Testpflicht für Skifahrer

Skibetrieb wackelt nach Verordnungs-Chaos: So ist die Lage in Tirols Skigebieten

Testpflicht und ihre Folgen: In Imst waren die Pisten gestern nahezu leer.
© Paschinger

Das Land Tirol hat die seit Montag geltende Testpflicht in den Skigebieten gestern noch einmal konkretisieren müssen. Demnach brauchen Skifahrer und Snowboarder, die vor dem Betreten der Piste die Seilbahn benutzen, einen negativen Test. Tourengeher und Rodler hingegen nicht. Ob die Skigebiete weiterhin aufsperren, ist noch unklar. Sölden hat bis auf Weiteres geschlossen. In Ischgl sperrt man wohl erst gar nicht auf.

Innsbruck – Die Landesverordnung zur Benützung von Skigebieten treibt seit Sonntagabend vielen die Zornesröte ins Gesicht. Erst spät veröffentlicht, musste das Land gestern noch einmal konkretisieren. „Jene Personen, die zum Zweck der Ausübung des Ski- und Snowboardsports unmittelbar vor Betreten einer Skipiste eine Liftanlage benutzt haben, müssen einen negativen Covid-19-Test mitführen. Personen, die Skipisten als Aufstiegsmöglichkeit benutzen – also Pistentourengeher –, sind von der Verordnung ausgenommen.“

Konkret heißt es, dass zum Skifahren ein maximal 48 Stunden alter Test vorgelegt werden muss. Kinder unter 10 Jahren sind ausgenommen. Wer schon mit dem Virus infiziert war, braucht eine ärztliche Bestätigung. Die Polizei kontrolliert stichprobenartig.

Stimmungslage in den Tiroler Skigebieten

Zwischen Ski-Lust und Verordnungs-Frust. So könnte man die Stimmungslage in den Tiroler Skigebieten zusammenfassen. Die kurzfristige Verordnung zu negativen Tests am Sonntagabend, inklusive Wirrwarr um die später wieder ausgenommenen Tourengeher, gaben so manchen Betreibern den Rest.

So zeigt es zumindest ein Blick durchs Land. Vielen Gebiete denken unterdessen an eine Schließung – in Sölden sperrt man beispielsweise bis auf Weiteres zu.

Bergbahnen See: "Testpflicht ist eine Zumutung"

"Klar, ich habe einen negativen Test. Am Handy und auf Papier. Das braucht man ja heute auch noch beim Skifahren", ärgerte sich eine einheimische Pensionistin am Montag kurz vor Mittag beim Einstieg in die Zubringer-Gondel im Skigebiet der Bergbahnen See. Zwei Burschen aus dem Paznaun bestätigten ebenfalls, mit negativem Test einen Skitag in See verbringen zu wollen.

Sie habe sich am frühen Vormittag beim heimischen Sprengelarzt testen lassen, schildert die Dame. "Aber was ist, wenn ich einmal spontan Skifahren möchte, am Nachmittag oder am Wochenende und der Arzt ist nicht im Dienst?". Ihr Begleiter stellte fest: "Die dicken Masken sind eh schon eine lästige Sache."

Der Ärger der rund 100 Gäste im Skigebiet galt keinesfalls den Bergbahnen. "Die können ja nichts dafür. Aber Diejenigen, die das verordnen, nehmen uns die Motivation zum Skifahren", hieß es gestern aus den Reihen der Wintersportler in See. "Das Problem ist, dass wir uns im Tal das nicht so locker und nicht jederzeit besorgen können", zeigte die Pensionistin auf.

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Skifahrer im Skigebiet der Bergbahnen See.
© Wenzel

Bei Mathäus Tschiderer, Geschäftsführer der Bergbahnen, und dessen Assistentin liefen gestern die Telefone heiß: "Die Leute von auswärts wollen wissen, wo man bei uns einen schnellen Test bekommt und ob tatsächlich kontrolliert wird." Nein, beim Einstieg müsse man kein Testergebnis vorzeigen, so Tschiderer. "Sehr wohl müssen wir schauen, dass alle eine FFP2-Maske tragen." Am Sonntag habe er eine E-Mail-Nachricht bekommen, "dass die Gesundheitsbehörde im Skigebiet stichprobenartig kontrolliert", schilderte der Geschäftsführer. Ihm sei bisher aber nicht aufgefallen, dass ein Coronatest-Kontrolleur im Skigebiet unterwegs sein könnte.

Die Maßnahme selbst sei geeignet, den Skibetrieb "vorzeitig abzuwürgen, weil die Testpflicht eine Zumutung ist. Die Leute wollen das nicht". Ob der tägliche Liftbetrieb wie geplant bis Ostern weiterlaufe, werde man je nach Gästefrequenz entscheiden. Dass die Bergbahnen See vorzeitig zusperren müssen, könne man derzeit nicht ausschließen, sagte Tschiderer.

Ungewissheit im Außerfern

Die Diskussionen, wie es mit dem Skibetrieb weiter geht, laufen auch bei den Außerferner Liftbetreibern auf Hochtouren. In der ZugspitzArena haben Lermoos und Biberwier noch die ganze Woche geöffnet. Der Grubig in Lermoos von Montag bis Donnerstag nur vormittags, Marienberg in Biberwier nur nachmittags, am Wochenende ganztägig. Am Wochenende ebenfalls geöffnet haben die Ehrwalder Alm sowie das Skigebiet Bichlbach-Berwang. Die Wettersteinbahn ist dienstags und donnerstags von 12 bis 16 Uhr in Betrieb.

