Corona-Krise

LH Platter zu Mayrhofen: „Wir müssen die Menschen mitnehmen“

LH Günther Platter sprach gestern mit dem deutschen Botschafter Ralf Beste (r.) und Honorarkonsul Dietmar Czernich (l.) über die aktuelle Lage.
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LH Günther Platter spricht von verhältnismäßigen Maßnahmen in Mayrhofen. Für die Corona-Kommission greifen die von Tirol gesetzten Schritte.

Innsbruck – Ab Samstag gilt in Mayrhofen, das derzeit 48 Corona-Fälle aufweist, ein harter Lockdown. Zugleich darf die Gemeinde nur mit einem negativen PCR-Test verlassen werden. Denn ein Großteil der Infektionen ist auf die südafrikanische Coronavirus-Variante zurückzuführen. 98 aktiv Positive in Tirol haben sich mit dieser Mutation angesteckt, davon 78 im Bezirk Schwaz. Sechs weitere Verdachtsfälle kamen Donnerstag hinzu.

Erstmals wurde die Südafrika-Mutation auch in Vorarlberg festgestellt. Ein Ehepaar hatte sich damit infiziert. Die Debatte, ob die Schritte in Mayrhofen zu spät oder zu lokal gesetzt wurden, beschäftigt derzeit ebenfalls die Politik. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) spricht gegenüber der TT von wohlüberlegten und angemessenen Maßnahmen. „Ich halte nichts davon, ein ganzes Tal abzusperren, wir müssen schließlich die Menschen mitnehmen.“ Außerdem sei das Infektionsgeschehen in anderen Gemeinden des Zillertals sehr niedrig.

Platter hält nichts davon, quasi über Nacht eine Gemeinde de facto zu isolieren. „Die Pendler müssen Gelegenheit haben, sich freizutesten, um ihrer Arbeit nachzugehen.“ Für ihn sind die Testungen ein zentraler Baustein, um die Verbreitung der Südafrika-Variante einzugrenzen. Sollte es in anderen Gemeinden ebenfalls Ausbrüche geben, seien lokale Maßnahmen erneut denkbar. „Aber derzeit besteht kein Handlungsbedarf.“

Der Leiter des Tiroler Corona-Einsatzstabes Elmar Rizzoli kann die Kritik an der Vorgehensweise des Landes nicht nachvollziehen. „Der Bund hat die Testpflicht bei der Ausreise aus Tirol am Dienstag angekündigt und am Freitag umgesetzt. Bei uns sind es ebenfalls vier Tage.“ Eine Verlängerung der Maßnahmen in Mayrhofen über Mittwoch hinaus schließt das Land gegenwärtig aus.

Unterstützung kommt indes von der Corona-Kommission des Bundes: „Bislang konnten die von Tirol gesetzten Maßnahmen die Variantenverbreitung unter Kontrolle halten“, heißt es in dem gestern präsentierten Bericht. Die Kommission empfiehlt dem Land, die Maßnahmen in gleicher Effektivität fortzusetzen, und insbesondere allen anderen Bundesländern, für Gebiete mit hohem Infektionsgeschehen diese ebenfalls einzuarbeiten.

Deutschland wird Anfang nächster Woche entscheiden, ob der Einreisestopp aus Tirol über den 3. März hinaus ausgedehnt wird. Gestern gab es dazu sowie zum augenblicklich angespannten Verhältnis zwischen Tirol und Deutschland bzw. Bayern ein Gespräch zwischen Platter, dem deutschen Botschafter Ralf Beste und Honorarkonsul Dietmar Czernich. (pn)