Salzburger Landestheater zeigt neue „Zauberflöte“ im Stream

Das Streamingangebot läuft im wahrsten Sinne des Wortes gut für das Salzburger Landestheater. Vor allem international bekomme man mehr Aufmerksamkeit als erwartet. Somit kann man heute, Freitagabend, quasi von einer weltweiten Premiere von Christiane Lutz‘ Neuinszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ sprechen.

Internationale Beliebtheit kann das Werk ohnehin vorweisen, gilt die „Zauberflöte“ doch als eine der meist gespielten Opern - und als vor allem bei Kindern beliebtes Einsteiger-Werk. Ein heldenhafter Prinz, eine böse Königin als Widersacherin, magische Gegenstände, das ist der Stoff aus dem Märchen gemacht sind. Gerade in zeitgenössischen Inszenierungen wird sich aber besonders gerne auf den Transfer ins Hier und Jetzt gestürzt, und die Grabungen in den philosophischen und freimaurerischen Subtexten von Mozart und Emanuel Schikaneder können oft nicht tief genug sein.

Auf dieses Spielchen lässt sich Christiane Lutz jedoch nicht ein. Sie bedient sich an der klassischen Zauberflötenerscheinung und -symbolik: hohe, Efeu umrankte Tempelmauer, hieroglyphische Inschriften und Projektionen der vier Elemente (Bühne: Christian Tabakoff). Nicht erst August Everding bewies mit seiner Rekonstruktion der damals 200 Jahre alten Inszenierung der Hofoper unter den Linden in den 90ern, dass Altbewährtes oft am besten lohnt. Und so mag Lutz mit ihren langen Priestergewändern, der silbernen Giftschlange und den kosmischen Sternenbildern keinen neuen Weg bestreiten - auch wenn Papageno ihn in Sneakers entlang wandelt und die drei Knaben auf umgebauten E-Scootern fahren. Der Pfad ist jedoch ein sehr solider, was ihr vor allem mit Blick auf den Videostream, der aktuell die einzige Möglichkeit bietet, die Inszenierung zu sehen, in die Karten spielen sollte. Gewohntes wirkt via Bildschirm schließlich weniger befremdlich.

Besonders anfällig dafür, im Stream unterzugehen, ist auch die musikalische Leistung, die vor allem vom Endgerät des Heimpublikums abhängig ist. Vielleicht auch deshalb bot das Salzburger Landestheater, wenn auch unter strengen Auflagen, wenigen Journalisten die Möglichkeit, der Generalprobe beizuwohnen.

Tamino ist nicht nur Paminas Retter, sondern auch Musterknabe wenn es darum geht, Sarastros Prüfungen zu bestehen. Und genau so vorbildlich und heldisch ist auch David Fischer in seiner Rolle. Er mag dadurch nicht unbedingt klingen, als würde er die Schlange nicht alleine in den Griff bekommen, aber wer würde sich nicht gerne von drei so bezaubernd klingenden Damen wie Julia Moorman, Olivia Cosio und Verena Gunz retten lassen wollen. Mit deren Chefin, der Königin der Nacht, möchte man sich allerdings nicht anlegen, so messerscharf phrasiert Alina Wunderlin die Koloraturen. Leider lässt Dirigent Leslie Suganandarajah sie diese Karte nicht immer vollends ausspielen, dafür aber das Mozarteumorchester Salzburg, dem man die Spielfreude am Werk deutlich anhört.

Auch der Rest des Ensembles besteht die Prüfung beispielhaft. Papageno George Humphreys verlässt sich auf das komödiantische Potenzial des Vogelfängers. Den beäugt und besingt äußerst scharf und energetisch Franz Supper als Monostatos und nicht nur dem wiederum verdreht eine mädchenhafte und zugleich starke (darstellerisch wie stimmliche) Pamina (Jana Baumeister) den Kopf, was sich passender Weise auch in ihrem Kostüm spiegelt, einem rosa Hosenanzug. Darüber wacht mit väterlichem und gütigem Bass Andreas Hörl als Sarastro, den beinahe gar nichts aus der Ruhe bringen kann, außer die tieferen Partien.

Neun Euro kostet der Streamingzugang des Salzburger Landestheaters derzeit. Gut investiertes Geld für alle, die sich in diesen, nicht nur für die Kultur harten Zeiten in ferne Welten entführen lassen wollen, um dem irdischen Wahnsinn zumindest für zwei Stunden zu entfliehen.

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