AstraZeneca-Lieferung an EU-Staaten zu Beginn geringer

Der Lieferumfang der bald zur Zulassung in der EU erwarteten Corona-Impfung von AstraZeneca wird zu Beginn niedriger ausfallen als erwartet. Das bestätigte AstraZeneca Österreich am Freitagabend in einer schriftlichen Stellungnahme. Für Österreich könnte das nach APA-Informationen bedeuten, dass im ersten Quartal statt der avisierten zwei Millionen Impfdosen nur 600.000 geliefert werden. Offizielle Bestätigung zu diesen Zahlen gab es vorerst nicht.

„Während es keine geplante Verzögerung für den Lieferbeginn unseres Impfstoffs gibt - sollten wir die Zulassung in Europa erhalten - werden die anfänglichen Volumina aufgrund reduzierter Erträge der Impfsubstanz an einem Produktionsstandort innerhalb unserer europäischen Lieferkette geringer ausfallen als ursprünglich erwartet“, hieß es in dem der APA übermittelten Statement des britisch-schwedischen Pharmakonzerns. „Wir werden im Februar und März mehrere zehn Millionen Dosen in die Europäische Union liefern, während wir die Produktionsmengen weiter hochfahren“, betonte das Unternehmen.

Laut Informationen der APA wurden der Impfkoordinator des Bundes und auch jene der Länder am Freitag in einer Videokonferenz über die Reduktion der ersten Lieferungen informiert. Grund dürfte sein, dass die Entscheidung der EU über die Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs so lange dauert, hatte es geheißen. Damit dürfte der Impfplan der Regierung wackeln. Mit den derzeitigen Liefervereinbarungen inklusive der Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca hätten alle über 65-Jährigen bis Ende März geimpft werden können.

Vonseiten des Gesundheitsministerium hieß es vorerst, dass die nun kolportierte Verringerungen der geplanten Lieferungsmengen für das erste Quartal durch AstraZeneca „völlig inakzeptabel“ seien. „Zugesagte Liefermengen müssen eingehalten werden. Gleichzeitig zeigt diese mögliche Entwicklung, wie wichtig es war, dass Österreich in den vergangenen Wochen große zusätzliche Mengen an Impfstoff von BioNtech/Pfizer im Rahmen des EU-Beschaffungsprogrammes eingekauft hat.“ Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) meinte Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz noch, Lieferengpässe sind „durchaus verkraftbar“.

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) forderte am Freitag in einer Aussendung sowohl die EU als auch die Hersteller auf, „sich an die Abmachungen zu halten“. Es gehe um die Gesundheit der Menschen, hieß es in der Aussendung: „Jede weitere Verzögerung wäre unverantwortlich und den Impfwilligen gegenüber unzumutbar.“ Kärnten habe seine Hausaufgaben erledigt, sei „bestens vorbereitet“ und warte nur noch auf die Lieferung größerer Impfstoffmengen, außerdem würden die Kärntnerinnen und Kärntner laut ersten Erhebungen „eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, sich impfen zu lassen“ zeigen, so Kaiser. „Eine weitere Verzögerung würde das Vertrauen der Bevölkerung schwer erschüttern.“

Alarmiert reagierte auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker auf diese Medienberichte. „Hier zeigen sich die fatalen Fehler des türkis-grünen Impfplans deutlich. Die Bundesregierung hat sich zu sehr darauf verlassen, dass der AstraZeneca-Impfstoff früh zugelassen wird und mit einer früheren Lieferung gerechnet.“ Dass Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Anschober jetzt die Schuld auf die Europäischen Behörden schieben, bezeichnete Loacker als „absurd“. Er sieht darin „verzweifelte Versuche, vom eigenen Versagen abzulenken. Die Bundesregierung muss den Impfplan jetzt dringend überarbeiten und konsequent durchsetzen.“

Loacker forderte erneut einen sofortigen nationalen Impf-Krisengipfel. „Allerspätestens jetzt sollte auch dem Kanzler und dem Gesundheitsminister klar werden, dass sie nicht alles richtig gemacht haben. Jetzt müssen alle Beteiligten an einen Tisch, die Regierung muss die Impfstrategie völlig neu aufsetzen und die Versorgung mit Impfstoff sicherstellen.“

Der vom britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca gemeinsam mit der Univerität Oxford entwickelte Impfstoff befindet sich aktuell noch im Zulassungsverfahren. Spätestens bis Monatsende will die unabhängige europäische Arzneimittelbehörde EMA ihre Entscheidung bekannt geben, hieß es zuletzt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und andere europäische Regierungschefs haben zuletzt auf eine raschere Entscheidung gedrängt. Laut einer am 9. Jänner veröffentlichten Studie könnte die Schutzwirkung mit höchsten 70 Prozent deutlich geringer sein als bei den zwei schon zugelassenen Impfstoffen mit über 90 Prozent.

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