Prozess: 100 Kilo Cannabis in Lkw führten Logistik-Mitarbeiter in Wörgl auf Abwege
Von Reinhard Fellner
Innsbruck – Auf der Transitroute über den Brenner herrscht reger Warenverkehr. Mafiöse Strukturen nützen dabei Allerweltslieferungen zum Drogenschmuggel im großen Stil. So geschehen im Juni. Damals war ein litauischer Lkw in Spanien mit harmlosen Luftentfeuchtern für eine Handelskette beladen worden. Zielort: Deutschland. Mit an Bord waren in einem Versteck jedoch auch 100 Kilogramm Cannabis – hinter denen rumänische Hintermänner zu stehen scheinen.
Diese hätten wohl mehr auf den Zustand des Lkw achten sollen. Dessen technische Gebrechen bedeuteten für die Drogenmafia nämlich letztlich den Verlust der Cannabisladung. Während der Sattelschlepper Italien unbehelligt passierte, war am Brenner nach einer Kontrolle durch die PI Schönberg wegen mangelhafter Sicherheit und Papiere erst einmal Schluss. Stress für den Spediteur und die Hintermänner, die zur Reparatur des Lkw eigens nach Tirol anreisten.
Von Kollegen überführt
Nach einem Fahrerwechsel ging es weiter – bis die Autobahnpolizei den technisch mangelhaften Lkw erneut stoppte. Ohne jeden Verdacht auf Drogen wurde dieser zu einer Logistikfirma nach Wörgl verbracht. Dort luden Rumänen dann erst die legale Ware um – und lernten dabei einen drogensüchtigen Logistik-Mitarbeiter kennen. Nach ein paar Bieren offenbarten die Rumänen dem Serben die Brisanz der Restladung und begaben sich mit ihm wohl zur gemeinsamen Entladung zum Lkw. Dort raubte der Anblick von so viel Suchtgift dem Logistiker die Sinne. Kurzerhand griff er sich einen Karton, wobei er aber vom Anhänger fiel, verbrachte ihn noch in die Lagerhalle, wurde dort aber von einem Kollegen überführt.
Was offenbar niemand bemerkt hatte: Der Serbe hatte sich auch noch Säcke mit drei Kilo Cannabis geschnappt und mithilfe eines Bekannten in die Wörgler Innenstadt gebracht. Abnehmerin war laut Staatsanwaltschaft eine Türkin. Die vereinbarten 10.000 Euro soll der Logistiker niemals erhalten haben.
Dafür kommt es gegen ihn und den rumänischen Fernfahrer übernächsten Montag zum Prozess am Landesgericht. Der inhaftierte Serbe (Strafandrohung bis fünf Jahre Haft) wird wohl alleine vor Richterin Helga Moser auf der Anklagebank sitzen, da der Rumäne (bis zu zehn Jahre Haft) im Sommer nur auf freiem Fuß angezeigt worden war.
Verteidiger Markus Abwerzger erklärt das Verhalten seines unbescholtenen Mandanten auf Anfrage mit einem Kurzschluss: „Er war damals drogensüchtig und sah sich plötzlich wie ein Kind im Zuckerlgeschäft. Gelegenheit macht Diebe und sorgte hier für ein totales Blackout.“