Auch im Tannheimer Tal haben die Lifte zum Wochenende hin geöffnet – Zöblen von Freitag bis Sonntag. Grän fährt am Donnerstag und Freitag nur am Nachmittag, Samstag und Sonntag ganztägig. Die Jöchelspitzbahn in Bach hält den Betrieb zur Gänze aufrecht und ist von Montag bis Sonntag jeweils von 9 bis 16 Uhr in Betrieb. Der Hahnenkamm in Höfen hat aktuell noch von Montag bis Freitag vormittags, Samstag und Sonntag ganztägig auf, wobei sich dies die nächsten Tage noch ändern könnte. Ein Blick auf die Homepage der jeweiligen Skigebiete bringt Gewissheit.

Bergbahn Kitzbühel: "Schikanös"

Als "schikanös" bezeichnet der Vorstand der Bergbahn Kitzbühel Anton Bodner die Testpflicht für Skifahrer. "Das hat nichts mehr mit medizinischen Fakten zu tun, sondern ist ein reines Politikum", ärgert sich Bodner. Nichts desto trotz bleibt die Bergbahn Kitzbühel weiterhin in Betrieb. Auf die Testpflicht hat man rasch reagiert. "Mit heute Dienstag haben wir eine Teststation für unsere Kunden am Hahnenkammparktplatz eingerichtet", schildert Bodner.

Damit soll es für die Kunden so einfach wie möglich sein weiter Skifahren zu gehen, denn für den Bergbahn-Vorstand steht fest: "Das Skifahren ist Teil unseres Lebens hier in der Region und ein Stück Normaliät in einer schwierigen Zeit." Man werde aber das Angebot noch einmal etwas verkleinern müssen. So wird es wochentags nur mehr die Hahnenkammbahn als Zubringer in das Skigebiet geben. Die Fleckalmbahn soll dann nur mehr am Wochenende geöffnet sein.

Auch das Skigebiet an der Landesgrenze zu Salzburg wurde verkleinert, hier sind nur mehr die Bahnen und Lifte auf der Salzburger Seite geöffnet. Trotzdem halte man an der Öffnung bis 11. April fest. "Wenn es irgendwie möglich ist", betont Bodner, denn man sei den Einheimischen verpflichtet.

Totalausfall des Ischgler Skibetriebs möglich

Vollkommen anders ist die Situation im Paznaun. "Derzeit spricht alles dafür, eher nicht aufzusperren", betont der Ischgler Seilbahnvorstand Günther Zangerl. Die Entwicklung der letzten Wochen haben die Paznauner Touristiker nicht besonders zuversichtlich gestimmt. Das Ischgler Skigebiet hatte in diesem Winter noch keinen einzigen Tag geöffnet. "Dass es jetzt große Lockerungen gibt, ist nicht anzunehmen", betont Zangerl. "Wir haben hier eine lange Wintersaison, aber auch bei uns gibt es irgendwann eine Deadline."

Ende Februar wolle man gemeinsam mit dem Aufsichtsrat Nägel mit Köpfen machen und eine endgültige Entscheidung treffen. Die aktuellen Verschärfungen rund um Coronatests seien nicht der ausschlaggebende Punkt, die Entwicklung rund um die Mutationen hätten den Touristikern viel Optimismus genommen.

Grundvoraussetzung in Ischgl sei, dass sich die Schweiz und Österreich annähern. Das Skigebiet hängt mit jenem in Samnaun zusammen. Und hier habe sich die Situation zwischen den Ländern eher verschärft.

Imst: "Wir halten so lange wie möglich offen"

Strahlender Sonnenschein – und doch ein leerer Parkplatz. "Tja, wenn die Verordnung um 18 Uhr rausgeht und für den nächsten Tag gelten soll, dann kommen halt weniger", sagt der Imster Bergbahnen-Geschäftsführer Bernhard Schöpf. Tatsächlich sind es Montagvormittag "gut die Hälfte der sonstigen regelmäßigen Skifahrer. Im Moment sind es vielleicht 30 im ganzen Gebiet".

An der Kasse fragt ein Vater um zwei Lifttickets, "den negativen Test hab ich auch dabei", sagt er. Die Liftkassierin mein, den brauche sie nicht. "Für's Liftfahren brauchst du keinen Test, nur für das Benutzen der Piste", erklärt Schöpf drei Imstern, die gerade zum Sessellift gefahren kommen. Ein Tourengeher daneben hört das, schaut noch den Pistenrand hinauf und sieht dort eine Handvoll Kollegen: "Ich auch?"

Der Geschäftsführer antwortet: "Zum jetzigen Zeitpunkt schon, das hat man mir auf der Bezirkshauptmannschaft bestätigt." Ein anderer hat sich gerade die Karte besorgt, legt sich die Skier bereit: "Ich habe am Samstag den Test für den Friseur gemacht, der gilt noch bis zum Nachmittag." Mutter und Tochter laden gerade aus dem Auto ihre Ausrüstung aus: "Nein, wir haben kein Attest, wir waren schon positiv", sagen sie: "In der Früh haben wir gehört, dass wir dann ohne Test Skifahren dürfen, das ist ein Vorteil". Die Leute hätten einen Bewegungsdrang, erklärt der Bergbhannen-Chef: "Wir halten für die Imster so lange wie möglich offen".

"Abgespecktes" Angebot im Zillertal

Hochfügen hat seit Montag nur mehr die Lamark-Schlepplifte von Montag bis Freitag geöffnet, am Wochenende werde das Liftangebot erweitert, damit auch der "geübte Wintersportler voll auf seine Kosten kommen kann", heißt es. Unter der Woche sei derzeit quasi ein "abgespecktes Familien-Angebot angesagt".

Die Spieljochbahn hat ab dieser Woche nur mehr von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Andreas Leitner vom Hüttegg-Lift am Weerberg ist sich noch unsicher, wie es nun weitergeht und man überhaupt wie noch lange offen hat. Das werde sich die nächsten Tage entscheiden. (TT)

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