Erster Weltkrieg: „Schneidiges Verhalten im mörderischen Luftkampfe“
Im Doppelsitzer ohne Fallschirm lag die Überlebensdauer der Kampfpiloten im Ersten Weltkrieg im Schnitt bei vier Monaten. Historiker suchen Material über Tiroler Angehörige der Luftwaffe.
Von Alexandra Plank
Innsbruck – Die Kampfpiloten im Ersten Weltkrieg hatten nicht den Ruf der Ritter der Lüfte, wie jene im Zweiten. Sie waren aber die wahren Hasardeure. „Erst 1918 wurden die Flugzeuge mit Fallschirmen ausgestattet, die Überlebensdauer der Kampfpiloten lag bei durchschnittlich vier Monaten. Die Mehrzahl wurde nicht abgeschossen, sondern stürzte ab“, sagt der Tiroler Historiker Thomas Albrich. Der Heldenmut habe darin bestanden, sich in die Kisten zu setzen.
Mit Nikolaus Hagen erforscht er nun den Luftkrieg über Tirol (1915–1918). Sie interessieren sich vor allem für aus Tirol stammende Angehörige der k. u. k. Fliegertruppe. Dafür suchen sie private Dokumente, Briefe, Fotos usw. 2019 ist von den Forschern das Buch „Österreich-Ungarns Fliegerasse im Ersten Weltkrieg“ erschienen. Jetzt wollen sie das spannende Thema mit Blick auf Alttirol und Vorarlberg vertiefen.
Ein aufwändiges Projekt, so Albrich, denn bisher seien nur jene 50 Fliegerasse gewürdigt worden, die fünf oder mehr Luftsiege erreichten. „Uns interessiert alles, was mit der Militärluftfahrt in Tirol vor 1918 oder Tirolern zu tun hat, die in den Luftstreitkräften dienten. Wer Unterlagen hat oder mündliche Überlieferungen kennt, soll sich bitte melden.“ Auch das Bodenpersonal sei wichtig, so Albrich. Doch welche Bedeutung kam dem Luftkampf im Ersten Weltkrieg zu? Die Zahl der im Süden eingesetzten Flieger war zwar überschaubar, zeitweise gab es aber heftige Auseinandersetzungen. 1915/16 führten österreichische Flieger von Südtirol aus noch offensiv Angriffe auf Padua, Verona und Mailand durch. 1918 gab es mehrere Luftangriffe der Italiener auf Bozen und einen auf Innsbruck. An diesem Vorstoß waren nur vier Flugzeuge beteiligt, dennoch löste er große Unruhe bei der Bevölkerung aus. „Wir kennen schon knapp 80 Tiroler und Vorarlberger Feldpiloten und Beobachteroffiziere, die versuchten, feindliche Angriffe abzuwehren. Der erfolgreichste war der Innsbrucker Hauptmann Raoul Stoisavljevic“, so Albrich.
Ein weiterer, Stabsfeldwebel Anton Überbacher aus Bozen, errang im Mai 1918 seinen 7. und 8. Luftsieg und erhielt „für sein schneidiges Verhalten vor dem Feinde im mörderischem Luftkampfe“, laut Zeitungsbericht, die Goldene Tapferkeitsmedaille. Erst gegen Kriegsende wurden die Piloten geehrt. Zuvor flogen sie Doppelsitzer. „Vorne saß der Pilot, der wie ein Taxler den Beobachteroffizier transportierte.“ Stürzte der Flieger ab, wurde oft nur der Offizier genannt.
✉️ Material an kontakt@luftfahrtruppen.at oder Thomas.Albrich@uibk.ac.at erbeten. Homepage: www.luftfahrtruppen.at