Flugsystem Kramer wird nun auf WM-Großschanze ausgepackt

Wie auf der Normalschanze geht es bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Oberstdorf auch auf der Großschanze mit dem Einzelbewerb der Skispringerinnen los. Die Besonderheit ist der Premieren-Status dieses Events, erstmals werden Medaillen auf einem großen Bakken auch an Frauen vergeben. Damit ziehen sie mit drei Entscheidungen mit den Männern gleich, dazu kommt der Mixed-Bewerb. In diesem gab es am Sonntag ÖSV-Bronze, für die -Frauen am Freitag zudem Team-Gold.

Marita Kramer und Daniela Iraschko-Stolz haben damit die Chance auf ihre jeweils dritte Medaille bei diesen Titelkämpfen, Chiara Hölzl und Sophie Sorschag nach dem Titel mit der Equipe auf ihre zweite. Zu den absoluten Favoritinnen am Mittwoch (17.15 Uhr, live ORF 1) gehört Kramer. Die 19-Jährige hat am Montagabend auf das Auftakt-Training auf der großen Schattenberg-Schanze zwecks Regeneration verzichtet. Iraschko-Stolz ist im erweiterten Kreis der Medaillenanwärterinnen.

In den drei Normalschanzen-Konkurrenzen war Kramer in Summe der sechs Sprünge die Beste im Frauen-Feld, und auf der Großschanze wird die Salzburgerin noch stärker eingeschätzt. „Die Großschanze liegt mir sehr“, sagte Kramer in einem Ausblick. Im Oktober und im Jänner hat das rot-weiß-rote Team Trainingskurse in Oberstdorf absolviert, von daher kennt die vierfache Weltcupsiegerin den Bakken. „Die Schanze ist zum Fliegen ganz lässig. Wenn du einen guten Sprung erwischst, ist sie mega-cool.“

Verantwortlich dafür macht Kramer ihr Flugsystem. „Mit dem kann ich viel herausholen“, erklärte die niederländisch-österreichische Doppelstaatsbürgerin. Aktuell in Oberstdorf habe es nur bei ihrem zweiten Sprung im Einzel nicht so funktioniert, prompt blieb nur Rang vier. „Unten beim Sprung habe ich mein Flugsystem gehabt, aber das war zu spät.“ Generell funktioniere dieses Prozedere während dieser Titelkämpfe aber besser als noch davor. Bei den meisten Sprüngen habe es sehr gut ausgeschaut.

„Im Team-Wettkampf habe ich mein Flugsystem dann gleich wieder über dem Vorbau gefunden, das hat wieder zusammengepasst - vom Absprung ins Flugsystem.“ Keine Bedenken macht Kramer, dass sie das Montag-Training ausgelassen hat. „Auf der Kleinen bin ich zwei Wochen davor nicht gesprungen und gleich reingekommen. Ich weiß sehr gut, was ich am Sprung zu machen habe, worauf ich mich fokussieren muss. Mit dieser Vorstellung gehe ich auf die Große.“

Wettkampf-Erfahrungen hat die Heeressportlerin auf der Schanze bereits, Anfang Februar des Vorjahres wurde sie in zwei Weltcup-Bewerben Sechste und Dritte. Auf die Rückkehr auf die Schanze freute sie sich besonders. „Die Kleine ist auch ganz cool, aber das weite Fliegen taugt mir doch mehr.“ Beide Oberstdorfer Events gewann die damals in Hochform agierende Hölzl, Iraschko-Stolz war Dritte und Achte, Sorschag nicht dabei. Denn ihr Weltcupdebüt gab die Kärntnerin erst fünf Wochen danach.

„Ich muss die Position noch besser finden und sollte nicht zu spät am Tisch sein“, nahm sich die 22-jährige Sorschag vor. Druck mache sie sich keinen: „Ich fahre schon mit einer Goldmedaille heim.“ Hölzl stellte bei ihrem Doppelschlag 2020 den Frauen-Schanzenrekord von 141,5 m auf. „Daher weiß ich, ich kann es auf dieser Schanze ganz gut“, stellte die 23-Jährige fest. „Ich schaue mir dieses Video immer wieder gerne an. Das ist Motivation für mich. Da habe ich gewusst, es funktioniert, es pfeift.“

Für die Salzburgerin ist der Schritt auf die WM-Großschanze ein bedeutender: „Wir haben in den letzten zwei Jahren gezeigt, dass wir auch auf der Großschanze springen können.“ Iraschko-Stolz hat noch mehr für diese Entwicklung gekämpft. Die 37-Jährige sah ihr Auftakt-Training am Montag als Schritt in die richtige Richtung. „Vom Profil her ist die große ähnlich wie die kleine Schanze“, erläuterte die Weltmeisterin 2011. „Aber du musst da halt wirklich gut springen, damit du auch weit springst.“

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