Kinderschutzzentrum

Hilfe für Kinder in Bedrängnis im Tiroler Oberland

Bürgermeister Stefan Weirather, Vermieter Hansjörg Gottstein, Geschäftsführerin Petra Sansone und Landesrätin Gabriele Fischer (v. l.) eröffneten gestern das neue, größere und hellere Imster Kinderschutzzentrum.
© Alexander Paschinger

Das Kinderschutzzentrum in Imst zog in neue, größere Räumlichkeiten. Auch im Bezirk Imst registrieren die Behörden wieder einen Anstieg bei den Gefährdungsmeldungen.

Imst – Hinter dem Geschäftsgebäude rechts herum und über die Rampe hinein: Das Kinderschutzzentrum Imst ist umgezogen. Vom Imster Stadtplatz zum Gottstein-Areal an der Tiroler Bundesstraße 3 am Westende von Imst. Dort stehen dem Team neue, größere und hellere Räumlichkeiten zur Verfügung – auf 300 Quadratmetern gibt es nun mehrere Gruppen- und Therapieräume. Das Kinderschutzzentrum Imst ist eine Beratungsstelle für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche in den Bezirken Imst und Landeck – und eine von fünf Einrichtungen neben der Innsbrucker Zentrale sowie weiteren Regionalstellen in Lienz, Reutte und Wörgl.

„Mit den größeren Räumlichkeiten können nun auch Psychotherapien in Kleingruppen durchgeführt werden. Außerdem konnten wir auch personell aufstocken und zusätzlich eine Mitarbeiterin einstellen sowie die Arbeitszeit einer weiteren Mitarbeiterin erweitern“, erklärt Petra Sansone, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH, der Dachorganisation für alle Kinderschutzzentren Tirols. Insgesamt sind vier Mitarbeiterinnen in Imst tätig. Im vergangenen Jahr wurden hier Psychotherapien im Ausmaß von 68 Stunden sowie Prozessbegleitungen im Ausmaß von 60 Stunden durchgeführt. Insgesamt fanden 920 Beratungen statt. „Im Jahr 2020 suchten 677 Klientinnen und Klienten Rat und Hilfe im Kinderschutzzentrum Imst“, informiert Sansone.

„Gerade jetzt während der Pandemie können Familien schwierige Zeiten durchmachen. Aufgestaute Sorgen und Ängste sollten sich keinesfalls im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen entladen“, betont der Imster Stadtchef Stefan Weirather. Das Referat Jugendwohlfahrt der Bezirkshauptmannschaft Imst vermeldete zwar im vergangenen Jahr einen Rückgang bei den Gefährdungsmeldungen von 165 im Jahr 2019 auf 118, doch sagt die Statistik hier nicht alles aus: „Da waren nämlich Kindergärten und Schulen oft geschlossen“, interpretiert Weirather die Reduktion. Tatsächlich registriert nämlich die Referatsleiterin der Jugendwohlfahrt in der BH Imst, Miriam Floriani, dass Gefährdungsmeldungen seit Jahresbeginn wieder zunehmen: In der ersten Zeit der Pandemie hätten viele Nachbarn und Beobachter wohl wegen beengter Wohnverhältnisse und angespannter Situation durch Lockdowns weggeschaut. Inzwischen reagiere man aber zu Recht wieder sensibler.

„Kinder sind das Wertvollst­e, das eine Gesellschaft zu bieten hat, gleichzeitig sind sie aber die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft und brauchen daher besonderen Schutz vor Gewalt. Wir alle tragen Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen“, betont die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige LR Gabriele Fischer und verweist auf die UNO-Kinderrechtskonvention: „Jedes Kind hat das Recht, in Sicherheit und Geborgenheit, frei von Not und Gewalt aufzuwachsen.“ Gewalt und Gewaltschutz würden daher alle betreffen und „wir müssen hinschauen“, appelliert die Landesrätin. Fast jedes dritte Mädchen sei mit sexualisierter Gewalt konfrontiert – „das ist nicht ein Teil-, sondern ein Großproblem“. Dabei handelt es sich um „hochsensible Bereiche, die von den Mitarbeiterinnen Fingerspitzengefühl und Erfahrung erfordern“, erklärt Sansone. Vor allem, wenn Missbrauch – wie zum allergrößten Teil – im unmittelbaren familiären Umfeld stattfindet.

Die Angebote richten sich an Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr, deren Bezugspersonen sowie Menschen, die beruflich oder privat mit dem Thema Gewalt und Vernachlässigung von Kindern konfrontiert sind. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen werden Hilfsmaßnahmen erarbeitet, um einen Ausstieg aus der Gewaltsituation zu ermöglichen und vor weiteren Gewalterfahrungen zu schützen.

Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym. (TT, pascal)

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