Bürgermeisterinnen sind immer noch die Ausnahme

Frauen sind in der Kommunalpolitik deutlich unterrepräsentiert: Österreichweit gibt es 91 Prozent Bürgermeister und nur neun Prozent Bürgermeisterinnen, wie aus dem SORA Gleichstellungsindex 2021 für den Städtebund hervorgeht. In Gemeinde- und Bezirksvertretungen liegt der Frauenanteil im Durchschnitt nur bei knapp einem Viertel.

Schaut man sich die 2.095 Gemeinden und 23 Wiener Bezirke (Stand Herbst 2020) an, sind nur neun Prozent der Gemeindeoberhäupter bzw. Bezirksvorsteher Frauen. Bei den ersten Stellvertretungen sind 19 Prozent weiblich. Knapp drei Viertel (72 Prozent) der Spitzen in Städten und Gemeinden sind ausschließlich männlich besetzt, es gibt dort also sowohl einen Mann als Bürgermeister (bzw. in Wien Bezirksvorsteher) als auch als ersten Stellvertreter. Der Fall, dass beide Frauen sind, kommt so gut wie nie vor - konkret in vier Gemeinden und einem Wiener Bezirk (0,2 Prozent).

Am schlechtesten schneidet hier laut SORA Tirol ab, wo 85 Prozent der Doppelspitzen in Städten und Gemeinden nur von Männern besetzt sind. Oberösterreich liegt mit 67 Prozent noch am besten, abgesehen vom Sonderfall Wien. In der Bundeshauptstadt gibt es ja einen männlichen Bürgermeister, der gleichzeitig auch Landeshauptmann ist. Auf Ebene der Wiener Bezirksvorsteher und ihren Stellvertretungen sind mehr Frauen präsent, der Anteil der ausschließlich männlichen Spitzen liegt aber immerhin noch bei 22 Prozent.

Insgesamt gibt es 197 Bürgermeisterinnen in Österreich. In Vorarlberg sind es sechs Bürgermeisterinnen (6,3 Prozent), in Salzburg acht (6,7 Prozent), in Kärnten zehn (7,6 Prozent) und im Burgenland zwölf (7 Prozent). Tirol kommt auf 17 Bürgermeisterinnen (6,1 Prozent), die Steiermark auf 22 (7,6 Prozent), Oberösterreich auf 48 (11 Prozent) und Niederösterreich auf 74 (13,8 Prozent). Wien mit einem Mann als Bürgermeister hat sieben Bezirksvorsteherinnen (30,4 Prozent).

In Gemeinde- und Wiener Bezirksvertretungen liegt der Frauenanteil nur bei durchschnittlich 24 Prozent. In 40 österreichischen Gemeinden ist keine einzige Frau im Gemeinderat vertreten.

Laut der Untersuchung zeigt sich, dass der Frauenanteil im Gemeinderat umso höher ist, je größer die Gemeinde ist. Unter 1.000 Einwohnern liegt der Frauenanteil im Schnitt bei 20 Prozent, in Gemeinden ab 100.000 Einwohnern bei 46 Prozent.

„Die Zahlen zeigen, dass es auf kommunaler Ebene noch großen Aufholbedarf gibt“, befand Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, in einer Stellungnahme. Gerade in der Kommunalpolitik würden Entscheidungen getroffen, die das unmittelbare Lebensumfeld betreffen, es müsse „selbstverständlich sein, dass die Hälfte der Wohnbevölkerung auch in politischen Entscheidungsgremien vertreten sind“. Es gehe nicht nur um eine „logische Teilhabe an Macht“, sondern auch eine „Steigerung der Qualität im Management einer Stadt oder Gemeindeverwaltung“. Die Wiener Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) meinte, es sei wichtig, Frauen Mut zu machen, in die Politik zu gehen.

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