ÖSV-Kombinierer im großen Einzel um Chance über Schanze
Die beiden Großschanzen-Bewerbe der Kombinierer bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf bringen Entscheidungen binnen 48 Stunden. Am Donnerstag (11.00/15.15 Uhr) geht es um Medaillen im Einzel, am Samstag (10.00/15.00, jeweils live ORF 1) um jene im Team-Sprint. Im Schanzen-Training präsentierten sich die Österreicher am Dienstag und Mittwoch weiter stark, wie schon von der Normalschanze sollten sie für den Langlauf etwas vorlegen können.
Besonders stabil auf hohem Niveau agierte Johannes Lamparter. Der Siebente im Normalschanzen-Einzel sprang am Mittwochvormittag zunächst mit 139,0 m zwei Meter über die Hillsize, es folgten 136,5 m. Das bedeutete die Plätze zwei und eins, wobei der laufschwächere Japaner Ryota Yamamoto als Sieger aller anderen Durchgänge zum Abschluss nicht mehr dabei war. Dafür hatten die Österreicher durch die Bank den ersten Mittwoch-Sprung ausgelassen, danach ging es auch ums Materialtesten.
„Es ist mir gut gelungen, dass ich vom Kopf her da bin“, ließ Lamparter wissen. „Jetzt ist schön langsam der Fluss drinnen, wo es ein bisschen zum Laufen anfangt.“ Die Großschanze bevorzuge die guten Springer mehr als die Normalschanze. „Da werde ich schauen, dass ich mir einen Vorsprung herausspringe“ erzählte der 19-Jährige. Mit Favorit Jarl Magnus Riiber rechne er wieder. „Er ist ein Wettkampftyp.“ Der Norweger jedenfalls ließ sich mit zweimal 133,0 und einmal 136,0 m auch nicht lumpen.
Lukas Greiderer hingegen konnte sich nach am Vortag geschaffter interner ÖSV-Qualifikation für Trainingstag zwei nicht besonders motivieren. Nach Sprüngen auf 127,5 und 121,0 m stellte er den Material-Aspekt klar in den Vordergrund: „Wir haben immer ein bisschen etwas zu probieren.“ Körperlich habe er aber keine Spannung gehabt, die WM dauere schon ziemlich lange. Er wisse aber, dass es im Wettkampf darauf ankomme. „Dann muss man im Kopf stark sein. Mir taugt es, wenn ich liefern muss.“
Mit gar nur einem Mittwoch-Sprung drehte Lukas Klapfer ab, beim Steirer war es freilich aus Zufriedenheit. „Ich glaube, ich bin da mitten in der Weltspitze dabei und habe den Wechsel auf die Großschanze gut geschafft“, gab der 35-Jährige nach seinem 129,5-m-Satz an. „Es war ein Sprung mit Materialreserven und von dem her bin ich guter Dinge. Ich habe meine sieben Zwetschken beieinander. Ich spüre mich gut auf der Schanze, habe keine negativen Gedanken, bin im viel zitierten Flow.“
Am Nachmittag stand noch ein Langlauf-Training an, in dem es um das Herausfiltern des richtigen Skis ging. „Ich habe die bisherigen zwei Bewerbe noch nicht optimales Material gehabt“, meinte Klapfer. „Ich mache noch ein paar schnelle Schritte und schaue, ob die auf Druck funktionieren.“ Mario Seidl sprach nach Versuchen auf 120,5 und 124,0 m von soliden Sprüngen. „Es waren aber keine Granaten dabei. Es war zum Rhythmus aufnehmen. Im Wettkampf möchte ich Richtung Hillsize runterfliegen.“
Auch er habe vom Material her noch Reserven, und das sei ganz wichtig. „Man hat ein Wettkampf-Set, einen Lieblingsanzug - so präsentiert man sich dann auch“, führte der Salzburger aus. „Das macht dann gleich einige Meter aus. Und das geht dann so schnell, wenn das Selbstvertrauen besser da ist und der Sprung besser und dann fliegst du auf einmal.“ ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen machte dafür auch zwei sehr gute Trainingstage vor WM-Beginn auf der Garmischer Großschanze verantwortlich.
„Alle vier haben auf der Schanze eine gute Form und wirken sehr beständig“, stellte der Steirer fest, für den Lamparter/Greiderer aktuell für den Teamsprint gesetzt sind. „Ich glaube, sie haben die Chance, einmal ganz vorne dabei zu sein.“ Favorit ist freilich Riiber. Der 23-Jährige geht nach seinen Normalschanzen-Siegen im Einzel und mit dem Team auf sein fünftes WM-Gold in Folge los. Mit Nummer fünf würde er mit Bjarte Engen Vik gleichziehen, dem norwegischen WM-Rekordhalter in der Kombination.
Titelverteidiger ist der Deutsche Eric Frenzel, in diesem Event hat es noch nie eine erfolgreiche Titelverteidigung gegeben. Jedenfalls wollen die deutschen Kombinierer endlich Heim-Gold, nachdem es im ersten Einzel keine Medaille gegeben hatte und es im Team wenige Sekunden vor den Österreichern nur zu Silber gereicht hat. Frenzel hat seit 2011 bei jeder WM Gold geholt, 2021 wäre es also das sechste Mal in Folge. Mit 16 WM-Medaillen liegt er nur eine hinter Männer-Rekordhalter Björn Dählie (NOR).