Tokio und Peking innerhalb sieben Monaten fordern auch ÖOC
Innerhalb von sieben Monaten sollen die nächsten beiden Olympischen Spiele stattfinden. Es ist dies der geringste Abstand seit 1992, als vor der dann erfolgten Turnusänderung im Februar Winter-Olympia in Albertville und im Juli/August Sommer-Olympia in Barcelona durchgeführt wurden. Das Österreichische Olympische Komitee bereitet parallel die Teilnahme für die am 23. Juli beginnenden Sommerspiele in Tokio und die ab 4. Februar 2022 geplanten Winterspiele in Peking vor.
Für ÖOC-Sportdirektor und Chef de Mission Christoph Sieber gibt es ungeachtet der Entwicklung der Corona-Pandemie keine Alternative zum konsequenten Weiterarbeiten. „Die Vorbereitungen Richtung Tokio und Peking gehen ganz normal und unbeirrt weiter. Das ist und muss für alle Beteiligten auch das Prinzip sein, egal was es rundum pandemiebedingt für Zweifel gibt. Denn die Vorbereitung kann nicht nachgeholt werden“, sagte Sieber im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. ÖOC-Präsident Karl Stoss betonte: „Für uns stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen die Olympischen Spiele stattfinden. Nicht, ob Ja oder Nein.“
Nach einer ungewöhnlich langen Strecke ohne olympische Veranstaltung ist das Programm gedrängt. Noch im Dezember 2021 sollen auch die Europäischen Olympischen Jugend-Winterspiele in Vuokatti (EYOF) folgen. „Die Jugendspiele ein Monat vor den Winterspielen haben wir uns so nicht gewünscht, wir werden auch das schaffen“, bekräftigte Sieber.
Diese Woche hatte er zwei Online-Seminartage in seiner Funktion als Chef de Mission für die Peking-Spiele. Er war bereits mehrere Male in Japan und China, sah sich die lokalen Gegebenheiten an und knüpfte wichtige Kontakte, die jetzt auf digitalem Weg aufrechterhalten werden. Denn die Reisetätigkeit steht derzeit still. Für beide Veranstalter gilt, dass Testwettkämpfe wegen Covid-19 abgesagt und die Sportstätten noch nicht oder kaum getestet wurden.
Bisher waren kaum Sportler vor Ort, speziell bei den Schnee- und Eissportarten wären Erfahrungswerte allerdings wichtig. Es gibt Wettkampfstätten im Raum Peking, Yanqing und Zhangjiakou. „Es ist für alle gleich. Von allen Beteiligten ist Flexibilität gefordert. Für die Winterspiele gehen wir im Moment von Testwettkämpfen im Oktober aus“, sagte Sieber. Die Athleten-Quote ist mit 2.892 festgelegt, 109 Medaillenentscheidungen sind angesetzt. Das ÖOC plant mit 100 bis 110 Sportlern, der Qualifikationszeitraum geht bis 16. Jänner 2022. Als einziger österreichischer Athlet hat Rodler David Gleirscher bei der Homologierung der Bahn im vergangenen November bereits Olympia-Luft geschnuppert.
„Peking ist sicher eine Riesenherausforderung für uns alle. Die Event-Erfahrung der Chinesen, vor allem in den Schneesportarten, ist nicht historisch gewachsen. Ich kann nur hoffen, dass die Chinesen genug internationales Know-how einkaufen, um das Manko auszumerzen“, erklärte ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel. Abhilfe könnte Unterstützung aus dem Ausland schaffen. „Gerne auch aus Österreich. Anders wird es in der kurzen verbliebenen Zeit nicht gehen“, sagte Mennel.
In Hinblick auf die Sommerspiele beschäftigt Sieber, wie es mit den noch offenen Qualifikationen weitergehen wird. „Für Tokio schiebt sich alles nach hinten und es kann eng werden. Im Extremfall, wenn Sportarten ihre Qualifikationen nicht durchbringen, wird man auf alte Ranglisten zurückgreifen. Das wünscht sich niemand, auch wenn der eine oder andere ein Nutznießer sein könnte. Es liegt auf der Hand, dass es da Gewinner und Verlierer geben kann.“
Für Tokio rechnet Sieber mit einem Team von 70 Athletinnen und Athleten, die Long List, auf der auch alle Trainer und Betreuer stehen, muss Ende März fixiert sein. Für ihn hat „allergrößte Priorität“, dass den Athleten die Chance auf die Spiele nicht genommen wird. „Die Athleten stehen im Zentrum. Es geht um Generationen, die sich viele Jahre oder ein Leben lang vorbereitet haben. Spiele nur mit Athleten und ohne Zuschauer generieren Einnahmen, von denen der organisierte Sport zum großen Teil lebt. Alles was das IOC verdient, geht zu 90 Prozent zurück in den Sport. Sollte das wegfallen, würden es magere kommende Jahre werden.“
Es werden „definitiv ungewöhnliche Spiele“ werden, sagte Sieber, der die Details der Strategien der Präventionsmaßnahmen für Hygiene und Sicherheit noch nicht kennt und noch auf das Playbook wartet, in dem die Details und Handlungsempfehlungen definiert sind. „Was den olympischen Flair betrifft, werden wir Abstriche erwarten müssen, aber Priorität Nummer eins ist der sportliche Wettbewerb für die Athleten unter sicheren Bedingungen.“
Was diese betreffe, sei es enorm wichtig, dass sie sich im Vorfeld nicht mit Corona infizieren. „Man kann nie wissen, wie man reagiert. Wenige Prozent weniger Lungenkapazität kann für einen Ausdauersportler bedeuten, dass er nicht konkurrenzfähig ist.“ Ohne Impfung werde man noch länger sehr vorsichtig sein müssen. Man müsse abwarten, wie die Impfstrategie aussehen werde.