„Hemmschuh beim Wachstum ist der Fachkräftemangel“
Die neuen Geschäftsführer von Fiegl + Spielberger, Johannes Thurner und Leonhard Neuner, schildern ihre Pläne fürs Unternehmen.
Seit Jahresanfang leiten Sie beide Fiegl + Spielberger, Westösterreichs größtes privates Elektrounternehmen. Was haben Sie vor?
Johannes Thurner: Fiegl + Spielberger ist sehr gut aufgestellt. Es gilt den Weg konsequent zu verfolgen, den unsere Vorgänger eingeschlagen haben.
Leonhard Neuner: Ebenso wollen wir weiterhin unsere erfolgreiche Unternehmenskultur pflegen.
Wie sieht diese strategische Ausrichtung und die Unternehmenskultur aus?
Neuner: Die Mitarbeiter in den Führungsebenen sind eine Stärke unseres Unternehmens. Jeder kann sehr selbstständig agieren, eigentlich wie ein Kleinunternehmer.
Thurner: Für uns ist es wichtig, dass sich die Mitarbeiter entfalten können. Nur dann entsteht Innovation und die brauchen wir. Denn die Elektrobranche verändert sich ständig. Ziel ist es, weiter zu wachsen, sofern uns die Corona-Krise nicht noch mehr bremst.
Sie haben seit Ausbruch der Pandemie 60 neue Mitarbeiter eingestellt. Warum?
Neuner: Wenn es gute Mitarbeiter am Markt gibt, dann wollen wir sie natürlich für uns gewinnen. Das ist uns auch relativ gut gelungen. Wir suchen noch immer Fachkräfte und Lehrlinge.
Wie hat sich die Auftragslage während der Pandemie entwickelt?
Thurner: Insgesamt ist die Auftragslage noch sehr gut. Wir sind mit neun Fachabteilungen sehr breit aufgestellt, daher war die Entwicklung in den einzelnen Sparten durchaus unterschiedlich. Bereiche, die vom Tourismus abhängen, haben zu kämpfen. Im Projektgeschäft, dem Bau, haben wir sehr viele Aufträge aus der Zeit vor Corona abgearbeitet.
Neuner: Einen zusätzlichen Impuls löst die Investitionsprämie von 7 bis 14 Prozent aus. So werden manche Investitionen vorgezogen. Das merken wir besonders im Bereich Photovoltaik, wo 14 Prozent Förderung bezahlt werden.
Wie soll sich Fiegl + Spielberger mittelfristig entwickeln?
Thurner: In Tirol sind wir sehr präsent und breit aufgestellt. Wir sind jedoch in ganz Österreich mit Niederlassungen vertreten und wollen dort wachsen, wo wir vor Ort sind. So haben wir vor zwei Jahren in Salzburg ein neues Gebäude bezogen. Und wir merken, dass wir dort immer mehr Fuß fassen. Hemmschuh beim Wachstum ist jedoch der Fachkräfte- und Lehrlingsmangel. Daher versuchen wir permanent, neue Mitarbeiter für unsere Betriebe zu begeistern.
Um wie viel soll der Umsatz gesteigert werden?
Thurner: Derzeit liegen wir bei einem Jahresumsatz von knapp 80 Millionen Euro. Vor Corona haben wir mittelfristig ein Potenzial von 90 bis 100 Millionen gesehen. Doch derzeit verstärkt sich wieder die Unsicherheit, ausgelöst durch die Mutationen des Virus. Das wird uns vielleicht etwas in unserer Entwicklung bremsen, aber nicht stoppen.
Sie haben den Fachkräftemangel angesprochen. Was muss man dagegen tun?
Neuner: Da haben wir ein Generationenproblem: Eltern möchten ihren Kindern den Besuch einer höheren Schule ermöglichen, damit sie danach studieren können. Viel zu wenig wird dabei an die Lehre gedacht und das muss sich ändern. In Zusammenhang mit der Lehre gibt es viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Ich denke da beispielsweise an die Lehre mit Matura. Die berufliche Karriere kommt bei entsprechendem Einsatz auch nicht zu kurz: Man kann schnell die Karriereleiter nach oben klettern. Gute Fachkräfte werden bestens bezahlt und mit Handkuss genommen. Es trifft das Sprichwort zu: „Handwerk hat einen goldenen Boden.“