NASA-Rover mit Österreich-Anteil: „Perseverance" auf dem Mars gelandet
Das 2,5 Mrd. Euro teure Forschungsfahrzeug ist am Donnerstagabend erfolgreich auf dem Mars gelandet. Der Roboter soll nach Spuren von Leben auf dem roten Planeten suchen. Mit an Bord sind Technologie und Wissen aus Österreich.
Pasadena, Wien – Der US-Rover „Perseverance“ ist erfolgreich auf dem Mars gelandet. „Landung bestätigt“, hieß es am Donnerstag aus dem Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde NASA im kalifornischen Pasadena – und die Ingenieure und Wissenschaftler klatschten und jubelten. Schon wenige Minuten nach der Landung schickte „Perseverance“ erste pixelige Schwarz-Weiß-Fotos vom Mars. „Was für ein wundervoller Tag“, sagte der kommissarische Nasa-Chef Steve Jurczyk.
📽️ Video | Perseverance gelandet und wohl auf
„Was für ein wundervolles Team, das durch alle Widrigkeiten und Herausforderungen gearbeitet hat, die die Landung eines Mars-Rovers mit sich bringen – und dann auch noch die Herausforderungen der Corona-Pandemie.“
2,5 Mrd. Euro teurer Rover soll Spuren von Leben suchen
Der im Juli 2020 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus gestartete Roboter setzte mit einem riskanten und mehrere Minuten dauernden Manöver in einem bisher noch nie vor Ort untersuchten ausgetrockneten See namens „Jezero Crater“ auf. Der rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teure Rover „Perseverance“ (auf Deutsch etwa: Durchhaltevermögen) war rund acht Jahre lang entworfen und gebaut worden und soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen, sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen.
An Bord hat der rund 1000 Kilogramm schwere Roboter von der Größe eines Kleinwagens unter anderem 7 wissenschaftliche Instrumente, 23 Kameras, einen Laser – und zahlreiche NASA-Premieren: Erstmals wurden mit „Perseverance“ Mikrofone auf den Mars geschickt, erstmals ein kleiner Hubschrauber und erstmals sollen in einer gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrt Agentur ESA entwickelten Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.
Österreicher haben Anteil an Mission
Weil sich die Helikopter-Drohne wegen der Distanz zur Erde nicht direkt steuern lässt, muss sie sich anhand von Kamerabildern selbstständig orientieren. Einer der Entwickler des Algorithmus des Kamera-basierten Systems ist der an der Universität Klagenfurt tätige Schweizer Stephan Weiss. Grazer und Wiener Forschungseinrichtungen lieferten Software-Komponenten für eine der Kameras des Rovers, die nun dreidimensionale Aufnahmen der Mars-Oberfläche ermöglichen soll. Und mit dem Geochemiker Christian Köberl gehört ein Österreicher dem Wissenschafts-Team der Mission an. Er will mit den scharfen Bildern der „Österreich-Kamera“ nach Spuren von Meteoriten-Einschlägen am Mars suchen.
Wegen der Corona-Pandemie war nur rund die Hälfte der NASA-Mitarbeiter im Kontrollzentrum anwesend, die normalerweise bei einem solchen Manöver dort arbeiten würden. Sie trugen Masken, hielten Abstand voneinander und umarmten sich nach der Bestätigung über die erfolgreiche Landung nicht wie üblich, sondern stießen im Jubel lediglich ihre Fäuste gegeneinander. „Das Team rastet völlig aus, das ist alles so surreal“, sagte Chef-Ingenieur Rob Manning. Die große Plastikdose Erdnüsse, die vor einem solchen Landeversuch normalerweise herumgereicht wird und Glück bringen soll, sei durch individuelle Päckchen für jeden ersetzt worden, hatte er zuvor verraten.
„Perseverance“ ist bereits der fünfte Rover, den die NASA zum Mars bringt - zuletzt 2012 „Curiosity“. Insgesamt waren bisher allerdings nur weniger als die Hälfte aller weltweit gestarteten Mars-Missionen erfolgreich. In der vergangenen Woche waren kurz hintereinander Raumsonden erst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dann aus China erfolgreich in die Umlaufbahn des Planeten eingeschwenkt. „Al-Amal“, die Sonde der Vereinigten Arabischen Emirate, soll nicht landen, das Aufsetzen des chinesischen Raumschiffs „Tianwen 1“ ist in zwei bis drei Monaten geplant.
„Ich bin sicher auf dem Mars“, teilte „Perseverance“ nach der Landung via Kurznachrichtendienst Twitter mit. „Durchhaltevermögen bringt dich überall hin.“
Auch auf dem Twitter-Profil der NASA wurde die Landung bestätigt - aber auch hinzugefügt: „Der Countdown zum Mars ist abgeschlossen, aber die Mission hat gerade erst begonnen.“ (TT.com, APA/dpa)
📽️ Video | Die Landung auf dem Mars im Videostream
Mehr Astronautinnen sind bei der ESA gefragt
Nach elf Jahren sucht die Europäische Weltraumorganisation ESA wieder nach Astronauten. „Es ist Zeit, eine neue Gruppe an Astronauten zu rekrutieren. Die letzte Kampagne haben wir im Jahr 2008 gestartet. Damals hatten wir mehr als 8000 Bewerber“, berichtet der Tiroler Josef Aschbacher, designierter ESA-Generaldirektor, im Rahmen des gestrigen Kick-offs der neuen ESA-Kampagne.
Vor allem Frauen sollen nun mobilisiert werden. Denn beim letzten Auswahlverfahren war nur jeder sechste Astronaut weiblich. „Gerade Frauen haben oft die Einstellung, dass sie nicht gut genug sind“, erklärt Astronautin Samantha Cristoforetti. Auch Astronauten mit einem bestimmten Grad an körperlicher Behinderung werden gesucht. Der Bewerbungszeitraum geht vom 31. März bis zum 28. Mai. (m.l.)