Gerichtssplitter

Verliebte fragte im Amt Daten ab und landete vor Gericht

Aufgrund von Liebeskummer Daten abgefragt.
© Keydstone

Unerlaubte Datenabfragen bei Behörden werden schon lange nicht mehr als Kavaliersdelikt behandelt. War früher mit solchen Daten nicht selten Handel betrieben worden, sind es heute meist persönliche Motive, die am Amt zum unbegründeten Datenzugriff motivieren. So wie ab November 2019 eine junge Tirolerin, die sich unsterblich in einen Nordafrikaner verliebt hatte.

Das Problem der jungen Liebe: Der Marokkaner hielt sich illegal in Österreich auf und wurde sohin letztes Jahr im Zuge einer Kontrolle in Innsbruck verhaftet. Als die gestern am Landesgericht wegen Amtsmissbrauchs Angeklagte davon erfahren hatte, begab sie sich mit einer verfälschten Identitätskarte zur Polizeiinspektion, erklärte, das sie die Freundin des Verhafteten sei, und wies sich mit Dienstausweis aus. Dies setzte ein Rad in Bewegung, das später ergab, dass die Frau den Marokkaner am Amtscomputer 78-mal abgefragt hatte – an manchen Tagen auch mehrfach.

Vor Richterin Martina Eberherr erschien die bislang völlig unbescholtene Frau gebrochen. Erst die fristlose Entlassung, dann die Ermittlungen des Landeskriminalamtes: „Ich hatte schon damals ein schlechtes Gewissen, aber heute schäme ich mich für die Abfragen wirklich!“ Obwohl der Marokkaner schon längst abgetaucht ist, will die Tirolerin mit ihm aber immer noch „fix zusammen“ sein. Verteidiger Thomas Lechner plädierte da auf Milde und regte eine Diversion an. Angesichts Verantwortungsübernahme willigte Richterin Eberherr ein und verordnete nicht rechtskräftig 2000 Euro Geldbuße plus 100 Euro Gerichtsgebühren. RA Lechner nahm dies für die Mandantin sofort an.

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Strickjacke, grobes Schuhwerk: In Begleitung der Justizwache musste sich gestern ein Bauarbeiter wegen pornografischer Darstellung Minderjähriger verantworten. Kinderporno-Fahndern in Australien war der Mann ins Netz gegangen – und zwar mit insgesamt knapp 6000 einschlägigen Bildern, die er über Foren auch noch geteilt hatte. 15 Monate Haft, elf davon bedingt, ergingen, dazu die Weisung auf eine Therapie. (fell)