Theaterverlage in der Coronakrise schwer angeschlagen

Die Theater bleiben weiter geschlossen. Und wenn sie wieder aufsperren dürfen, dann wohl mit eingeschränkter Platzkapazität. Die Bühnenverlage, die über Tantiemen an jeder verkauften Eintrittskarte verdienen, trifft beides. Das Wasser stehe den Verlagen längst bis zum Hals, versichert Maria Teuchmann, geschäftsführende Gesellschafterin des Thomas Sessler Verlags, im Gespräch mit der APA und wählt einen an sich branchenüblichen Begriff für die Situation: „Es ist ein Drama!“

Der Sessler Verlag, heimischer Branchenführer mit einer bis 1911 zurückgehenden Vorgeschichte, macht einen guten Teil seiner Geschäfte mit deutschen Theatern. Beinahe wäre einem das beim Aufsetzen der Hilfsprogramme auf den Kopf gefallen, schildert Teuchmann: Zum Beantragen des Umsatzersatzes hätte man ursprünglich 80 Prozent des Umsatzes in Österreich machen müssen, nun sind es nach Interventionen wenigstens nur 50 Prozent. „Da werden von Branchenfremden irgendwelche Regeln aufgestellt, die in der Praxis nicht überprüft werden.“ Doch noch immer sei vieles offen: „Erst Ende Jänner können wir endlich Umsatzersatz für vergangenen November beantragen. Bis heute wissen wir nicht, wie hoch die Quote sein wird.“

Den eigenen Umsatzverlust wie jenen der anderen Theaterverlage schätzt sie für 2020 auf 70 bis 80 Prozent ein. Für heuer wagt sie noch keine Prognose. „Ich glaube, die Situation wird noch länger andauern. Und wir werden es sofort zu spüren bekommen, wenn die ersten Privattheater schließen müssen.“ Die elf Mitarbeiter des Verlags sind weiter in Kurzarbeit. Ohne dieses Hilfsinstrument sowie Fixkostenzuschuss und Überbrückungskredit hätte man es nicht geschafft, gibt die Verlagsleiterin zu.

Die Einnahmen aus dem Streaming-Angebot verschiedener Theater sind dagegen marginal. Dass sie die Rechte dafür nicht gratis hergebe, ist eher grundsätzlichen Überlegungen geschuldet. „Wir können das nicht verschenken, das sind wir uns und unseren Autoren schuldig. Interessanterweise glauben vor allem hoch subventionierte Bühnen oft, das ginge ohne Tantiemen. Denen müssen wir sagen: Dann halt nicht!“

Generell sieht Teuchmann noch Zurückhaltung bei Theatern, was die künftige Beschäftigung mit der Coronakrise auf der Bühne angehe. Zwar habe René Freund eine fantastische Komödie zu dem Thema geschrieben („Corinna und David“), die Premiere der an sich fertigen Produktion im Wiener Metropoldi habe aber coronabedingt bisher nicht stattfinden können. Ansonsten laute aber der Tenor bei den meisten Bühnen vorläufig: Hände weg von diesem Stoff!

„Einerseits stecken wir vermutlich noch immer zu tief in dieser Krise, um dazu etwas Relevantes sagen zu können, anderseits wollen die Menschen nicht auch noch im Theater mit dem Thema belastet werden. Ich glaube, dass das Unterhaltungsbedürfnis nach der Coronakrise stark zunehmen wird.“ Keine guten Aussichten für die Autorinnen und Autoren von Experimental- und Problemstücken. Und auch nicht für deren Verlage.

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