„Green Care“

Pflege als zweites Standbein für Bauernhöfe bewährt sich

113 landwirtschaftliche Betriebe in Österreich haben bereits eine soziale Ausrichtung.
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Vom Demenzhof über Behinderten- bis hin zur Kinderbetreuung reicht das Sozial-Angebot der 113 „Green Care“-Betriebe in Österreich.

Wien – Rund zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung leben am Land. Zugleich ist der ländliche Raum am stärksten von der Abwanderung junger Menschen betroffen. Denn obwohl die Alten- und Kinderbetreuung in Österreich in den vergangenen Jahren sukzessive ausgebaut wurde, gibt es am Land in diesen Bereichen teils noch Lücken. Als Projekt der ländlichen Entwicklung gibt es seit sechs Jahren das “Green Care“-Programm des Landwirtschaftsministeriums und der Landwirtschaftskammern. Damit sollen unter anderem Sozial-Angebote am Land ausgeweitet werden, neue Einkommensmöglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe sowie Wertschöpfung und Arbeitsplätze geschaffen werden.

113 Bauernhöfe nehmen aktuell österreichweit an „Green Care“-Projekten in 12 verschiedenen Bereichen teil. Die Angebote sind vielfältig und gehen von naturnaher Bildung am Hof, tierunterstützter Therapie, Betreuung von Demenzerkrankten, Altenpflege, Reittherapie bis zur Kinderbetreuung. Unter anderem für in bäuerliche Betriebe eingeheiratete Frauen sieht Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) zudem die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. „Viele Frauen, die Bauern heiraten, kommen aus Pflegeberufen und finden durch ‚Green Care‘ die Möglichkeit, sich zu verwirklichen und ihren Beruf auszuüben“, sagte Köstinger bei einer Online-Pressekonferenz.

Laut einer Erhebung des Wifo von 39 zertifizierten „Green Care“-Betrieben zeigen sich durch die Initiative positive Effekte für die ländlichen Regionen. So seien 568 direkt damit verbundene Arbeitsplätze geschaffen worden, die regionale Wertschöpfung betrug 11,3 Mio. Euro. „Indem Bauernhöfe flexible Angebote der Kinder- und Altenbetreuung schaffen, erhöhen wir die Familienfreundlichkeit der Regionen, unterstützen die Erwerbstätigkeit von Frauen am Land und bremsen somit die Abwanderung“, so Köstinger.

Aufholbedarf im Bereich „Green Care“ gibt es noch in Tirol. Hierzulande gibt es laut dem Landwirtschaftsministerium bislang vier Betriebe mit sozialer Ausrichtung.

Die österreichische Green-Care-Initiative wurde heuer von der EU mit dem Europäischen Rural Inspiration Award ausgezeichnet. (ecke)