Eingefrorene Gesichter: Schau von Marco Szedenik in Innsbruck
„Phänomenologisches Setting“ in fünf Teilen von Marco Szedenik in der Innsbrucker Galerie Thomas Flora.
Von Edith Schlocker
Innsbruck – Seine Personale sei sozusagen „ein mikropandemisches Reflexionsszenario“ in der Form eines auf den Erkenntnissen des Philosophen Edmund Husserl basierenden phänomenologischen Settings, schreibt Marco Szedenik in seinem Begleittext zur Schau. Der klar macht, dass es sich hier um Kunst handelt, auf die man sich einlassen muss. Wenn auch die fünf Werkgruppen, die der 60-jährige Gironcoli-Schüler vorführt, ganz unterschiedlich schwer verdaulich sind.
Am leichtesten wohl die in wunderbarer Souveränität auf mittelgroße Papiere hingeschriebenen Kohlezeichnungen. Die ganz im real Naturhaften verortet sind, wenn auch reduziert zur rhythmisch verdichteten Struktur. Wenn der Künstler etwa in üppige Kürbisäcker hineinzoomt oder seinen Blick über weite, von frühabendlichen Himmeln überspannte Landschaften schweifen lässt. Als sperrige vierteilige Installation kommt dagegen Szedeniks „Großer Wagen“ daher. Als Deichsel gibt es einen Föhrenast, die gemalte Welt im Zentrum ist durch die Pandemie gefroren, eingeklemmt zwischen den rostigen Konstanten „Dazwischen“ und „Jetzt“.
„Starr ob der Missstände auf der Welt“ sind auch die Gesichter der von Szedenik hyperrealistisch porträtierten Philosophen, angefangen mit Petrarca über Wittgenstein bis Sloterdijk. Unter jedem der 18 Köpfe hängt ein serielles Bildgedicht, in denen es u. a. um Klimawandel, Migration, Freude und natürlich Corona geht. Jeweils komplettiert durch ein „Beside Painting“ auf Würstl- karton. Entstanden vor bzw. während der Pandemie, wobei die Frage, was wann entstanden ist, ein Rätsel bleibt.