Corona-Krise

Tirols Skigebiete: „Langsam verliert man den Mut, Planungssicherheit fehlt“

Für den Skibetrieb ab 24. Dezember gibt es düstere Aussichten. Ein neuerlicher Lockdown steht nämlich im Raum.
© Thomas Boehm / TT

Während Bundesregierung und Landeshauptleute heute über einen weiteren Lockdown beraten, warnen die Seilbahner vor einem Vertrauensbruch.

Kitzbühel, Sölden, Imst, Mayrhofen – Eine Krisensitzung jagt derzeit die andere, die Verunsicherung in der heimischen Seilbahnwirtschaft ist groß. Nicht nur in Tirol. Die Skigebiete wären startbereit, doch der Obmann der Seilbahner in der Wirtschaftskammer und ÖVP-Nationalrat Franz Hörl macht sich keine Illusionen. „Die neuen Vorgaben machen es nicht leichter, vor allem das Leitsystem.“ Heute bespricht sich Hörl mit seinen Kollegen über die weitere Vorgangsweise. Die Branche will am 24. Dezember unbedingt öffnen, doch es mehren sich die Stimmen, die ihre Skigebiete zulassen wollen. Möglicherweise stellt sich diese Frage gar nicht mehr, denn nach den Weihnachtsfeiertagen steht erneut ein harter Lockdown im Raum. Dann wird es wohl zu keiner Öffnung kommen.

Kanzler Sebastian Kurz (VP) wird am Nachmittag mit den Landeshauptleuten beraten, „er hat uns zugesichert, dass am Wochenende Klarheit herrscht“, betont Hörl.

Anton Bodner (Kitzbüheler Bergbahnen): „Wenn wir nur für drei Tage aufsperren dürfen, dann wäre das ein Vertrauensbruch.“
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Anton Bodner, Vorstandsvorsitzender der Kitzbüheler Bergbahn AG, will unter allen Umständen das Skifahren ab dem Heiligen Abend ermöglichen: „Wir haben schon im Vorfeld sehr viele Maßnahmen getroffen, die weit über die geforderten gesetzlichen hinausgehen.“ Auch die verschärften Regelungen werde man selbstverständlich umsetzen. Irritiert zeigte sich Bodner allerdings von der Befristung der neuen Regelung bis Ablauf des 26. Dezembers. „Wenn wir nur für drei Tage aufsperren dürfen, dann wäre das ein Vertrauensbruch.“

Söldens Seilbahnchef Jakob Falkner schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir öffnen auf jeden Fall am 24. Dezember für Einheimische und Tiroler, auch wenn es kein Geschäft wird.“ Das Präventionskonzept bereite ihm „überhaupt kein Problem, Sorgen machen mir nur die längerfristigen Perspektiven“. In den neuen Auflagen sieht Falkner „mehr Aktionismus als Planung, aber damit müssen wir leben, dass alles sehr kurzfristig ist“.

Auch der Direktor des Ötztal Tourismus, Oliver Schwarz, ist schon ein wenig desillusioniert: „Langsam verliert man den Mut, es gibt keine Planungssicherheit.“ Hotellerie, Gastronomie und Seilbahnen hätten sich immer wieder auf die neuen Gegebenheiten vorbereitet. „Wie soll man so Konzepte oder Strategien verfolgen?“

Die Imster Bergbahnen wollen ebenfalls am 24. Dezember aufsperren. Dazu Geschäftsführer Bernhard Schöpf: „Wir haben zwar derzeit schon viel zu tun. Wir kommen aber selbstverständlich der Forderung nach einem Präventionskonzept und einer Risikoanalyse nach, wenn das noch gewünscht wird.“

Der Vorstand von den Mayrhofner Bergbahnen, Josef Reiter, gibt sich noch zurückhaltend. „Das liegt daran, dass noch einige offene Fragen in Prüfung sind. Wir hatten wie die meisten Seilbahner in Tirol ein Konzept, das für den Winter überarbeitet wurde.“ Nun gebe es Vorgaben, die darüber hinausgehen würden. „Wie es genau zu tun ist, wissen nur die, die es verfasst haben.“ Das gelte es abzuklären.

In der Tiroler Wirtschaftskammer soll am Freitag eine Abstimmung erfolgen, möglicherweise wird sie von den aktuellen Ereignissen überholt. Kritische Stimmen mehren sich nicht nur in der Seilbahnbranche, auch der Handel positioniert sich bereits gegen einen dritten Lockdown. (mm, pascal, ad)

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