ÖGB fordert von Regierung mehr Unterstützung für Frauen

„Die Frauen sind müde und erschöpft“, diese Bilanz zieht ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende Korinna Schumann anlässlich des bevorstehenden Frauentags nach einem Jahr Coronapandemie. „Frauen sind einer enormen Belastung ausgesetzt und haben Unglaubliches geleistet, aber sie sind jetzt müde und erschöpft“, sagte Schumann im APA-Interview. „Es wäre jetzt wichtig, aus diesem Tief und dieser Talsohle herauszukommen“. Hier sei die Regierung gefordert.

Die Coronapandemie habe dazu geführt, dass die Frauenarbeitslosigkeit explodiert sei. Daneben hätten Frauen auch noch Kinderbetreuung, Homeschooling oder die Pflege von Angehörigen gestemmt. „Die Frauen sind am Limit und der Druck ist enorm. Die Regierung kann hier nicht länger wegschauen. Klatschen allein reicht nicht, denn Frauen sind massiv armutsgefährdet“, warnt Schumann.

Am wichtigsten seien Maßnahmen am Arbeitsmarkt, spezielle Konjunkturpakete und der Ausbau der Kinderbetreuung inklusive Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Jahr. Der Ausbau der Kinderbetreuung würde nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Vollzeitbeschäftigung für Frauen ermöglichen. „Wir brauchen Arbeitsmarkpakete, die Frauen neue Jobchancen ermöglichen“, so Schumann. Was die Regierung bisher geliefert habe, sei zu wenig, kritisiert die Gewerkschaftsvertreterin. Als Beispiel nennt sie eine Pflegestiftung, in der Frauen (und natürlich auch Männer) speziell für Pflegeberufe ausgebildet werden.

„Es braucht neue Ideen und Formen, um die Frauen aus der Krise zu führen, etwa auch Ausbildungen im IT-Bereich und Green-Jobs.“ Entscheidend sei eine gute und individuelle Beratung. Auch dafür müsse Geld in die Hand genommen werden, fordert Schumann.

Sie warnt vor der Gefahr, dass die Gesellschaft durch die Lockdowns in alte Rollenklischees zurückfalle. Es sei als selbstverständlich angenommen worden, dass Frauen viele Aufgaben übernehmen, ihre Arbeitsstunden reduzieren und sogar ihre Jobs kündigen. Der daraus entstandene Einkommensverlust wirke sich in weiterer Folge auch auf die Pension aus und mache Frauen noch abhängiger. Frauen brauchen daher ein „existenzsicherndes Einkommen“.

„Die Maßnahmen der Regierung sind sehr halbherzig. Die Frauen werden beklatscht, aber Ankündigungen alleine sind zu wenig. Wir sehen noch keine essenziellen Schritte“, so Schumann. Sie fordert unter anderem eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes von 50 auf 70 Prozent des letzten Nettoeinkommens, denn Frauen, die aus der Teilzeit in die Arbeitslosigkeit schlittern, bekommen extrem wenig Arbeitslosenunterstützung. „Die öffentliche Hand ist gefordert“, es sei auch wichtig, dass man sich aus der Krise heraus investiere und nach Ende der Pandemie nicht sofort Sparpakete schnüre.

Je länger die Pandemie dauert, desto klarer zeige sich: Die Maßnahmen der Regierung greifen besonders für Frauen nicht - hier brauche es deutlich mehr Anstrengung, um die Frauen nicht aus dem Arbeitsmarkt zu drängen. „Es muss jetzt endlich gehandelt werden, damit Frauen und speziell Alleinerziehende nicht in die Armut abrutschen. Wir werden alle weiteren Schritte der Regierung daher genau unter die Lupe nehmen und einem Fairness-Check unterziehen.“ Ohne den Einsatz von Frauen wäre das öffentliche Leben in Österreich am Höhepunkt der Coronakrise kollabiert. Die Pandemie habe einmal mehr gezeigt, „dass es Frauen sind, die das System am Laufen halten“.

Zum Home Office sagt Schumann: „Home Office ist gekommen, um zu bleiben.“ Mit dem Gesetz dazu sei vieles gelungen. „Home Office ist aber kein Ersatz für Kinderbetreuung. Wir wollen keine Zustände wie vor 100 Jahren, als die Frauen arbeiteten und die Kinder unter dem Tisch spielten.“ Es werde in den kommenden Monaten und Jahren in Bezug auf Home Office noch vieles zu evaluieren sein. „Wir müssen uns die ganzen Auswirkungen erst anschauen, etwa in Bezug auf die Karrierechancen, wenn man nicht mehr sichtbar ist“.

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