Pistenstreit

Kein Tauwetter im Pistenstreit

Ein Tourengeher begibt sich auf den Weg zur alten Fendler Alm. Diese Route ist Teil des neuen Skitourenparks, der in diesem Winter eröffnet wird.
© Kaunertaler Gletscher

Der Generalsekretär des Alpenvereins fordert im Konflikt zwischen Liftbetreibern und Tourengehern mehr Sachlichkeit ein. Einige Skigebiete versuchen auf die Sportler zu gehen.

Innsbruck, Kitzbühel, Fendels – Eiszeit herrscht in Tirol zwischen einigen Skigebietsbetreibern auf der einen und Tourengehern auf der anderen Seite. Erstere haben zum Teil ihre Pisten für die Sportler gesperrt, was für Unmut gesorgt hat. Eine vom Land abgeschlossene Versicherung, die Bedenken der Seilbahner zur Haftung bei Unfällen ausräumen sollte, konnte nur bedingt befrieden. Eine generelle Lösung im Konflikt ist noch nicht in Sicht.

Immer wieder beklagen Bergbahnbetreiber nämlich, dass sich Pistengeher nicht an die Regeln halten und Sperren, die beispielsweise für die Präparierung notwendig sind, ignorieren. Erst am Montag soll es auf der Muttereralm zu einem Zwischenfall gekommen sein. Geschäftsführer Stefan Klotz erklärte, wie bereits berichtet, dass Sportler trotz Verbots abgefahren seien und Pistenraupenfahrer provoziert hätten. Selbst Seilbahn-Chef Franz Hörl hat „unterschätzt, wie tief die Gräben sind“.

Und auch Clemens Matt, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV), ist alarmiert. „Wir sind überrascht, wie schnell sich die ursprüngliche Zustimmung zu verhärteten Fronten gewandelt hat“, sagt Matt. Er glaubt, dass Liftbetreiber und Interessenvertreter der Sportler eigentlich „auf einem guten Weg“ gewesen sind, in einer Ausnahmesituation – Skigebiete dürfen Corona-bedingt erst am 24. Dezember öffnen, weshalb immer mehr Menschen Skitouren gehen – an „einem Strang zu ziehen“.

„Wir sind überrascht, wie schnell sich ursprüngliche Zustimmung zu verhärteten Fronten gewandelt hat.“ – Clemens Matt (ÖAV-Generalsekretär)
© APA/DI NORBERT FREUDENTHALER

Laut dem ÖAV-Generalsekretär biete sich für die Seilbahnwirtschaft derzeit „eine Chance, in dieser für uns alle schwierigen Zeit positive Signale zu setzen. Durch das stetige Wachstum des Tourismus in den letzten Jahren und die damit einhergehende Reduzierung des Naherholungsraumes wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt, etwas an die Bevölkerung zurückzugeben. Die von der Landesregierung zugesagte Versicherung sollte jetzt auch die letzten Bedenken zur Haftung ausräumen.“ Matt ruft zur Sachlichkeit auf. Wer bei der Debatte um die Pistensperren mit den Konflikten zwischen Nutzern und Bahnmitarbeitern argumentiert, „möge bitte trotzdem den Blick aufs Gesamte nicht verlieren. Schwarze Schafe gibt es leider überall, doch der Großteil verhält sich respektvoll und weiß die gebotene Infrastruktur zu schätzen.“

Einen unaufgeregten Weg in Sachen Skitouren geht die Bergbahn Kitzbühel. Seit Jahren werden hier mehrere Anfahrten für Pistengeher angeboten. Mit dem Bereich Bichlalm gibt es in Kitzbühel sogar ein eigenes Gebiet, wo Tourengeher und Freerider sieben Tage die Woche und auch Abends eine Piste nützen können. Und auch heuer gehen die Kitzbüheler wieder einen Schritt auf die Tourengeher zu. Sie bieten ab sofort eine beschneite und präparierte Talabfahrt an.

Ab dem Parkplatz Pass Thurn beziehungsweise der Talstation 6SB Resterhöhe gibt KitzSki für eine Pisten-Skitour, auf der Piste Nummer 70, grünes Licht. Das Parken auf dem Parkplatz Pass Thurn ist für alle Saisonskartenbesitzer kostenlos. KitzSki beteiligt sich mit drei Routen auch an der Pisten-Skitouren–Initiative des Landes Tirol.

Einen eigenen Skitourenpark nehmen heuer die Bergbahnen Fendels im Oberland in Betrieb. „Wir haben drei Routen mit den Schwierigkeitsstufen blau, rot und schwarz“, erklärt Sprecher Daniel Frizzi das Konzept dahinter. Ziel ist es, Anfänger, aber auch Könner, anzusprechen. Auf der schwierigen Strecke auf den 2.153 Meter hohen Ochsenkopf müssen die Sportler auch selbst auf die Lawinensituation achten. Fendels ist seit Jahren ein beliebtes Tourengebiet. „Probleme gab es bei uns nie“, erinnert Frizzi an den letzten Winter, als es im Raum Innsbruck zu Ärger zwischen Tourengehern und Pistenraupenfahrern kam.

Der Aufwand für den neuen Skitourenpark in Fendels sei groß, die Benützung kostenlos. Die Tourengeher seien gebeten, mit der Gondel und nicht mit dem Auto im Bergdorf anzureisen. „Dann bleiben die Parkplätze für die Kartenbesitzer“, sagt Frizzi, „das ist dann eine faire Geschichte.“

Auch der ÖAV reagiert auf die wachsende Zahl an Pistengehern. Auf der Webseite alpenvereinaktiv.com werden künftig auch für Pistentouren österreichweit die aktuell geltenden Regelungen und Bedingungen gesammelt und online gestellt. (bfk, mr, aha)