Kultur-Neustart in Vorarlberg bleibt weiter unkonkret
Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) konnte am Dienstag noch keine Details zum Kultur-Neustart in seinem Bundesland am 15. März nennen. Nach der Grundsatzeinigung am Montag brauche man dafür nun „zwei, drei Tage Zeit“, sagte er nach der Sitzung der Landesregierung. Die Öffnung des Kulturbereichs habe für Vorarlberg „größte Bedeutung“, widersprach Wallner, dass es vorrangig um die Gastronomie gehe: „Der Eindruck täuscht.“
Wallner unterstrich, dass ab 15. März auch Indoor-Veranstaltungen wieder möglich sein sollen. Die Größenordnungen seien aber noch völlig unklar. Mit Sicherheit werde es aber Zutritttests geben. Wie diese gestaltet werden, müsse noch ausgearbeitet werden. Die IG Kultur Vorarlberg fühlte sich angesichts der gestern angekündigten Öffnungsschritte im Bundesland „äußerst irritiert“. Für einen soliden Planungshorizont fehlten die notwendigen Details, kritisierte IG-Geschäftsführerin Mirjam Steinbock gegenüber der APA.
Im Zuge der Neuöffnung von „ein bisschen Musik und ein bisschen Kultur“ (Landeshauptmann Markus Wallner gestern) zu sprechen, werde der permanenten Arbeit der Vorarlberger Kulturszene bei weitem nicht gerecht, so Steinbock. Die Informationen seien viel zu rudimentär, um daraus etwas Konkretes ableiten zu können. „Bis die politisch Verantwortlichen die Details ausgearbeitet haben, bleiben uns in diesem Fall vielleicht noch sieben Tage Zeit zur Umsetzung. Das ist viel zu knapp, so kann man vielleicht Politik machen, Kunst und Kultur aber nicht“, stellte Steinbock fest. Gesundheitspolitisch vertretbare Veranstaltungskonzepte lägen vor, „wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, betonte die IG-Geschäftsführerin.
Fraglich sei etwa, für welches Zielpublikum die Kulturöffnung gelte: „Getestet, geimpft und mit Abstand? Lediglich Kinder und Jugendliche in Kulturveranstaltungen?“, fragte Steinbock. Die Unklarheit betreffe auch viele rechtliche und organisatorische Fragen. „Selbst bei der kleinsten Kulturinitiative steckt ein Riesenapparat dahinter, bevor die Künstler die Bühne betreten. Das ist nicht lediglich ein Schlüsselumdrehen, damit verkennt man die Arbeitsabläufe in der Kultur total“, so Steinbock.
Der Geschäftsführer des Symphonieorchesters Vorarlberg, Sebastian Hazod, sprach angesichts der angekündigten „Modellregion Vorarlberg“ mit Öffnungsschritten für die Kultur von einem „sehr schönen Zeichen“, wollte aber nicht verfrüht in Jubelstimmung ausbrechen. „Weder im Land noch im Bund weiß man, was das konkret bedeutet“, stellte Hazod auf APA-Anfrage fest. Für das Symphonieorchester werde relevant sein, unter welchen Voraussetzungen Konzerte möglich werden oder nicht.
Ab einer gewissen Besucher-Reduktion seien die Veranstaltungen nicht mehr wirtschaftlich. Somit könnten erste Schritte „vielleicht nicht weitreichend genug sein, um tatsächlich spielen zu können“. Hazod hoffte, dass zumindest ab April/Mai wieder Konzertveranstaltungen durchgeführt werden können, „das ist die interne Annahme“.
Gegenüber der „Neuen Vorarlberger Tageszeitung“ reagierte der Co-Leiter des Theater Kosmos, Augustin Jagg, verhalten. Ob Theaterhäuser unter die angekündigten Öffnungsschritte fallen, sei ebenso unklar wie die Frage, ob ab 15. März auch am Abend gespielt werden könne. Genaue Angaben zu Eintrittstests, erlaubten Zuschauerzahlen und Hygienebestimmungen würden außerdem fehlen. Die Theaterhäuser seien überhaupt nicht erwähnt worden, was den Bregenzer irritiert. Von Planungssicherheit fehle weiterhin jede Spur. „Wir haben eine bestimmte Vorlaufzeit, wir müssen zum Beispiel Proben für die aktuelle Produktion organisieren und die Schauspieler informieren“, so Jagg.