Kriechmayr gewinnt Saalbach-Abfahrt vor Feuz und Mayer
Die Nummer eins ist Vincent Kriechmayr momentan wie auf den Leib geschneidert. Nach der WM in Cortina raste der Oberösterreicher auch in der ersten Abfahrt im Weltcup mit solch einem Starttrikot zum Sieg. Er triumphierte am Samstag auf der WM-Strecke von 2025 in Saalbach-Hinterglemm vor dem Schweizer Beat Feuz (+0,17 Sek.) und Matthias Mayer (0,27). Feuz geht mit 68 Zählern Vorsprung auf den Kärntner in die Kugelentscheidung beim Finale auf der Lenzerheide.
Nach der Absage der Abfahrt am Freitag wegen Nebels, bei der zum Zeitpunkt des Abbruchs der Südtiroler Dominik Paris (Samstag Vierter) vor Kriechmayr und Mayer geführt hatte, kehrte das Schönwetter rund um den Zwölferkogel zurück. Nach Arbeiten mit dem Pistengerät war die Rennspur weniger eisig als erhofft, die Auflage präsentierte sich den Rennläufern aber in gutem Zustand. Und Kriechmayr gelang eine ähnlich perfekte Fahrt wie am Vortag. Es war sein insgesamt neunter Weltcupsieg sowie der dritte in dieser Saison nach den beiden Super-G in Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen.
„Es war schwieriger, als es ausgeschaut hat. Bei mir schaut es immer recht einfach aus, aber ich habe wirklich kämpfen müssen. Es war eine wirklich sehr gute Fahrt, ähnlich wie gestern, aber Kleinigkeiten findet man immer“, sagte Doppelweltmeister Kriechmayr. Er habe versucht, sich von der Körpersprache, von der Linie her ständig am Limit zu bewegen. In der Abfahrt das Rennen zu eröffnen sei kein Problem. „Solange man bei Neuschnee nicht Schneepflug ist. Wir haben letzte Woche hier trainiert. Mich hat von der Kurssetzung und vom Gelände her nichts mehr überrascht.“
Nach der bisher nicht nach Wunsch verlaufenen Abfahrtssaison, bei der die Goldmedaille scheinbar die Trendwende einleitete, gehe es nun leicht von der Hand. Er habe, bevor Kritik aufkomme, auch bestätigen wollen, dass er kein Zufallsweltmeister sei. „Danke an den Servicemann, wir arbeiten wirklich hart, dass wir da den Anschluss finden. Da haben alle einen guten Job gemacht.“
Das konnte auch Mayer von sich behaupten, auch wenn sich der Rückstand auf Feuz im Kristallgefecht vergrößerte. Für den Kärntner war es der fünfte Abfahrtspodestplatz im Weltcup in Serie. „Das ist sicherlich sehr positiv. Ich wäre in Garmisch gern vier Hundertstel schneller gewesen und heute gern elf. Aber es ist kein Wunschkonzert“, sagte der Doppel-Olympiasieger, der damit jeweils vor Feuz klassiert gewesen wäre. „Ich kann mit meiner Fahrt zufrieden sein, ich war wirklich am Limit. Ich habe alles gegeben und kann mir nichts vorwerfen. Beat ist top gefahren, Vinc ist top gefahren. Es geht einfach auf einem Superniveau weiter.“
Natürlich wäre er gern vor Beat gewesen, aber es überwiege „die Freude über den großen Sport, den wir da alle zusammen zeigen“. Theoretisch sei der Kugelgewinn, es wäre der erste für Österreichs Herren seit 2012 in der Abfahrt durch Klaus Kröll, noch möglich. „Aber ich glaube, der Abfahrtsweltcup ist weg, Beat lässt sich das sicherlich nicht mehr nehmen. Ich muss das gewinnen oder Zweiter werden und Beat muss es komplett vergeigen. Ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird.“
Feuz musste nach einem Missgeschick beim Anschieben eine Aufholjagd starten. Nach 19 Sekunden Fahrzeit hatte er sieben Zehntel Rückstand. „Ich habe den Stock verloren beim ersten und zweiten Stockschub und dann sogar den kleinen Finger aus dem Handschuh verloren, der war irgendwo eingeklemmt. Und ich bin eh schon bekannt als kein Schnellstarter. Dann habe ich Risiko genommen, bin gut gefahren und habe viel aufgeholt.“
Gratulieren ließ er sich nur zu Platz zwei. „Was die Kugel betrifft, ist noch sehr vieles offen. Der Fokus bleibt. Ich fahre auch nicht für die Kugel Skirennen. Ich fahre Skirennen, weil es mir Spaß macht und ich bei den Weltbesten mitmischen will. Entweder gibt es dann eine Kugel, oder es gibt keine.“ Lachen muss Feuz, wenn Mayer sagt, dass sich Beat das nicht mehr nehmen lasse. „Das sagt er schon, als ich sieben Punkte vor ihm war oder so was. Da hat er schon gesagt, das hol‘ ich beim Feuz nicht mehr auf. Spielereien!“
Das mannschaftlich starke ÖSV-Ergebnis - Max Franz wurde Fünfter (+0,79) und Otmar Striedinger Siebenter (+0,85) - befeuerte auch den Herren-Weltcup. Die Schweiz hat als führende Nation nur noch 82 Zähler Vorsprung auf Österreich. Punkte gab es auch für Daniel Danklmaier (14.), Daniel Hemetsberger (16.) und Debütant Maximilian Lahnsteiner (30.).
„Das tut wieder gut. Das Niveau ist sehr hoch, dass da vorne gefahren wird, da bin ich sehr froh, dass ich mit ein bisschen Abstand dabei bin. Es war eine Fahrt ohne Fehler, ich bin vielleicht nur etwas zu hart gefahren“, erklärte Franz. „Es wäre noch mehr drinnen gewesen. Ich hatte einen Fehler, aber der Speed passt“, sagte Striedinger.