Literatur

Zorn über den Abschreiber: Neue Wege zu und mit Dichter Georg Trakl

„Voll daneben“: Georg Trakl selbst war von Max Esterles Trakl-Karikatur nicht allzu angetan.
© Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Sammlung Esterle/Limbus Verlag

Für die Literaturwissenschaft ist Trakls Zorn über den Abschreiber ein Geschenk. Sein Nachlass – Briefe, Karten, Manu- und Typoskripte – zählt zu den Schätzen des Brenner-Archivs der Uni Innsbruck.

Innsbruck – Plagiate sind wahrlich kein bloßes Gegenwartsproblem. Auch der Dichter Georg Trakl (1887–1914) macht einen Schreiber ausfindig, der sich an seinem „Gewitterabend“ bediente. Für die Literaturwissenschaft ist Trakls Zorn über den Abschreiber ein Geschenk. Es hatte eine der spärlichen poetologischen Zeugnisse Trakls zur Folge. In einem Brief an Erhard Buschbeck beschrieb er seine „bildhafte Manier“, mit jeder Strophenzeile weitere Bildteile „zu einem einzigen Eindruck zusammenzuschmieden“.

Georg Trakls Nachlass – Briefe, Karten, Manu- und Typoskripte – zählt zu den Schätzen des Brenner-Archivs der Uni Innsbruck. Nun ermöglichen Videoführungen den Einblick in die Bestände. Sie sind Teil der umfangreichen Digitalisierungsstrategie des Archivs. Mit den Videoführungen sollen nun nicht nur Dokumente zugänglich, sondern Archivarbeit anschaulich gemacht werden.

Der Literaturwissenschaftler Eberhard Sauermann, Mitherausgeber der Innsbrucker Trakl-Ausgabe, führt also nicht nur in Trakls Arbeit ein, sondern auch in seine eigene. Indem er etwa von der bisweilen kaum leserlichen Handschrift des Poeten erzählt, die Editoren dazu zwingt, unangenehme Entscheidungen zu treffen. Die alte Oberlehrerfrage, was der Dichter denn wohl sagen wollte, erscheint dadurch in ganz neuem Licht. Was der Dichter schrieb (bzw. was ihm die Wissenschaft zuschreibt), leuchtet dann der Lyriker Christoph W. Bauer aus. Er liest Trakl-Texte, holt sie aus der Theorie in gesprochene Praxis.

Die Videos sind eine schöne Ergänzung zur neuen Trakl-Leseausgabe „Dichtungen und Briefe“. Auch weil sie dort Festgeschriebenes um andere Perspektiven erweitert. Und um einige schöne Anekdoten: So fiel das Urteil des Dichters über die bekannte Karikatur, die Max Esterle von ihm zu Papier brachte, recht prosaisch aus: „Voll daneben.“ (jole)

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