Mehrere Tote bei Protesten in Myanmar
Bei neuen Demonstrationen gegen die Militärführung in Myanmar hat die Polizei am Mittwoch erneut mit scharfer Munition geschossen und mehrere Menschen getötet. Am 30. Tag des Widerstands starben laut Medienberichten und Augenzeugen mindestens neun Demonstranten. Zu Zwischenfällen kam es unter anderem in Yangon (Rangun), Mandalay sowie in Myingyan, wo einem Zeitungsbericht zufolge allein fünf Menschen durch Schüsse der Polizei umkamen.
In Yangon lösten Sicherheitskräfte die Demonstration auf und nahmen etwa 300 Teilnehmer fest, wie die Nachrichtenagentur Myanmar Now meldete. „Sie haben scharf auf uns geschossen“, sagte ein Student, der an einer Kundgebung in Myingyan teilgenommen hatte, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Teenager sei in den Kopf getroffen worden und gestorben. Ein Sprecher des Militärrats war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.
Nach Berichten eines Augenzeugen kamen zwei Menschen bei Protesten in der zweitgrößten Stadt Mandalay ums Leben. Die Demonstranten seien durch Schüsse verletzt worden und daran gestorben, teilte ein Augenzeuge mit. Sicherheitskräfte hätten versucht, die Kundgebung aufzulösen.
Insgesamt wurden seit dem Putsch am 1. Februar mindestens 30 Menschen getötet. Die genaue Zahl der Toten seit dem Beginn der Proteste ist derzeit unklar, allein am Sonntag waren 18 Menschen getötet worden.
Das Militär hatte die zivile Regierung abgesetzt. Seither kommt es regelmäßig zu Massendemonstrationen. „Wir wollen zeigen, dass niemand in diesem Land eine Diktatur will“, sagte ein Aktivist zu Reuters. Ein Schlichtungsversuch der ASEAN-Gruppe, in der sich südostasiatische Staaten zusammengetan haben, hatte am Dienstag keine Annäherung gebracht.
Angesichts der anhaltenden Gewalt soll der UN-Sicherheitsrat erneut über die Krise beraten. Wie mehrere Diplomaten übereinstimmend berichteten, beantragte Großbritannien für Freitag dazu eine Sitzung hinter verschlossenen Türen in New York. Auch am Mittwoch gab es in sozialen Netzwerken wieder Appelle an die Vereinten Nationen, dem Land zu helfen. Immer häufiger bezeichnen Augenzeugen das frühere Birma als „Kriegsgebiet“.
Das Militär hatte Anfang Februar gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November mit klarem Vorsprung gewonnen. Sie sitzt seither im Hausarrest und muss sich wegen verschiedener Vorwürfe vor Gericht verantworten. Die Demonstranten fordern die Wiedereinsetzung der früheren Freiheitsikone.