Liga-Saison ohne Fans für Ebenbauer „realistisches Szenario“

Die Fußball-Bundesliga ist mit dem Nachtragsspiel WAC gegen Sturm Graz (0:0) bereits aus dem kurzen Winterschlaf erwacht. Ab Freitag startet nun für alle Teams das Bewerbsjahr 2021. An den Rahmenbedingungen hat sich gegenüber dem Corona-Jahr 2020 nichts geändert, Zuschauer sind keine zugelassen, im schlimmsten Fall bis Saisonende. „Es wäre keine Überraschung. Das ist ein realistisches Szenario, das muss man klipp und klar sagen“, verlautete Liga-Vorstand Christian Ebenbauer.

Die britische Mutation des Coronavirus hat auch der Bundesliga einen Strich durch die Rechnung gemacht. Noch vor etwas mehr als einer Woche hatte man die Hoffnung gehabt, bald wieder zumindest vor 750 Zuschauern Spiele austragen zu können. „Das ist jetzt für einen längeren Zeitraum einmal begraben, dass wir vor Zuschauern spielen werden“, ist sich Ebenbauer bewusst. Signale oder einen Zeithorizont vonseiten der Politik gibt es keinen, dazu ist die aktuelle Situation zu unsicher.

Nach schrittweisen Einschränkungen sind seit Anfang November gar keine Zuschauer mehr zugelassen. Zuvor waren es dank Covid-19-Konzepten für Stadionbesucher 1.000, 1.500, bis zu 3.000 oder wie im Falle von Rapid einmal 10.000 gewesen. „Ich habe noch immer die Zuversicht, dass im Finaldurchgang zumindest eine teilweise Öffnung möglich sein könnte“, hat Ebenbauer die Thematik noch nicht abgeschrieben. Bereit sei man aufgrund der erfolgreichen Umsetzung im Herbst jedenfalls „jederzeit“.

Auch Thematiken wie „Reintesten“ - also vor einem Stadionbesuch einen negativen Coronatest abgeben - steht man offen gegenüber. „Das ist eine Alternative, die man sich auf jeden Fall anschauen muss“, so Ebenbauer. Organisatorisch und administrativ wäre es allerdings ein „Riesenaufwand“, und finanziell würde bei geringen Zuschauerzahlen „kein Plus“ herausschauen. „Wir haben aber schon im Herbst gesehen, dass die Clubs alle Anstrengungen unternehmen, auch wenn nur wenige Zuschauer möglich sind. Und man hat auch gesehen, dass schon wenige Zuschauer viel ausmachen können“, schilderte Ebenbauer.

Auf dem Weg zur Rückkehr zur Normalität wird die Impfung eine große Rolle spielen. Aus Ebenbauers persönlicher Sicht ist diese „notwendig und sinnvoll“. Die Liga ist mit den Clubs bezüglich dieser Thematik im Austausch, klarerweise gibt es verschiedene Meinungen. Ebenbauer wäre es ein Anliegen, dass die Spitzensportler im ganzen Land „gleichzeitig“ drankommen. Ob das umsetzbar ist, wird sich zeigen.

Privilegien für Profis wie Andreas Ulmer und Co. fordert er keine. „Dass die vulnerablen und systemrelevanten Gruppen als Erste durchgeimpft werden müssen, ist jedem klar und sinnvoll. Spitzensportler, die im Normalfall gesunde Menschen sind, sollen nicht anderen Bevölkerungsgruppen, für die der Impfstoff wichtiger ist, Impfdosen wegnehmen“, stellte der Liga-Chef klar. Er hofft auf eine Impfmöglichkeit für die Kicker ab Ostern.

Zu dieser Zeit ist auch die Lizenzierung ein heißes Thema. Noch ist aber nicht fixiert, ob die wirtschaftlichen Kriterien wie 2020 ausgesetzt werden oder in welcher Form sie abgeändert werden. Die langersehnte diesbezügliche Empfehlung der UEFA lässt noch immer auf sich warten. „Mein Ziel ist auf jeden Fall vor Lizenzierungsbeginn, also Anfang März, eine Entscheidung zu treffen“, betonte Ebenbauer. „An oberster Stelle steht immer noch, dass wir einen Wettbewerb mit 12 bzw. 16 Mannschaften (2. Liga) durchkriegen wollen.“

Da hat Ebenbauer für diese Saison keine Bedenken. „Ich gehe davon aus, dass der Fördertopf der Regierung bis Ende der Saison verlängert wird. Damit sind einmal die größten Sorgen, was den Spielbetrieb und die Sorgen der Clubs betrifft, beseitigt“, gab der Wiener Einblick. Auch mit einer Unterbrechung des Ligabetriebes aufgrund der Pandemie rechnet er nicht.

Das Präventionskonzept hat sich im Herbst sehr bewährt. Nur eine Partie musste verschoben werden, im Gegensatz zu vielen Absagen in anderen europäischen Ländern wie etwa der Schweiz oder England. „Andere Länder sind neidisch, darauf können wir stolz sein. Man merkt, dass das Konzept funktioniert und sich die Spieler und die Clubs daran halten“, bilanzierte Ebenbauer zufrieden. Das ist auch wichtig, da geeignete Nachtragstermine vor allem für Europacup-Starter im EM-Jahr sehr rar sind.

Deshalb hofft man auch, dass einem die Witterungsverhältnisse keinen Strich durch die Rechnung machen. Einige Plätze befänden sich in „keinem guten Zustand“. Keine guten Voraussetzungen für den frühesten Ligastart seit langer Zeit. Für Spannung ist jedenfalls gesorgt. Die ersten vier Teams sind nur durch einen Punkt getrennt. „Ich hoffe, dass diese Wahnsinnsspannung über die restliche Saison bleibt“, so Ebenbauer.

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