Tour zum Golzentipp: 15 Kilometer im tiefsten Winter
Der TT-Tourentipp führte diese Woche von Kartitsch über den Dorfberg (2115 Meter) zum Golzentipp (2317 Meter) in Obertilliach. Fazit: eine sichere und technisch nicht schwierige, aber lange Skitour.
Kartitsch, Obertilliach – Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben: die unfassbaren Schneemengen in Osttirol. Speziell die südlichen Regionen drohen in der weißen Pracht fast zu ersticken. So tiefwinterlich, idyllisch und wunderschön Osttirol sich auch präsentiert, wer eine Skitour plant, muss achtsam sein.
Zu Beginn der Woche herrschte Lawinenwarnstufe 4. Dementsprechend vorsichtig waren wir bei der Tourenauswahl. Also führt uns der TT-Tourentipp von Kartitsch bis Obertilliach. Und zwar von Rauchenbach aus hinauf auf den Dorfberg. Von dort über kupiertes Almengelände auf den Golzentipp und über die Skipiste nach Obertilliach. Eine einfache und sichere, aber kupierte Tour über rund 1000 Höhenmeter, welche ob der Wegstrecke (ca. 15 km) Kondition für mindestens vier Stunden voraussetzt – landschaftlich aber zu hundert Prozent überzeugt. Einziger Wermutstropfen? Man braucht zwei Autos, um von Obertilliach zurück nach Rauchenbach zu gelangen, oder man nimmt die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kauf.
So kommt man hin: Wir starten die Skitour beim kostenfreien Parkplatz in Kartitsch/Rauchenbach. Über den präparierten Winterwanderweg steigt man leicht ansteigend in östlicher Richtung über eine Wiese auf und folgt dem Weg. Um auf den Dorfberg (2115 m), unser erstes Etappenziel, zu gelangen, kann man bis oberhalb der Baumgrenze auf dem Winterwanderweg bleiben oder man kürzt durch den Wald ab, bis man zu Almwiesen kommt. Ein schmuckes Plätzchen sind diese Wiesen unterhalb des Dorfberges mit den Hütten, welche als Drehort für den Film „Der Bär“ dienten. Von hier aus ist der Dorfberg nur einen Katzensprung entfernt, den wir nach weiteren 20 Minuten Gehzeit unschwierig erreichen.
Jetzt geht es in Richtung Obertilliach/Golzentipp (2317 m) weiter. In östlicher Richtung folgen wir den Spuren über kupiertes Almengelände hinein. Größtenteils flach, mal kurz bergab und wieder bergauf. Kurze Abfahrten mit den Fellen sind kein Problem und machen sogar Spaß. Der Abschnitt zwischen dem Dorfberg und dem Golzentipp gleicht eher einer gemütlichen Wanderung auf Ski. Auf Wegweisern ist die Gehzeit mit 2,5 Stunden angegeben. Wobei die Zeit in diesem abwechslungsreichen Gelände und ob des Panoramas schnell vergeht.
Im Süden zeigen sich Spitzen der Karnischen Alpen, im Norden jene der Hohen Tauern. Sogar der Großglockner lässt sich während der Tour immer wieder blicken. Markant aber türmt sich der „Spitze Stein“ (2265 m) zu unserer linken Seite auf. Kein Ziel für den Winter. Ein Tipp: Die Almenwiesen sind sehr weitläufig und es empfiehlt sich, die Tour bei schönem Wetter anzutreten. Sogar manch Einheimischer hatte bei schlechter Sicht hier oben schon Probleme. Heute zeigt sich das Wetter aber von der allerbesten Seite. Ganz vorne zeigt sich der Golzentipp, unser zweiter Gipfel mit einem weiteren Gipfelkreuz. Am Pfannegg (2248 m), der letzten Erhebung vor dem Golzentipp, gibt es kein Kreuz. Ein letzter kurzer Anstieg und wir sind nach vier Stunden am Golzentipp angelangt.
Ein großes Kreuz aus Metall ziert diesen Gipfel, vier Orientierungstafeln, auf denen alle sichtbaren Gipfel eingezeichnet sind, helfen, die rundumliegenden Bergspitzen zu erkunden. Noch ist die Runde aber nicht ganz zu Ende. Die Felle kann man aber von den Ski ziehen. Vom Gipfel des Golzentipps geht’s über die Höhenloipe hinüber ins Obertilliacher Skigebiet (kurzer Gegenanstieg – ohne Fell möglich) und über die Pisten hinunter ins Dorf. Zwar erwartet uns hier keine Powderabfahrt, dafür aber traumhaft präparierte Pisten, die nahezu menschenleer sind.
Auf den Einkehrschwung in der legendären „Conny Alm“ müssen wir dieses Mal Corona-bedingt verzichten. Wir haben vorgesorgt und in der Früh ein Auto in Obertilliach abgestellt, am großen Parkplatz der Gondelbahn, mit Erlaubnis der Bergbahnen. Mit dem Auto geht’s dann zurück nach Rauchenbach. Fazit: Die Tour ist einfach und auch bei hoher Lawinenwarnstufe sicher, erfordert jedoch Kondition. Landschaftlich hat sie das Prädikat „top“ verdient.
Wem die Runde (zwei Autos, Öffis, Kondition) nicht zusagt, der ist auch mit den Einzeltouren auf den Dorfberg oder auf den Golzentipp (Piste oder Gelände) gut beraten. (flex)