Gerichtssplitter

Bei Demo festgenommen: Drogendeals nach Jahren bestraft

Mit einem überaus kniffligen Fall war gestern am Landesgericht ein Schöffensenat konfrontiert. So sollte bereits 2015 ein 42-Jähriger in den Schmuggel und die Beschaffung von insgesamt 73 Kilogramm Cannabis aus Portugal involviert gewesen sein. Pech: Der dahinterstehende Großdealer war 2019 in Innsbruck verhaftet worden und hatte darauf eine so genannte Lebensbeichte abgelegt, bei der er den Ermittlern sein internationales Drogennetzwerk offengelegt hatte.

Aufgrund genauer Aufzeichnungen geriet so auch der 42-Jährige ins Visier der Fahnder, konnte aber erst heurigen Jänner nach Fahndung bei einer Demonstration in Wien festgenommen werden. Meist hatte der Angeklagte nämlich in Portugal gelebt. Als Motiv für die Belastungen machte der 42-Jährige einen Streit um die Freundin im Jahr 2003 geltend.

Dem Schöffensenat stieß bei der Erklärung aber auf, dass der Angeklagte nicht mehr wusste, ob sie Simone oder Sigrid geheißen hatte. In einer Videoaussage korrigierte der inhaftierte Großdealer als Zeuge zwar teils die Art der Beteiligung, blieb aber bei seinen Aussagen. Bei einem Strafrahmen von bis zu 15 Jahren ergingen so nicht rechtskräftig drei Jahre Haft. Das Gericht glaubte an die Lebensbeichte des Großdealers. Die Angaben bezüglich aller Komplizen waren da nämlich bislang zutreffend. Dazu hatte er sich durchs Beichten selbst schwer belastet.

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Um eine Abgabenhinterziehung von nicht weniger als 1,5 Millionen Euro ging es gestern am Landesgericht. Angeklagt war der Seniorchef eines Oberländer Tischlerbetriebs – er und sein (nicht angeklagter) Sohn waren nicht gerade inkognito mit Firmenlogo an den Jacken zum Prozess erschienen. Wegen Schadenswiedergutmachung und Beitrag zur Wahrheitsfindung blieb die Strafe mit zur Hälfte bedingten 310.000 Euro im Rahmen. Die Firma wurde mit Verbandsgeldbuße über 310.000 Euro (258.000 Euro bedingt, jeweils nicht rechtskräftig) belegt. (fell)