Corona-Krise

Finanzen in schwierigen Zeiten: „Altbewährtes auf den Prüfstand stellen“

Auch in Hinblick auf das Thema Geld glich das zur Neige gehende Jahr einer Achterbahnfahrt.
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Finanzexperten plädieren dafür, sich gerade in Corona-Zeiten proaktiv mit den eigenen Verantwortlichkeiten in Sachen Geld auseinanderzusetzen.

Wien –Auch in Hinblick auf das Thema Geld glich das zur Neige gehende Jahr einer Achterbahnfahrt. Der Österreichische Verband Financial Planner­s hat darum vier finanzielle „Neujahrsvorsätze“ definiert:

Finanziellen Tatsachen ins Auge sehen

Unabhängig von der eigenen wirtschaftlichen Lage empfiehlt es sich, das Jahresende zum Anlass zu nehmen, um eine Übersicht über das eigene Vermögen zu gewinnen. Im ersten Schritt lohne es sich immer, Einnahmen und Ausgaben gegenüberzustellen, um herauszufinden, wo man unter Umständen den Rotstift ansetzen könnt­e. Financial-Planners-Vorstand Petra Witzmann rät als ersten Schritt, sich folgend­e Fragen selbst schriftlich zu beantworten: Welchen Einfluss hat die Pandemie auf mein Einkommen? Mit welchen Zahlungseingängen kann gerechnet werden und welche fallen wahrscheinlich aus? Wie viel mehr oder weniger habe ich zur Verfügung als im Vorjahr? Welche Ausgaben lassen sich kurzfristig reduzieren oder verschieben?

Altbewährtes auf den Prüfstand stellen

Neben dem Check der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit sei es auch lohnenswert, langjährige Vereinbarungen zu prüfen und eventuell bessere Möglichkeiten auszuloten So rät Finanzberater Guido Küsters, auch langfristige Kreditvereinbarungen zu überdenken. Hier lasse sich – unter Umständen auch mit einem Wechsel der Bank – sehr viel Geld sparen. Aktuell seien die Zinssätze so günstig wie noch nie, und wer jetzt einen Fixzinssatz für einen längeren Zeitraum, wie fünf oder zehn Jahre, neu festlegt, profitiere. Auch kurzfristige Entnahmemöglichkeiten zu prüfen lohne sich, schließlich kann es sein, dass man plötzlich eine größere Summ­e benötigt. Wichtig sei auch, die eigenen Nachlasspläne in Ordnung zu bringen. „Die aktuelle Krise hat bei vielen dazu geführt, die Bestimmungen in ihren Testamenten neu zu überdenken“, so Küsters.

Sich selbst der Nächste sein

Die Kosten im Gesundheitswesen steigen und durch den demografischen Wandel wird mehr ärztliche Versorgung benötigt. Beratung sei auch hier mehr als empfehlenswert, besonders da meist gesonderter Bedarf für eine Absicherung bestehe. Es gelte auch, den eigenen Lebensabend im Aug­e zu behalten. „Um monatlich 1000 Euro zusätzlich zur staatlichen Pension zur Verfügung zu haben, braucht es eine halben Million Euro“, so Witzmann Diese Faustregel sollte vor allem jungen Menschen Anreiz sein, eher früher als später vorzusorgen. Menschen ab 50 sollten überlegen, das Risiko für einen entsprechenden Teil ihres Vermögens zurückzufahren.

Nicht Mr. Market spielen

Der Wirtschaftswissenschafter Benjamin Graham prägte den Begriff vom Mr. Market. Es handelt sich um den so genannten Otto Normal­anleger, der anfällig sei für Panik, Euphorie und Apathie. Er trifft häufig Entscheidungen auf der Grundlage von Emotionen und täglichen Kursschwankungen, vergisst dabei aber das große Ganze. Daher sei es wichtig, immer einen externen, neutralen Berater hinzuzuziehen. „Scheuen Sie sich nicht, über Geld zu sprechen. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung“, so Witzmann. (TT)