Literatur

„Sich erfinden und durchstreichen“: Tiroler Norbert Gstrein erhält Literaturpreis

Vielfach ausgezeichnet: Norbert Gstrein wird am 3. Juni 60 Jahre alt. Sein Roman „Der zweite Jakob“ ist im Februar erschienen.
© Oliver Wolf

Der Tiroler Schriftsteller Norbert Gstrein bekommt den Düsseldorfer Literaturpreis.

Düsseldorf – Norbert Gstrein erhält für seinen im Februar dieses Jahres erschienenen Roman „Der zweite Jakob“ (Hanser Verlag) den Düsseldorfer Literaturpreis. Das gab die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf, die den Preis heuer zum 20. Mal vergibt, gestern bei einer Online-Veranstaltung mit dem Tiroler Schriftsteller bekannt. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Marcel Beyer, Michael Köhlmeier und Marion Poschmann.

Gstreins neuer Roman „macht auf eine grandiose Weise im Wechsel von Selbst- und Fremdbeschreibung deutlich, welch ein seltsames Palimpsest die Biographie eines Menschen ist. Er führt zu Filmdrehs nach New Mexiko, auf eine Ranch in Montana, in eine großbürgerliche Wohnung in Innsbruck und hoch in tief verschneite Berge. Nichts stimmt mit Jakob in diesem durch und durch stimmigen Roman“, begründete der Literaturkritiker Hubert Winkels als Mitglied der siebenköpfigen Jury die Wahl. Gstreins Protagonist „Jakob ist eine leere Figur, die sich in immer neuen Erzählungen und Dementis selbst erfindet und zugleich durchstreicht“.

Mit dem Düsseldorfer Literaturpreis werden Werke gewürdigt, die inhaltlich und formal Bezug auf andere Kunstformen nehmen. Verliehen wird die Auszeichnung am 20. Mai – voraussichtlich im Rahmen einer Online-Veranstaltung.

Der gebürtige Ötztaler Norbert Gstrein zählt zu den renommiertesten deutschsprachigen Gegenwartsliteraten. Er lebt in Hamburg. Am 3. Juni dieses Jahres wird er 60 Jahre alt. Für seinen Roman „Als ich jung war“ wurde er 2019 mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Bereits im Jahr davor bekam er für sein bisheriges Schaffen den Kunstpreis der Stadt Innsbruck zugesprochen. Am 9. April hätte er „Der zweite Jakob“ in der Bibliothek des Innsbrucker Ferdinaneums präsentiert. Die Veranstaltung musste Corona-bedingt abgesagt werden. Bei den 50. Rauriser Literaturtagen (7. bis 11. April) wird Gstrein am 10. April mit Michael Köhlmeier eine Doppellesung bestreiten. Sie wird ab 20 Uhr auf www.rauriser-literaturtage.at live übertragen. (jole)

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