Mayer mischt im Dreikampf um die Abfahrtkugel voll mit

Im Dreikampf um die Abfahrtskugel haben zwei der Protagonisten noch einmal kräftig Heimvorteil. Matthias Mayer, im Weltcup nach sechs der neun Rennen 48 Punkte hinter Beat Feuz und 70 vor Dominik Paris, muss am Freitag (11.20 Uhr/live ORF 1) und Samstag in Saalbach-Hinterglemm dem Schweizer möglichst viele Zähler abnehmen, um beim Finale in dessen Heimrevier Lenzerheide noch ums Kristall mitstreiten zu können. Beide haben aber auch den Südtiroler Paris im Auge.

Feuz rüttelt schon langsam am Thron von Franz Klammer, der insgesamt fünf Abfahrtskugeln gewann - von 1975 bis 1978 vier in Folge, sowie noch einmal 1983. Den vierten Erfolg en suite kann auch Feuz fixieren, von der Anzahl her würde er dann mit seinem Landsmann Didier Cuche gleichziehen. Für Österreich wäre es das erste Abfahrtskristall seit Klaus Kröll 2012.

Mayer rechnet auf der Schneekristall-Strecke, die oben einen technischen Teil mit Wellen und unten zwei große Sprünge bietet, mit einer „ziemlichen Hundertstelschlacht“. Was er zu tun hat, weiß der Doppel-Olympiasieger. „Es gibt nichts zu taktieren. Beat ist in einer sehr guten Form. Ich glaube, das wird er auch zeigen wollen. Es gibt sicher einfachere Gegner als ihn. Er war heuer ein paarmal knapp vor mir, ich hoffe, dass es sich ausgeht, dass ich knapp vor ihm sein kann.“

Was Feuz auszeichnet? „Sein Kampfgeist, sein Siegenwillen, seine Ruhe“, zählte Mayer auf. Und freilich der Vorsprung, den man erst einmal wettmachen muss. Und zugleich blickt der Kärnten auch nach hinten, wo Paris lauert. „Er ist in einer Topform, das hat er gezeigt, auch für ihn ist alles drinnen, ganz klar.“

Ins selbe Horn bläst Feuz. „Es sind noch drei Abfahrten, da ist noch viel offen, da kann noch sehr viel passieren. Das ist noch ein Drittel der Saison vor uns. Dominik würde ich definitiv nicht abschreiben. Wenn er zweimal gewinnt oder zweimal vor uns liegt, dann ist er voll im Kampf dabei. Ich glaube, dass das nicht nur ein Duell ist, sondern ein Dreikampf“, sagte der Schweizer nach dem Training am Donnerstag, das Paris gewann.

Für Feuz lief es weit besser als am Vortag, allerdings darf man sich nie sicher sein, wieviel Bluff dabei ist. „Heute war das Training tadellos, gestern habe ich mich überhaupt nicht wohlgefühlt. Wellen sind nicht so meine Stärke. Man kann aber nicht sagen, dass mir die Strecke überhaupt nicht liegt. Im Vorjahr war ich auf etwas verkürzter Strecke Zweiter. Aber 2015, als Mayer gewann, bin ich zwei Sekunden hintenachgefahren. Es ist also sehr viel möglich.“

Mit einer Kugelentscheidung bereits auf dem Zwölferkogel rechnet Feuz nicht. „Dass ich den Vorsprung auf über hundert Punkte ausbaue, bezweifle ich ehrlich gesagt. Was ich nicht hoffe, ist, dass Matthias hundert Punkte vor mir liegt vor Lenzerheide.“ Was die Vorteile von Mayer sind? „Sein Speed, seine Siege natürlich. Er ist nicht nur konstant, sondern er fährt sehr risikohaft, das zeichnet ihn aus. Er kann auf den schwierigsten Strecken sehr viel riskieren und gewinnt dann eben solche Rennen auch.“

Als dreifacher Gewinner der Abfahrtskugel und dem für ihn bescheidenen Saisonstart (Ränge 6, 3, 10) findet es Feuz „cool“, dass er noch um das Kristall mitkämpft. Der Gewinn beider Abfahrten in Kitzbühel und Platz zwei in Garmisch-Partenkirchen brachten ihn in die Pole Position. „Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet. Jetzt bin ich sogar leicht vorne. Aber ich verkopfe mich nicht deshalb, ich habe drei Kugeln, alles andere kommt, wie es kommt.“

Weltmeister Vincent Kriechmayr hat nach einer mäßigen Abfahrtssaison keine Chance mehr auf die Kugel, um die Podestränge will er auf der WM-Strecke von 2025 aber freilich fighten. „Natürlich will ich das, unser ganzes Team will das“, sagte der Oberösterreicher.

Das Geschehen um den Disziplinsieg verfolgt er gespannt mit. „Mothl ist in einer Superverfassung, ich würde es ihm wünschen. Aber es spricht auch vieles für Beat. Er war in den letzten vier, fünf Jahren das Maß aller Dinge. Wer auch immer sich durchsetzt, hat es sich verdient.“ Vielversprechende Trainingsleistungen zeigte aus dem ÖSV-Team auch Max Franz, der auf eine Fahrt hofft, wo mal „kein Blödsinn“ passiert. Für Freitag ist Niederschlag angesagt.

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