Süchtige haben seit Pandemie-Beginn mehr konsumiert
Die Pandemie ließ viele Menschen tiefer in die Abhängigkeit schlittern. Beratung und Betreuung wurden in Tirol vor einem Jahr reformiert.
Innsbruck – Alkohol, illegale Drogen, Nikotin und immer öfter auch Computer oder Internet – Sucht kann verschiedene Formen haben. Eines haben alle gemein: Meist leiden die Betroffenen und ihr Umfeld stark unter der Abhängigkeit. Ihrer Beratung und Betreuung nimmt sich hierzulande der Verein Suchthilfe Tirol an, welcher vor einem Jahr durch die Fusion des Vereins Suchthilfe BIN und der Suchtberatung Tirol entstanden ist. Schnell und effizient sei das Angebot, sagte gestern die zuständige Landesrätin Gabriele Fischer bei einer Pressekonferenz.
Mit 1,8 Millionen Euro fördert das Land die neu geschaffene Struktur. „Wir sind mit einem guten Budget ausgestatet, arbeiten flächendeckend und professionell“, betonte der Psychiater und Obmann des Vereins Suchthilfe Tirol, Christian Haring. „Jetzt finden Betroffene viel leichter Hilfe.“
2500 Abhängige oder deren Angehörige wurden laut Geschäftsführer Wolfgang Sparber bereits betreut. Die Hälfte der Fälle standen in Zusammenhang mit Alkohol, ein Drittel mit illegalen Substanzen, zehn Prozent mit Nikotin und rund acht Prozent mit Spiel-, Internet- oder einer anderen ungebundenen Sucht. „Wir haben 71 unserer Klienten zu ihrem Konsumverhalten seit Beginn der Pandemie befragt“, sagte Sparber. „25 Prozent gaben an, mehr konsumiert zu haben, etwa aus Langeweile oder wegen wachsender Sorgen. Bei 13 Prozent nahm der Konsum ab.“
Johannes Anzengruber, Sozialreferent der Stadt Innsbruck und als solcher auch Vorstandsmitglied des Vereins Suchthilfe Tirol, betonte gestern in einer Aussendung die große Bedeutung von Prävention und Beratung im Umgang mit Abhängigkeiten. Besonders hinsichtlich der Drogenthematik müssten aber auch andere Maßnahmen ergriffen werden. „Volle Härte gegen Dealer“, forderte er.
Welche nachhaltigen Auswirkungen Corona auf den Suchtmittelkonsum habe, lasse sich laut Soziallandesrätin Fischer noch nicht final abschätzen. „Umso wichtiger, dass wir schon vor einem Jahr die nötige Struktur geschaffen haben.“ (bfk)
Zahlen & Fakten
25 Prozent der Süchtigen haben seit Beginn der Pandemie mehr konsumiert. Das ergab eine Befragung von 71 Klienten des Vereins Suchthilfe Tirol. Nur 13 Prozent davon gaben an, im vergangenen Jahr weniger konsumiert zu haben.
Ängste und Sorgen sind laut Suchthilfe Tirol häufige Gründe, warum der Suchtmittelkonsum zugenommen hat. Aber auch Langeweile spielt eine Rolle.
Mit Alkoholsucht sind die Mitarbeiter des Vereins Suchthilfe Tirol am häufigsten konfrontiert. Die Hälfte aller Klienten leidet an dieser Abhängigkeit. Ein Drittel ist süchtig nach illegalen Substanzen, zehn Prozent nach Nikotin. Acht Prozent weisen Spiel- oder andere ungebundene Süchte auf.
Die 43 Mitarbeiter des Vereins Suchthilfe Tirol betreuen in allen neun Bezirken rund 2500 Betroffene und Angehörige. Im vergangenen Jahr gab es 2400 so genannte Kontakte innerhalb von Gruppen und 14.000 so genannte Einzelkontakte.