Ski Alpin

Bei Familie Venier bleibt es unter dem Weihnachtsbaum leer

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Nicht nur zu Weihnachten, sondern auch auf der Abfahrtspiste von Val d’Isère (FRA) will Stephanie Venier nichts verschenken. Die Vorfreude ist groß.

Von Roman Stelzl

Val d’Isère – Ein gutes Essen, zusammensitzen mit der Familie, die Zeit genießen. Mehr muss es für Stephanie Venier zu Weihnachten auch nicht sein – speziell nach einem für alle so schwierigen Jahr. „Es gibt bei uns heuer keine Weihnachtsgeschenke. Die Gesundheit ist das wichtigste und das größte Weihnachtsgeschenk. Es geht ums Zusammensitzen und Gernhaben“, erzählte die Tiroler Skirennläuferin gestern nach dem ersten Trainingslauf für die morgige Abfahrt im französischen Val d’Isère (10.30 Uhr, TT.com-Live-Ticker).

Dass es unter dem Weihnachtsbaum heuer leer bleibt, ist keine Erkenntnis, die die ab Samstag 27-jährige Oberperferin erst durch ihre eigene Covid-19-Erkrankung im November gewonnen hat. „Es ist wichtig, dass die Werte vor Weihnachten nicht verloren gehen. Für die Kinder gibt es was, aber bei uns Erwachsenen nicht“, so Venier.

Zu verschenken hatte die Weltcupsiegerin aber gestern noch einiges: Auf Rang 27 büßte Venier satte 2,27 Sekunden auf die Bestzeit der US-Amerikanerin Alice McKennis ein.

Groß beunruhigend ist das aber nicht, vor allem weil die Vize-Weltmeisterin von 2017 bekannt ist für mäßige Trainingsleistungen und starke Renneinsätze. Nach der langen Zeit und der Corona-Erkrankung vor einigen Wochen war „die Anspannung groß“, wie Venier erklärte. „Ich bin schon lange keine Abfahrt mehr gefahren. Das war speziell mit dem Speed, da muss ich mich langsam daran gewöhnen.“ De facto sei sie die „Sommerlinie“ gefahren, also weniger auf Risiko als vielmehr auf Abtasten.

Das Blatt soll sich alsbald wenden, den guten Zeiten der beiden US-Damen McKennis und Breezy Jones misst Venier wenig Bedeutung bei: „Die US-Amerikanerinnen haben in Copper Mountain trainiert, da haben sie schon einen Vorteil gegenüber uns. Wir machen den größeren Schritt dafür im zweiten Training. Das war jetzt ein Herantasten, um zu wissen, wie es geht.“

Dass die ÖSV-Damen wissen, wie es geht, steht außer Zweifel – doch die Vorbereitung auf den verspäteten Speed-Aufakt nach den abgesagten Rennen von St. Moritz war holprig. Mit Venier, Tamara Tippler, Nicole Schmidhofer und Mirjam Puchner waren gleich vier an Covid-19 erkrankt. Wie präsent das Thema im Team ist, bewies die Steirerin Tippler. „Gibt es keine Fragen ohne Corona?“, schmunzelte Tippler nach zehn Minuten Frage-Antwort-Spielchen beim gestrigen Medientermin.

Auch die Steirerin Schmidhofer kam dem Thema nicht ganz aus: „Ich habe noch manchmal Kopfweh, da hilft auch kein Aspirin“, meinte die Abfahrts-Gesamtweltcupsiegerin von 2018/19. Ihrer ersten Testfahrt (Rang acht) wollte die 31-Jährige nicht zu viel beimessen: „Ich habe ein bisschen was probiert, um das richtige Gefühl zu bekommen.“ Dafür blickte Schmidhofer nicht nur voller Vorfreude auf das Rennen, sondern auch auf Weihnachten voraus: „Das wird erstmals ein Weihnachten ohne Stress im Hause Schmidhofer.“

Ruhiger wird es auch beim Weltcup in St. Anton am Arlberg (9./10.1.). Denn dort wird es nun sicher keine Fans vor Ort geben: Wie der ÖSV gestern mitteilte, finden alle Weltcup-Events bis 12. Jänner 2021 ohne Zuschauer statt.