Wirtschaft

Cyta-Chef: „Die Händler müssen wieder ins Verdienen kommen!“

Erich Pechlaner ist gelernter Banker. Bei der Volksbank war er zuletzt Geschäftsführer im Leasingbereich, beim Projektentwickler BOE war er Prokurist und Verkaufsleiter. Seit 1995 ist er Geschäftsführer des Cyta, das zur Rutter-Immobilien-Gruppe (RIG) – dem größten Shoppingcenter-Betreiber Westösterreichs – gehört.
© Foto Rudy De Moor

Die Ohrfeige für den stationären Handel durch die Pandemie schmerze, meint Erich Pechlaner, Geschäftsführer der Cyta.

Das Einkaufszentrum Cyta präsentiert sich seit etwa einem Dreivierteljahr in neuem Look. Was wurde alles gemacht?

Erich Pechlaner: Das Cyta wurde 1993 eröffnet. Mit den Modernisierungsschritten 2019/2020 wurde dem Einkaufszentrum ein völlig neues zeitgemäßes Design gegeben. So war beispielsweise die Form der Hauptmall unter der Glaskuppel vieleckig, nun ist es eine Rundung. Der Mall-Verlauf wurde bewusst begradigt. Auch die Verglasung der Kuppel wurde erneuert, dies hat energetisch enorme Vorteile im Sommer: Trotz Sonnenschein bleiben die Temperaturen angenehm. Insgesamt wurden 25 Millionen Euro investiert.

Was hat sich bei den Shops verändert?

Pechlaner: Uns ist es gelungen eine Vielzahl neuer Shop-Partner ins Haus zu bringen. Zudem konnte Müller auf einer Großfläche angesiedelt werden. Speziell Müller zieht viele neue Kunden an. Dem Thema Gastronomie kommt jetzt deutlich mehr Bedeutung zu, mit L’Osteria ist auch hier ein richtiger Magnetbetrieb entstanden.

War sie zuvor unterrepräsentiert?

Pechlaner: Das nicht, aber es hat die Vielfalt, das besondere Ambiente gefehlt. Nun findet man die Erlebnisgastronomie mit einem gehobenen Ambiente in der L’Osteria, Neni’s bietet das breitgefächerte Angebot eines typischen Gasthauses an, Perfect Grill steht für schnelles Essen, Mr. Wang für asiatisches Essen mit Buffet und dann gibt es auch noch Best Kebap am Freigelände. Diese Betriebe leiden am meisten unter der Pandemie. Ich frage mich, warum man getestet zum Frisör gehen darf, aber nicht zum Essen. Unter bestimmten Bedingungen müsste es doch möglich sein, die Tagesgastronomie zu öffnen – wenn die Inzidenzzahlen stimmen. Sobald es eine Lösung gibt, dass man getestet essen gehen kann, wird die bestehende Corona-Teststation im Haus erweitert, auch dafür sind wir startbereit.

Kommt der Umbau der Cyta bei den Kunden an?

Pechlaner: Bereits im vergangenen Herbst lag die Frequenz an vielen Tagen über ehemaligen Weihnachtsfrequenzen. Wir sehen dies als positive Antwort unserer Kunden zum getätigten Umbau. Nach dem letzten Lockdown wurde der Handel am 8. Februar mit toller Frequenz und Umsätzen wieder gestartet. Diese Umsätze müssen allerdings im Lichte überdurchschnittlicher Rabattierungen gesehen werden. Der Handel hat dabei nichts verdient. Die Händler müssen wieder ins Verdienen kommen, damit ihre Betriebe überleben können. Jetzt wurden eigentlich nur die Lager für die Frühjahrsware geleert.

Wie hat die Pandemie den Handel verändert?

Pechlaner: Der stationäre Handel hat durch die Lockdowns eine ordentliche Ohrfeige bekommen, der Internethandel unverdient eine gewaltige Dynamik. Das tut weh. Wir im stationären Handel müssen jetzt den Leuten wieder Lust auf das Einkaufserlebnis machen. Da fehlt uns natürlich noch die Gastronomie, denn während dem Einkaufen einen Kaffee zu trinken oder essen zu gehen, das gehört dazu. Ebenso wie die Begrüßung, Beratung sowie die große Auswahl und Atmosphäre im stationären Handel. Das sind alles Dinge, mit denen wir gegen Mitbewerber im Internet punkten können. Es kann mir doch niemand erzählen, dass das Öffnen eines Pakets einer Online-Bestellung ein nahezu erotisches Erlebnis ist. So wird es gerne dargestellt, dies ist aber nicht die Realität, das können wir besser.

Aber es wird ja nicht jeder vom Einkauf im Internet begeistert sein?

Pechlaner: Der ein oder andere hat während der Lockdowns mitbekommen, wie wichtig der regionale Handel ist. Denn die Grundversorgung war gesichert. Daher glaube ich, dass die Menschen mehr Wert aufs Einkaufen in der Region legen. Bei ganz jungen Kunden, die mit Online-Shopping aufgewachsen sind, wird die Überzeugungsarbeit Richtung stationärer Handel schwierig werden. Ältere, welche Corona-bedingt eventuell erstmals im Internet eingekauft haben, werden leichter vom stationären Handel wieder einzufangen sein. Darin sehe ich eine wichtige Aufgabe, sobald wir wieder in der Normalität angekommen sind.

Das Gespräch führte Frank Tschoner.

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