Teilöffnung der Schulen: Durchschnaufen bis Ostern, viele Fragen offen
Bis zur Teilöffnung des Schulbetriebs in Tirol mit 15. Februar gilt es, noch einige Fragen zu klären. Tests, Maskenpflicht oder Betreuungsbedarf: Der Teufel steckt wie immer im Detail.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck, Wien – Zumindest einen Startvorteil hat Tirol: Im Gegensatz zum Osten, der bereits mit kommendem Montag den schulischen Präsenzmotor wieder startet, bleiben dem Westen ein paar Tage mehr Zeit (15. Februar) für die noch nötigen Vorbereitungen und Abklärungen. Und diese gibt es – obwohl Bildungsminister Heinz Faßmann (VP) gestern mit den vertiefenden Detailregelungen bis Ostern an die Öffentlichkeit gegangen ist – immer noch zur Genüge.
1️⃣ Präsenzunterricht: Die Volksschule wechselt, wie berichtet, zur Gänze in den Präsenzunterricht an den Schulen. Alle anderen weiterführenden Schulen gehen in den Schichtbetrieb (Mo/Di und Mi/Do; Fr: allgemeines Distance-Learning; präsenzfreie Tage sind Hausübungs- und lerninhaltsvertiefende Tage). Eine fixe Teilungszahl gibt es nicht, wie Bildungsdirektor Paul Gappmaier nach einer gestrigen Videokonferenz mit dem Ministerium berichtet. Aber: Geteilt werden müsse, egal wie groß (oder klein) eine Klasse ist.
2️⃣ Betreuung: Für die Unterstufe wird es an den präsenzfreien Schichtbetriebstagen eine Betreuung an den Schulen geben. Offen ist noch, in welcher Form. Und was ist, wenn Betreuungsbedarf auch an Freitagen mit allgemeinem Distance-Learning besteht? Für Gappmaier wäre es die beste Lösung, in solchen Fällen Letzteres einfach zusätzlich am Schulstandort sicherzustellen.
3️⃣ Maturaklassen: Hier wartet man in der Bildungsdirektion noch auf genaue Regelungen aus dem Ministerium.
4️⃣ Testen: Generell gilt: Wer in die Schule will, muss sich den Selbst-Schnelltests unterziehen. Die Schüler müssten das selbst erledigen. Vor Ort. Wo genau, also ob vor der Schule oder im Klassenzimmer, das müsse standortspezifisch festgelegt werden. Das Testergebnis, so Gappmaier, dürfte wohl von der Lehrerschaft zu überprüfen sein. Das Ministerium rechnet mit 1,8 Mio. Tests pro Woche. Volksschüler werden zweimal getestet, im Schichtbetrieb einmal pro Schicht. Vorausgesetzt, die Eltern unterschreiben eine Einverständniserklärung. Schüler, die Tests verweigern, müssen in den Heimunterricht. Dort gilt es Lernpakete abzuarbeiten, notfalls unterstützt von klassenfremden, präsenzbefreiten Pädagogen. Der Präsident des Landeselternverbandes, Christoph Drexler, rechnet aber damit, dass Testverweigerer wohl nur Einzelfälle bleiben dürften.
5️⃣ Maskenpflicht: Volksschüler benötigen im Unterricht keinen Mund-NasenSchutz, die Unterstufe sehr wohl. In der Oberstufe gilt eine FFP2-Masken-Pflicht. Für Lehrer vorerst noch nicht. Diese können sich derzeit (im Rahmen der Berufsgruppentests) davon freitesten lassen. Dass ältere Schüler nun FFP2 tragen müssen, getestete Lehrer aber nur mit Mund-Nasen-Schutz im Unterricht stehen können, sehen Elternvertreter nicht ein. Wenn, dann müsse die FFP2-Pflicht auch für Lehrer gelten, fordert Drexler. Diesen „höheren Standard“ als bei Lehrern gesteht man im Bildungsministerium ein. Auch, dass man diesbezüglich noch in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium sei. Von dort wiederum hieß es gestern, dass eine verschärfte Verordnung zur FFP2-Pflicht in Vorbereitung sei. Das Freitesten für Lehrer sollte dann Geschichte sein. Lehrergewerkschafter Paul Kimberger geht aber auf TT-Anfrage ohnedies davon aus, dass viele Lehrer freiwillig FFP2-Masken tragen würden. Auch mit zweimaligen Tests (so wie bei Schülern) hätte Kimberger kein Problem.
Kein Förderbedarf in den Ferien?
Vom Bund ist vorgesehen, dass Schülerinnen und Schüler während der Semesterferien in einem so genannten „Ergänzungsunterricht“ (Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen) die Möglichkeit erhalten sollen, allfällige Lerndefizite durch das Home-Schooling aufzuholen. Hierfür gibt es pro Schule auch eine Minimalanmeldezahl. Die Bedarfserhebung für Tirol endete vergangenen Freitag – das Interesse war mit rund 1,2 Prozent der Gesamtschülerzahl eher bescheiden.
Das mag viele Gründe haben. Vielleicht ist es auch das mangelnden Interesse einzelner Schulstandorte selbst. Diesen Schluss legt zumindest ein Informationsschreiben des Direktors der Volksschule Pradl-Leitgeb 2 nahe, welches der TT vorliegt.
Darin informiert Direktor Christoph Trenker die Eltern nicht nur über den Ergänzungsunterricht, sondern auch, dass die Lehrer „seit Wochen unermüdlich unter erschwerten Bedingungen“ arbeiten würden. Er habe daher Verständnis dafür, wenn „sie auf ihre wohl verdienten Feriennicht verzichten wollen“. Zudem seien auch die Schüler fleißig und bräuchten ebenso Ferien. Die Notwendigkeit für den Ergänzungsunterricht ortet Trenker an seiner Schule nicht. Die Anmeldeformulare müsse er trotzdem verschicken – weil die Bildungsdirektion das so vorgebe. Gleichzeitig bittet der Direktor die Eltern schon im Vorfeld um Verständnis, sollte das Semester-Angebot nicht zustande kommen.
Auf TT-Anfrage bestätigt Trenker das Schreiben. Die Aufregung verstehe er nicht. Die Mindestzahl an Schülern habe man nicht erreicht: „Es haben sich aber auch keine Lehrer freiwillig gemeldet.“ Die Bildungsdirektion hat bereits Kenntnis von dem Schreiben. (mami)