Visuelles zum Hören im Audioversum
Das Audioversum setzt zunehmend auf Gegenwartskunst, die das Thema Hören verhandelt.
Innsbruck –Steigt man die Klangtreppe hoch in Richtung Hauptraum, hört man sich über die Tasten eines Klaviers laufen. Oben angekommen, gibt es in der interaktiven Hauptausstellung neben einer Soundwall auch eine 3D-Reise mitten hinein ins Mittelohr. Natürlich werde das Audioversum in erster Linie als interaktive Erlebniswelt wahrgenommen, erklärt Leiterin Julia Sparber-Ablinger. Als solche wurde es auf Initiative von Med-El, dem Entwickler von implantierbaren Hörsystemen, 2013 eröffnet. Seit August 2019 leitet Sparber-Ablinger das „Science Center“ und mit ihr ist der Anteil an Gegenwartskunst im Haus beträchtlich gestiegen.
Inzwischen ist die akustische Hörwelt Teil des österreichischen Museumsbundes und des internationalen Museumsrats ICOM. Entwickelt hat Sparber-Ablinger dafür ein Konzept mitsamt hauseigener Sammlung. Diese umfasst mittlerweile 22 Werke, alle verhandeln über das Visuelle das Thema Hören. Seit November 2020 hängt im Bereich der Klangtreppe etwa Julia Bornefelds „Sentire“ (2015), von dem eine Version in Bronze seit Februar außerdem die Westfassade des nahegelegenen Ferdinandeums ziert. Neben dem Hören regt Bornefelds Objekt ein Nachdenken über alle Sinne an.
Weitere Zugänge in der Audioversum-Sammlung: Deborah Sengls Zeichnungsserie „Vom Hörensagen“ (2020) oder Nino Malfattis „9 zarte Klänge“ (1975); und die Sammlung soll, so Sparber-Ablinger, weiterwachsen. Dafür stehe ihr auch ein Ankaufbudget zu. Über die Höhe will die Museumsleiterin nicht sprechen, wohl aber darüber, dass sie mit ihrem Engagement nicht nur die Zusammenarbeit mit Tiroler Institutionen (mit dem Heart of Noise oder dem BRUX Freies Theater Innsbruck angedacht) fördern möchte, sondern auch Tiroler Kunstschaffende. Noch im Entstehen befindet sich zurzeit etwa Isabel Peterhans’ Comic „Funktionale Klänge“, mit dem im Eingangsbereich demnächst der Schwerpunkt „Kunst zum Hören“ starten soll.
Auch für die Soundgallery, einen Teil der Hauptausstellung, der ein 360-Grad-Sounderlebnis ermöglicht, will Sparber-Ablinger in Zukunft vermehrt heimische Künstlerinnen und Künstler gewinnen. Aktuell zeigt sie dort Arbeiten von Hellmut Bruch.
Die Werke der Sammlung sind aktuell im Haus verstreut, zieren auch Zwischenräume der 1500 Quadratmeter großen Erlebniswelt und könnten dort zwischen interaktiven Stationen schnell übersehen werden. Mit speziellen Audioguides, die per QR-Codes am Handy funktionieren, will man dagegenwirken. Mit Deborah Sengl plant Sparber-Ablinger 2022 eine raumgreifende Installation. Diese wird dann auch zentral, im Raum für Sonderausstellungen, zu sehen sein. Bis Ende 2021 läuft dort die Schau „Wir hören Vinyl!“. Mit hauseigenem Podcast. (bunt)