“
Für 2020 sind die Prognosen der Nationalbank optimistischer, ein Ausfall des Wintertourismus dürfte stärker nachwirken als Frühjahrs-Schließungen.
Wien, Innsbruck – Die letzte Online-Pressekonferenz des Jahres 2020 von Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann und Chef-Volkswirtin Doris Ritzberger-Grünauer gab – auch – Anlass zu Optimismus. Denn „wenn es keinen dritten Lockdown gibt, dann könnte es schnell gehen mit einer wirtschaftlichen Erholung“, sagte Ritzberger-Grünauer. Einziger Schwachpunkt – neben funktionierendem Baugewerbe und produzierendem Sektor – sei der Tourismus.
Österreichs Wirtschaft schrumpfe heuer um 7,1 Prozent. Der zweite Lockdown hat die Erholung vom Sommer zunichtegemacht, sagen die Volkswirte. Aber im Herbst wurde die Wirtschaft nur halb so hart getroffen wie im Frühjahr. Im Frühjahr war die Wirtschaft laut OeNB-Berechnungen um 25 Prozent eingebrochen, jetzt um 13 Prozent. Im Sommer hatte sie sich fast normalisiert, „Österreich ist trotz aller Einbrüche sehr viel besser durch die Krise gekommen als andere Länder“, sagt Holzmann. Nur „einige wenige“ Staaten – wie etwa Deutschland – seien besser durchgekommen.
Dass sich die Krise im zweiten Lockdown weniger hart auswirkt, liegt laut Ritzberger-Grünwald an einem „Lerneffekt“ der Österreicher und auch an der geringeren Unsicherheit. Denn nun zeichne sich mit einer baldigen Impfung eine medizinische Lösung ab. Und Gesundheitspolitik sei ja auch Wirtschaftspolitik. Die Prognose der OeNB für 2020 fällt jetzt optimistischer aus als im Juni, allerdings sind die Aussichten für 2021 nun schlechter. Der Aufschwung 2021 dürfte nur 3,6 Prozent betragen statt 4 Prozent. Im 1. und 2. Quartal sei die wirtschaftliche Aktivität in und außerhalb Österreichs noch stark durch die Pandemie belastet.
Auch ein Ausfall des Wintertourismus hinterlasse deutlich stärkere Spuren in der heimischen Wirtschaft als Hotelschließungen im Frühjahr oder Sommer, da die Wertschöpfung zwischen Weihnachten und Ostern höher sei. Die Corona-Hilfsmaßnahmen lassen zudem das Budgetdefizit heuer auf 9,2 Prozent des BIP steigen. Die Förderungen für die Wirtschaft tragen dazu mit rund sechs Prozentpunkten bei. Die Staatsverschuldung mache dadurch einen Sprung auf heuer 83,3 und 2021 auf 86,4 Prozent des BIP. Das belaste aber angesichts negativer Zinsen derzeit nicht, die Veränderung bei den Zinszahlungen verringere derzeit sogar das Budgetdefizit. (ver)