Dutzende Tote bei Protesten gegen Junta in Myanmar

In Myanmar sind bei erneuten Protesten Augenzeugen und Medienberichten zufolge mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen. Nach Informationen von „Myanmar Now“ sollen sogar mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen sein. Am offiziellen Gedenktag der Armee war es in weiten Teilen des Landes zu Demonstrationen gegen die Junta gekommen. Dabei sollen Militärangehörige und Polizisten mit scharfer Munition und gezielten Kopfschüssen gegen unbewaffnete Zivilisten vorgegangen sein.

Nach der jährlichen Parade in der Hauptstadt Naypyidaw sagte der Chef der Junta, General Min Aung Hlaing im staatlichen Fernsehen: „Die Armee will sich mit der ganzen Nation zusammentun, um die Demokratie zu sichern.“ Gewalthandlungen, die die Stabilität und Sicherheit beeinträchtigen würden, seien unangebracht. Er wiederholte sein Versprechen Wahlen abzuhalten, nannte aber kein Datum. Tags zuvor hatte es im staatlichen Fernsehen eine Drohung gegen die Demonstranten gegeben. „Sie sollten lernen, dass man Gefahr läuft, in den Kopf und den Rücken geschossen zu werden“, hieß es über den Sender MRTV.

Dass diese Drohungen mehr als ernst zu nehmen sind, beweisen die jüngsten Todesfälle. Allein in Mandalay sollen 13 Menschen getötet worden sein, mindestens 9 waren es in der Metropole Yangon als Sicherheitskräfte das Feuer eröffneten. Auch in anderen Teilen des Landes starben Medienberichten zahlreiche Menschen bei Protesten.

Unter den Opfern in Yangon soll ein 21-jähriger Zivilist namens Chit Bo Nyein sein. Nyein habe in dem Teeladen seiner Familie ausgeholfen, als er erschossen worden sei, sagte ein Familienangehöriger der Deutschen Presse-Agentur. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bisher knapp 3070 Menschen festgenommen. Mindestens 328 wurden laut AAPP getötet.

„Dieser Krieg ist erst zu Ende, wenn wir ihn gewonnen haben“, sagte ein Aktivist, der anonym bleiben wollte, bei einer Demo in der Nähe der berühmten Sule-Pagode in der größten Stadt Yangon. „Wir hören nicht auf, bis es Freiheit und Gerechtigkeit gibt.“ Das Militär Myanmars habe Schande über sich gebracht, indem es auf „unbewaffnete Zivilisten“ geschossen habe, schrieb der britische Botschafter Dan Chugg auf Twitter.

An der Parade nahm auch der russische Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin teil. Laut Staatsagentur Tass wollen Russland und Myanmar ihre Beziehungen verstärken. Beide Staaten wollten eine militärische und militär-technische Zusammenarbeit entwickeln, so Tass. Myanmars Oberbefehlshaber, Min Aung Hlaing, sagte laut der britischen BBC, dass Russland ein wahrer Freund sei.

Seit dem Militärputsch gibt es fast täglich Proteste gegen die Machtübernahme. Die Demonstranten fordern Demokratie sowie die Freilassung der festgesetzten De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte bei der Wahl im November einen erdrutschartigen Sieg gefeiert. Das Militär erkennt diesen jedoch nicht an, da es nach seiner Darstellung Wahlbetrug gegeben haben soll, und entmachtete Anfang Februar die zivile Regierung.

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