Kickl-“Vorspiel“ bei Anti-Corona-Demos in Wien

Die Teilnehmer der Anti-Corona-Demo am Heldenplatz haben am Samstag bereits vor der für 15.00 Uhr angekündigten Kundgebung im Prater ein spontane Rede von FPÖ-Klubchef Herbert Kickl auf einer kleinen Bühne zu hören bekommen. In der von ihm als „Vorspiel“ bezeichneten Darbietung sprach er von „Corona-Stahlhelmen in den Regierungsbüros“ und „Schmuddel-Typen“ in den Ministerien. Der blaue Klubobmann wetterte gegen „eine Regierung, die am Rande der Verrücktheit tanzt“.

Die Untersagungen einiger Demonstrationen im Vorfeld seien „alle klar rechtswidrig“, es gehe nur darum, Kritiker mundtot zu machen. „Regierungskritik ist kein Verbrechen“, meinte er, „sondern in Zeiten wie diesen so etwas wie eine demokratische Bürgerpflicht“.

„Das Ganze ist so schräg und irr, dass es kein Hollywood-Regisseur erfinden könnte“, kritisierte Kickl etwas Nasenbohrertests für Schüler und Reisewarnungen innerhalb Österreichs. All das sei einer Demokratie unwürdig. „Ich sehe keinen einzigen Alu-Hut, von dem die immer daherfaseln, die Träger der Corona-Stahlhelme in den Regierungsbüros“, griff Kickl abermals zu äußerst deftigen Worten. Auch sprach er von „Schmuddel-Typen“ in den Ministerien.

Bei der Kundgebung waren noch zahlreiche weitere Nationalratsabgeordnete der FPÖ anwesend. „Ich bin gerne auf der Seite der Bösen, wenn es darum geht, uns unsere Rechte zurückzuholen“, betonte etwas Dagmar Belakowitsch. „Kurz ist es, der mit seinen Schergen unser Land ruiniert“, befand Generalsekretär Michael Schnedlitz. „Auf in diesen friedlichen Kampf, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, das da lautet: Kurz muss weg.“

Danach setzt sich die Kundgebung wieder in Bewegung, vom Heldenplatz strömten die Demonstranten durch das Burgtor zurück auf den Ring. Kurz vor 14.00 Uhr wurde die Exekutive beim Maria-Theresien-Platz tätig und löste die dortige Versammlung auf, berichtete Polizeisprecherin Barbara Gass.

Bei der Gegendemo von linker Seite wurden eine kurz nach 12.00 Uhr bereits rund 200 Teilnehmer im Votivpark gesichtet, die meisten mit Rad für die anschließende Fahrraddemo. Die Anti-Corona-Aktivisten hatten zunächst einen ersten Treff im Resselpark bei der Karlskirche, wo Shirts verteilt wurden.

Von dort hatten sich die Aktivitäten auf den Ring verlagert, dort gab es Zulauf von weiteren Demonstranten, die mit Reisebussen zum Ort des Geschehens gebracht worden waren, unter anderem mit dem Kennzeichen von Amstetten in Niederösterreich. Einige hundert Manifestanten waren da bereits zu sehen, auch die Polizei war bereits im Einsatz und kontrollierte Masken und Abstand - woraus sich erste Diskussion mit den Demonstranten ergaben.

Aus Lautsprechern ertönte beim Maria-Theresien-Platz die österreichische Bundeshymne, Transparente mit den Slogans „Kurz muss weg“ und einige Österreich-Fahnen wurden bei blauem Himmel geschwungen. Vonseiten der Landespolizeidirektion wurde an die Bürger appelliert, Demonstrationen, die nicht angemeldet wurden, fern zu bleiben. Reinhard Schnakl, stellvertretender Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, hatte am Freitag davor gewarnt, dass sich bei diversen Corona-Demos Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker tummeln.

Die Wiener Linien reagierten auf die Lage: Unter anderem wurden die Straßenbahnlinien D und 71 zwischen Schwarzenbergplatz und Börse eingestellt, die Linie 1 umgeleitet, ebenso die Linie 2, die nicht mehr zwischen Ring, Volkstheater und Schwedenplatz fuhr. Der ÖAMTC berichtete der APA, dass für den Individualverkehr gelte, die Innenstadt komplett zu meiden und auf die U-Bahn zu setzen, bereits am frühen Nachmittag waren die Auswirkungen der Demonstration auch außerhalb zu bemerken, etwa entlang der Süd-Ost-Tangente und am Ring.

Für 15.00 Uhr hat die FPÖ zu einer Kundgebung als „Solidaritätsveranstaltung“ geladen. Unter dem Motto „Demokratie, Grundrechte und Freiheit“ will Kickl auch dort eine Rede halten. Die Veranstaltung der FPÖ wurde rechtzeitig angemeldet und auch nicht untersagt, hieß es auf Anfrage der APA bei der Polizei.

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