Tiroler Volksschauspiele

Spielplan des neuen Chefs: Alle neune in Telfs

Vorfreude auf den Telfer Theatersommer: Landesrätin Beate Palfrader, Bürgermeister Christian Härting und Intendant Christoph Nix.
© Thomas Boehm / TT

Nach dem internen Gezänk wird bei den Tiroler Volksschauspielen heuer wieder Theater gespielt. Neo-Intendant Christoph Nix hat viel vor.

Von Markus Schramek

Telfs – 2020 führte Corona zum Totalausfall der Tiroler Volksschauspiele in Telfs. Wie als Ersatzprogramm kreuzten streitbare Akteure, frühere und jetzige, die Klingen. Urgesteine wie Dramatiker Felix Mitterer und Regisseur Klaus Rohrmoser zogen zornig und enttäuscht von dannen. Im Sommer wurde in Person von Christoph Nix, vormals Leiter des Stadttheaters Konstanz, ein neuer Intendant nach Telfs geholt. Zwischen ihm und Geschäftsführerin Ruth Haas flogen alsbald die Fetzen. Nix saß auf dem längeren Ast, Haas musste gehen.

So weit die Vorgeschichte. Über diese, weil unrühmlich, verloren die Verantwortlichen gestern vor der Presse kein Wort. Vorgestellt wurde der neue Spielplan. Von 15. Juli bis 29. August soll in Telfs heuer wieder Theater gespielt werden – auf der Bühne und nicht hinter den Kulissen.

Intendant Nix, nach einer Corona-Erkrankung wieder auf den Beinen, eilte eigens vom Bodensee nach Telfs (und wieder retour), bevor Tirols Grenzen ab heute Freitag verstärkt überwacht werden.

Begleitet von Tubaklängen, rappt der 66-jährige Hesse dann das Motto der Spielzeit in den Saal, wie um es den Zuhörern aus der Medienzunft einzubläuen: „Geaht’s no? Geaht’s no? Geaht’s no?“

Diese Frage bedarf in der Tat einer näheren Erläuterung, könnte sie doch auch als kritischer Einwurf missverstanden werden. Nix sieht das von ihm erdachte Motto hingegen als Mutmacher, als Signal für den Aufbruch zu neuen Ufern.

Seinen Part hat der Deutsche gut vorbereitet: Er wolle sich bei den Volksschauspielen nicht auf eine Stufe stellen mit Größen wie Hans Brenner oder Ruth Drexel, zwei der prägenden Figuren des 1981 gegründeten Festivals. Den abtrünnigen Felix Mitterer möchte Nix zurückholen. Vier Jahre gibt er sich dafür Zeit.

947.000 Euro beträgt das Budget. „Es wird halten“, versichert der Telfer Bürgermeister Christian Härting, auch wenn Nix’ erster Spielplan gleich neun Stücke im Hauptprogramm umfasst, so viele wie nie zuvor.

200.000 Euro steuert die Marktgemeinde Telfs bei. Das Land dürfte seinen Zuschuss um 50.000 auf 250.000 Euro erhöhen, lässt die ebenfalls anwesende Kulturlandesrätin Beate Palfrader durchblicken. Der Bund ist mit 150.000 Eur­o der dritte Großfinanzier. Der Telfer Förderantrag liegt in Wien. Nix verfügt nach Eigenauskunft über einen guten Draht zu Kulturstaats­sekretärin Andrea Mayer.

Auch sonst lässt Nix seine Drähte glühen. Er holt Absolventen des Salzburger Mozarteums und der Berliner Schauspielschule Ernst Busch nach Telfs. „Junge Leute, die Lust haben zu spielen“, wie Nix das Personal beschreibt. Entlohnt wird es in Form von Monatsgagen „mit einer 2 vorne“, also um die 2000 Euro. Themen und Regie sollen „weiblicher“ werden.

Nix’ Programm umfasst einige Ur- und Erstaufführungen. Als bekanntestes Stück und potenzielles Zugpferd wird aber der Hader/Dorfer-Klassiker „Indien“ aufgeboten. Mit Bernhard Wolf und Markus Oberrauch sind hier zwei Drittel des „Feinripp Ensembles“ im Einsatz. Der dritte Feinrippler im Bunde, Thomas Gassner, hat sich chancenreich als neuer Geschäftsführer der Volksschauspiele beworben (er hat diese Funktion schon seit 1. Jänner interimistisch inne).

Sonst wird manches erwartbar heiße Eisen angetastet, wie die Liebe eines jungen Tirolers zu einer Muslima im Stück „Türkisch Gold“. Raoul Biltgen bereitet das Streitthema „Wolf!“ als Schauspiel im Wald auf. „Fettes Schwein“ von US-Autor Neil LaBute thematisiert die Alltags-Feigheit einer Gesellschaft. Mit „Vater“ wird eine Erzählung des Osttiroler Multi-Künstlers Hans Salcher von Ekkehard Schönwiese für die Bühne adaptiert. Das schon oft (zuletzt romanhaft auch von Felix Mitterer) beleuchtete Schicksal des im 18. Jahrhundert nach Europa verschleppten Afrikaners Angelo Soliman wird unter dem Titel „Hochgeschätzt und ausgestopft“ für Telfs dramatisiert. Elf Tiroler Laienbühnen widmen sich bei „Allerhand Kreuzköpf“ der Prosa Karl Schönherrs.

Für 2022 wurde ein Stückewettbewerb augeschrieben (Prämie: 5000 Euro): Es geht um das kurze Leben von Constanze Manziarly, Hitlers aus Innsbruck stammender letzter Diätköchin. (Infos: www.volksschauspiele.at)

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