Weniger Wölfe in Österreich unterwegs
Die Wolfspopulation in Österreich ist leicht gesunken: Machte man 2019 noch 48 Tiere aus, so waren es 2020 nur mehr 40. Grund dafür ist, wie WWF-Wolfsexperte Christian Pichler am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz sagte, dass es nur in einem Wolfsrudel in Allentsteig in Niederösterreich Nachwuchs gab. Damit die Population wieder steigt forderte der WWF ein besseres Monitoring, ein „Ende der Stimmungsmache“ und mehr Maßnahmen seitens der Politik.
Grundsätzlich ist nicht genau bekannt, wie groß die Wolfspopulation in Österreich ist, da das Monitoring dem WWF zufolge sehr lückenhaft ist. Genetisch nachgewiesen wurden im Vorjahr aber 22 einzelne Wölfe – zehn in Tirol, fünf in Niederösterreich, vier in der Steiermark, zwei in Vorarlberg und ein Individuum in Oberösterreich. Dazu kommen sechs noch nicht sicher bestätigte Tiere sowie zwölf Welpen und Jungwölfe im Rudelverband. „Während es bei der Wolfsfamilie am Truppenübungsplatz Allentsteig weiteren Nachwuchs gab, ist bei zwei weiteren Rudeln im Walviertel nicht einmal gesichert, dass es sie überhaupt noch gibt“, sagte Pichler.
Ein verbessertes Monitoring ist auch eine der Hauptforderungen des WWF. Dadurch könnte auch die Gefahr illegaler Abschüsse gesenkt werden. „Immer wieder verschwinden in Österreich Wölfe, die sich zuvor länger in einem Gebiet niedergelassen haben. Das kann verschiedene Ursachen haben. Ähnlich wie früher beim Braunbären oder Luchs sind aber auch beim Wolf Straftaten zu befürchten“, so Pichler. Zudem sprach sich die Umwelt-NGO auch für „ein Ende der negativen Stimmungsmache“ gegen die Tiere aus. „Der Wolf ist eine streng geschützte Art und eine absolute Bereicherung für die heimische Natur“, unterstrich der WWF-Experte.
Durch die zunehmende Verbreitung des Wolfes auch in den Nachbarländern wie der Schweiz, Slowenien und Italien rechnete der WWF damit, dass in den kommenden Jahren vermehrt Tiere nach Österreich einwandern werden. Dies könnte dann auch zu mehr Konflikten mit den Haltern von Nutztieren führen. Die Zahl der gerissenen Schafe ist zwar vorerst sehr gering - im Vorjahr lag sie bei 262, was 0,07 Prozent aller gehaltenen Schafe sowie 0,23 Prozent der auf Almen gehaltenen Schafe entspricht -, Pichler ging aber davon aus, dass diese mit einem Anwachsen der Wolfspopulation steigen wird.
Um Konflikte zu vermeiden, forderte WWF von der Politik eine bundesweit abgestimmte Herdenschutz-Offensive. „Gibt es fachgerechten Herdenschutz, meiden Wölfe Weidetiere von Beginn an und konzentrieren sich auf ihre Rolle als eine Art Gesundheitspolizei des Waldes“, erklärte Pichler. Wölfe halten den Wildbestand und damit den Wald gesund, indem sie vor allem kranke und schwache Tiere erbeuten.
Insgesamt urgierte die Umweltschutzorganisation einen sechs Punkte umfassenden Aktionsplan für Bund und Länder: Neben verbessertem Herdenschutz, sollten Nutztierhalter besser entschädigt und das Hirtenwesen wiederbelebt werden. Zudem müsse die Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden vorangetrieben sowie die Rolle und die Mittel für das Österreichzentrum Bär Wolf Luchs verstärkt werden. „Parallel dazu muss das Monitoring geschützter Arten verbessert werden“, so Pichler.