Aktion „Talente-Vermehrung“ in Schwaz: Kreativer Weg zu Spenden
Der Schwazer Pfarrer Rudolf Theurl spornt dazu an, aus einer kleinen Gabe eine große Hilfe zu schaffen.
Von Eva-Maria Fankhauser
Schwaz – Er ist bekannt für seine große Hilfsbereitschaft, aber auch für seine unkonventionelle Art und seinen Ideenreichtum. Daher wundert es nicht, dass der Schwazer Pfarrer Rudolf Theurl nicht einfach Spenden sammelt und um Geld bittet, sondern genau das Gegenteil tut: Er gibt Geld aus, um später mehr zurückzubekommen.
Die so genannte TalenteVermehrung der Pfarre St. Barbara in Schwaz hat ihren Ursprung in der Bibel. „Von einem Gutsherrn bekommt der eine fünf Talente, der andere zwei und der letzte eines – je nach ihren Fähigkeiten. Diese Talente, also das Geld, sollen sie vermehren“, erzählt Pfarrer Theurl. Genau so macht er es auch. Er verteilt an Einzelpersonen, Unternehmen oder an die Stadtgemeinde 5, 10 oder 20 Euro. „Was sie daraus machen, das ist ihre Sache. Aber da gibt es immer wieder tolle Ideen“, sagt der Seelsorger. Ende Juni läuft dann die Frist ab und Theurl hofft, dass die Leute ihre „Talente vermehrt“ haben und ihm etwas zurückgeben. Vom Handwerker bis zum Bischof nutzt er sein großes Netzwerk und hofft so auf eine breite Beteiligung. „Bei der Stadtpolitik ist man da immer sehr nett und bemüht. Aber dem Landeshauptmann habe ich heuer nichts geschickt. Denn er hat mir schon zwei Mal nichts retour gegeben“, scherzt Theurl.
Gerade in Zeiten von Corona ist die Talente-Vermehrung nicht so einfach. „Ein junger Mann hat angeboten, ein Fest im Pfarrhof zu machen: Er investiert sein Talent und will 50 Pizzen backen. Den Erlös will er dann als Spende an uns zurückgeben“, erklärt Theurl. Sich selbst einbringen, anderen eine Freude bereiten, etwas bewegen und dann noch Gutes tun – das ist das Ziel der Talente-Vermehrung.
Heuer wird die Aktion bereits zum 16. Mal veranstaltet. Im Vorjahr kamen insgesamt 57.000 Euro zusammen. „Ich hoffe, dass wir heuer zumindest in die Nähe dieses Betrags kommen“, sagt Theurl. Denn er hat Großes vor mit dem gesammelten Geld. Die Flüchtlingssituation in Moria lässt den Schwazer Seelsorger nicht los. Als er von den Demonstrationen in Innsbruck hörte, machte er sich dorthin auf den Weg. „Ich habe die Demonstranten beim Haus der Musik gefragt, was sie dort tun. Ich finde es sehr gut und wertvoll, wenn man mit solchen Aktionen Menschen aufmerksam machen will. Aber ich habe sie auch gefragt, was sie denn praktisch tun. Darauf gab es keine Antwort“, sagt Theurl. Die Demonstranten hätten dann auch ihn gefragt, was er denn tue. „Ich erzählte ihnen von meiner Talente-Vermehrung und dass ein großer Teil davon heuer in Milch und Medikamente für die Flüchtlingskinder von Moria verwendet wird“, erklärt der Pfarrer. Er will nämlich helfen und beteiligt sich daher an einem Caritas-Projekt.
Weiters sollen mit den Einnahmen durch die Talente-Vermehrung Lebensmittel für den Barbara-Laden gekauft und ein Wasserschaden in der Kirche saniert werden.