Kaum Frauen in Chefetagen der österreichischen Börse-Firmen

Österreich ist bei der Besetzung von Vorstandspositionen mit Frauen weiterhin ein Schlusslicht in Europa. In den an der Wiener Börse notierten Unternehmen sind lediglich 17 von 225 Vorstandspositionen (7,6 Prozent) mit Frauen besetzt. Nur Luxemburg ist mit vier Prozent noch schlechter aufgestellt als Österreich. Eine ähnliche Unterrepräsentanz zeigt sich in den 200 umsatzstärksten Unternehmen des Landes, dort liegt der Geschäftsführerinnenanteil bei niedrigen neun Prozent.

In den 20 Unternehmen des ATX waren Anfang Jänner 2021 überhaupt nur 6,8 Prozent Frauen in den Vorständen. Damit bildet Österreich im europäischen Vergleich gemeinsam mit Luxemburg (4,2 Prozent) das Schlusslicht und rangiert deutlich unter dem EU-Schnitt (19,3 Prozent) sowie hinter Ländern wie Deutschland (13,5) oder Italien (13,1). Das geht aus dem Frauen-Management-Report der Arbeiterkammer (AK) hervor.

Dieser zeigt gleichzeitig ganz deutlich, dass Quoten wirken. Der Frauenanteil an Aufsichtsräten in den quotengebundenen, börsennotierten Unternehmen hat sich seit Einführung einer verbindlichen Quote von mindestens 30 Prozent signifikant von 22,4 auf 32,3 Prozent gesteigert. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der quotenpflichtigen Unternehmen erfüllen bereits den Mindestanteil von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat, 29,6 Prozent davon erreichen sogar einen Anteil von 40 Prozent und mehr. Der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder in den nicht-quotenpflichtigen börsennotierten Unternehmen liegt im Jänner 2021 hingegen bei vergleichsweise niedrigen 18,3 Prozent.

Dass Österreich im Hinblick auf die Gleichberechtigung von Frauen in der Wirtschaft Aufholbedarf hat, machen auch andere Vergleich deutlich: Im Global Gender Gap Report 2020 des Weltwirtschaftsforums (WEF) erreicht Österreich in der Frage der wirtschaftlichen Partizipation von Frauen unter 157 Ländern lediglich den 86. Rang.

Um das „Patriarchat“ im Vorstand aufzubrechen, sollte der Gesetzgeber für börsennotierte Unternehmen eine Mindestbeteiligung von Frauen vorsehen, fordert die AK. Im Schnitt besteht dort ein Unternehmensvorstand aus drei Personen, künftig sollte wenigstens eine dieser Positionen mit einer Frau besetzt sein. Von einer derartigen Regelung wären derzeit 44 Unternehmen umfasst, von denen gegenwärtig nur ein Viertel, also elf Unternehmen, zumindest eine Frau im Vorstand aufweisen. Damit würde der Frauenanteil nach jetzigem Stand auf immerhin 22,2 Prozent und damit das Dreifache des aktuellen Niveaus (7,6 Prozent) angehoben werden und es würden mindestens 33 Spitzenpositionen für Frauen entstehen. Bei einer Anwendung dieser Vorstandsquote auf die umsatzstärksten 200 Unternehmen des Landes, sind es 76 Positionen für Frauen und eine Steigerung des Frauenanteils von neun auf 21,3 Prozent, rechnet die AK vor.

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