Landestheater

Die Türen sind noch zu, aber das Tiroler Landestheater lebt

Szene aus der Generalprobe von „Terra baixa“, der neuen Choreografie von Enrique Gasa Valga. Öffentliche Aufführungen kann es frühestens ab 18. Jänner geben, nach Ende des Lockdowns.
© Birgit Gufler

Im Landestheater wären mit dem Tanzstück „Terra baixa“ schon vier neue Produktionen reif für die Bühne.

Innsbruck – Donnerstagabend in den Kammerspielen: Generalprobe. In Prä-Lockdownzeiten sind selbst letzte Durchläufe wie dieser keine Selbstverständlichkeit. Daher ist neben Technikern und Theatermitarbeitern auch eine Handvoll Journalisten aufgekreuzt, weitverstreut im Saal, eine Art „distance watching“ betreibend.

Auf der Bühne verausgabt sich die Tanzcompany bei „Terra baixa“, der neuen Choreografie von Tanzchef Enrique Gasa Valga. Diese Produktion war eigentlich schon im Frühjahr angesetzt, aber dann kam ... eh schon wissen. Offenbar sind Gasa Valga und Ballettmeisterin Martine Reyn mit dem Status quo des nun vor ihren Augen Nachgeholten zufrieden. Sie machen sich nur selten Verbesserungsnotizen.

„Terra baixa“ erzählt eine knallharte Story, basierend auf einem Theaterstück aus Gasa Valgas katalanischer Heimat. Macht und Unterdrückung, Intrige und Mitläufertum, kurz: menschliche Abgründe reihum prallen auf Herzenswärme, bedingungslose Liebe und den Freiheitsdrang des Individuums Mensch. Was hier so philosophisch klingt, wird in Gasa Valgas getanzter Version von „Terra baixa“ dramatisch zugespitzt, im Pulsschlag von berührend schöner katalanischer (Volks-)Musik.

Zweifellos wäre „Terra baixa“ aufführungsreif – bloß wann? Der Lockdown geht nach Weihnachten in die Verlängerung. Ab 18. Jänner soll wieder Kultur vor Publikum erlaubt sein. Ob sie auch durchführbar ist, wird sich zeigen. Die gestern von der Bundesregierung angekündigten Auflagen sind streng: Besucher brauchen negative Corona-Tests, es darf nur die halbe Saalkapazität genutzt werden (indoor maximal 500 Besucher), die Ausgangssperre ab 20 Uhr ist zu beachten. Viele Veranstaltungen müssten wohl früher beginnen.

Inzwischen stauen sich die zu Ende geprobten Produktionen des Landestheaters schon. Außer „Terra baixa“ wurden auch die Janácˇek-Oper „Katja Kabanowa“, Petra Maria Kraxners Theaterstück „Alter Ego“ und die Lehár-Operette „Der Zarewitsch“ vom darstellenden Personal hinter verschlossenen Türen zur Bühnenreife gebracht. Und die Proben für Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ laufen.

Viel größere Häuser wie die Wiener Staatsoper lassen Stars wie Anna Netrebko vor leeren Rängen auftreten, um Programm wenigstens via TV oder Streaming zu bieten. Im Landestheater ist das aber kein Thema. Der nur an einem Abend verfügbare Livestream zu „Alter Ego“ Ende November bleibt die Ausnahme. Die Kosten für eine filmische Übertragung, die den erforderlichen Ansprüchen gerecht würde, wären zu hoch. So gibt es zwar Leben im Tiroler Landestheater – allerdings vorerst weiterhin in Form einer geschlossenen Gesellschaft. (mark)

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