ÖSV-Adler sagen auf Großschanze Sieglosigkeit Kampf an
Bei der Vierschanzen-Tournee stets der Auftakt, bildet die große Schattenberg-Schanze bei den Weltmeisterschaften in Oberstdorf nun den Schlusspunkt im Skispringen der Männer. Am Freitag (17.00 Uhr, live ORF 1) geht es um die Einzel-Medaillen, exakt 24 Stunden später um jene in der Mannschaftskonkurrenz. Wie auf der danebenliegenden Normalschanze haben die Österreicher im Training aufgezeigt, im Grunde noch stärker und geschlossener. Ein Podestplatz scheint machbar.
Vom kleinen Bakken war allerdings schnell klar, wie schnell es auch in die andere Richtung gehen kann. Michael Hayböck wurde als Bester des ÖSV-Quartetts Siebenter. Nun ist er ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag nicht dabei, der Oberösterreicher ist am Donnerstag schon abgereist. Manuel Fettner scheiterte in der internen Qualifikation gegenüber Jan Hörl nur knapp. Der 35-Jährige ist noch ohne WM-Einsatz in Oberstdorf, bleibt als Ersatzspringer für den Teambewerb.
So kommen die besten vier Österreicher des Tournee-Springens vom 29. Dezember zum Einsatz. Beim Sieg des Deutschen Karl Geiger wurde da Stefan Kraft Sechster, Philipp Aschenwald Achter, Hörl Elfter und Daniel Huber 13. „Ich bin da bei der Tournee immer sehr gut reingestartet“, sagte Kraft, Oberstdorf-Sieger 2016. „Ich fühle mich immer sehr wohl da.“ Der Salzburger zeigte im Mittwoch-Training mit den Rängen 2, 1 und 9 auf, Huber mit 3,5 und 6, Aschenwald mit 10, 6 und 1, Hörl mit 8, 10 und 6.
Für Kraft war sein zweiter, gelungener Sprung im Mixed-Bewerb wichtig gewesen, auch wenn es auf der Normalschanze war. „Ich habe mich dann auch gleich auf der Großen zurechtgefunden.“ In Training und Qualifikation am Donnerstag ging es ihm ums Stabilisieren, um am Freitag bereit zu sein. Der 27-Jährige hat mit Mixed-Bronze nun vier Weltmeisterschaften in Folge immer angeschrieben, holte da in Summe zehn Medaillen, wobei es 2015, 2017 und 2019 jeweils zumindest zweimal geklappt hat.
Von daher müsste Kraft zum WM-Ausklang noch zuschlagen, wie er es auch am 28. Februar 2020 geschafft hat. Sein damaliger Weltcuperfolg in Lahti war der bisher letzte eines Österreichers, die Sieglosigkeit der ÖSV-Adler währt nun also schon länger als ein Jahr. Seither wurden 25 Weltcupspringen und die WM-Konkurrenz von der Normalschanze absolviert. Elf dieser 26 Bewerbe hat Halvor-Egner Granerud entschieden, der Norweger ist wegen eines positiven Corona-Tests am Freitag nicht dabei.
Huber hatte als bester Österreicher im Gesamt-Weltcup auf der WM-Normalschanze einen Fixplatz, für die Großschanze hat sich der Salzburger das Ticket sportlich erarbeitet. Froh war er, dass er sich nicht so viel zum Grübeln gegeben hatte wie auf der kleinen Schanze. „Ich habe mich grundsätzlich besser zurechtgefunden. Es sind eher Kleinigkeiten, damit es richtig abgeht und es ist gut, dass ich nicht das große Ganze anzweifeln muss“, berichtete der 28-Jährige.
Ein sehr gutes Gefühl nahm Aschenwald aus der ersten Trainingssession in die Qualifikation (Donnerstag, 17.30 Uhr) mit. „Es war aber noch bei jedem einzelnen Sprung Potenzial drinnen“, merkte der Tiroler an. „Ich arbeite darauf hin, im Wettkampf die Guten zuzulassen.“ Hörl kommt zu seinem ersten WM-Start im Allgäu, die langen Tage ohne Einsatz habe er u.a. mit Kraftprogrammen gefüllt. „Es ist eine Schanze, auf der ich ein gutes Vertrauen habe“, ließ der 22-Jährige wissen.
ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl hatte ein enges Rennen um die vier ÖSV-Startplätze vorausgesehen. „Wir haben nichts zu verlieren, können auf Angriff springen“, gab er dann als Devise aus. Normalschanzen-Weltmeister Piotr Zyla sowie seine polnischen Landsleute Dawid Kubacki und Kamil Stoch gingen es dafür defensiver an, sie ließen die erste Trainingssession am Mittwoch wie der Slowene Anze Lanisek aus. Titelverteidiger ist der deutsche Weltcup-Zweite Markus Eisenbichler.